New York – US-Notenbankchef Ben Bernanke hat am Freitag die Hoffnungen auf ein Eingreifen der Fed neu befeuert und den US-Börsen damit Schub verliehen. Bernanke hatte in seiner Eröffnungsrede auf dem Notenbank-Symposium eine dritte Runde umfangreicher Anleihenkäufe nicht ausgeschlossen. Allerdings hatte sich der oberste Währungshüter der USA auf keine konkreten Schritte festgelegt. Der Dow Jones Industrial ging mit einem Aufschlag von 0,69 Prozent auf 13.090,84 Punkte in das feiertagsbedingt verlängerte Wochenende. Binnen Wochenfrist hat das Börsenbarometer damit allerdings um 0,51 Prozent nachgegeben.
Der umfassendere S&P 500-Index legte am Freitag um 0,51 Prozent auf 1.406,58 Zähler zu. An der Technologiebörse Nasdaq verbuchte der Composite Index einen Kursgewinn von 0,60 Prozent auf 3.066,96 Zähler. Der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 0,67 Prozent auf 2.772,24 Punkte vor.
Weil sich viele Markteilnehmer von der Bernanke-Rede eindeutigere Signale erhofft hatten, hatten die Indizes kurzfristig ihre Gewinne deutlich abgebaut und zum Teil sogar in die Verlustzone gedreht. Dann aber setzte sich die positive Interpretationsvariante durch, wonach die Fed das Startsignal für neue Massnahmen bald geben könnte. «Die erste Reaktion des Marktes war Enttäuschung, auch weil Bernanke auf die Probleme rund um einen Anleihenkauf hinwies», sagte Marktanalyst Christoph Schmidt von der N.M.F. AG. Bernanke war in seiner Rede ausführlich auf die Gefahren eingegangen, die das weitere Fluten des Marktes mit billigem Geld mit sich bringen. Dabei habe der Notenbank-Chef am Ende aber doch «die Tür für eine dritte Runde der geldpolitischen Lockerung weit offen gelassen», sagte ein Marktexperte in den USA.
Bereits in zwei Wochen trifft sich nun der Fed-Offenmarktausschuss zu seiner nächsten Zinssitzung. Dann könne bereits eine konkrete Ankündigung folgen, schrieb das einflussreiche Wirtschaftsblatt «The Wall Street Journal». Damit könnte sich die Geschichte wiederholen, denn vor zwei Jahren hatte Bernanke ebenfalls in Jackson Hole – allerdings äusserst vage – das zweite Anleihenkaufprogramm (QE2) angedeutet, das dann drei Monate später tatsächlich gestartet wurde.
Kurz vor der Rede waren zudem zahlreiche neue Konjunkturdaten veröffentlicht worden, die ein gemischtes Bild der aktuellen Wirtschaftslage in den Vereinigten Staaten zeichneten und in die Entscheidung der Fed mit einfliessen dürften: So hatte sich die Stimmung der US-Einkaufsmanager in der Region Chicago im August stärker eingetrübt als erwartet. Demgegenüber hatte sich das von der Universität Michigan gemessene Verbrauchervertrauen nach vorläufigen Zahlen im August überraschend stark verbessert. Zudem waren die Industrieaufträge im Juli stärker gestiegen als von Experten vorhergesagt.
Von Unternehmensseite blieb die Nachrichtenlage hingegen dünn. Den Dow führten Intel mit einem Zuwachs von 2,31 an. Im S&P erholten sich First Solar nur moderat von den deutlichen Vortagesverlusten. Die Papiere kletterten um 1,47 Prozent auf 19,99 US-Dollar, nachdem sie am Donnerstag um fast 19 Prozent eingeknickt waren. Das Unternehmen hatte die Lieferungen von Solarmodulen an das im Bau befindliche weltgrösste Photovoltaikwerk in Arizona bis Januar einstellen müssen.
Aktien von US Airways rückten um zweieinhalb Prozent vor, nachdem eine Fusion mit dem Wettbewerber American Airlines näher zu rücken scheint. Derzeit gewähren sich beide Unternehmen gegenseitig Einblick in die Bücher.
Für die Anleger von Facebook-Aktien hatte der letzte Handelstag vor dem Wochenende wieder eine Enttäuschung parat: Sorgen um das Werbegeschäft drückten den Kurs des sozialen Netzwerkes auf ein Rekordtief bei 18,03 Dollar, am Ende schlossen die Titel mit minus 5,24 Prozent bei 18,08 Dollar. Zum Börsengang im Mai hatten die Aktien mit 38 Dollar noch mehr als doppelt soviel gekostet. Auslöser des neuerlichen Kursrutsches war eine Studie der Marktforschungsfirma eMarketer. Die Experten hatten ihre Wachstumsprognosen für Facebook im Vergleich zum Februar deutlich zurückgenommen. (awp/mc/pg)