New York – Der Dow Jones hat am Mittwoch dank der Aussicht auf weiter billiges Geld von der US-Notenbank auf einem Rekordhoch geschlossen. Voraussichtlich schwache Konjunkturdaten aus der grössten Volkswirtschaft der Welt dürften im Verlauf der Woche bremsende Massnahmen der US-Notenbank Fed weiter nach hinten verschieben, hiess es in New York. Der Index erreichte im Verlauf bei 15’750,29 Punkten einen zuvor nie erreichten Stand und schloss mit einem Plus von 0,82% bei 15’746,88 Punkten. Der breitere S&P-500-Index gewann 0,43% auf 1’770,49 Punkte, blieb aber knapp unter seinem bisherigen Bestwert. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 fiel hingegen um 0,10% auf 3’385,38 Punkte.
Die Daten der ersten Schätzung des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal der US-Wirtschaft werden am Donnerstag schwächer erwartet als im Vorquartal, die Arbeitslosenquote (Freitag) dürfte Schätzungen von Ökonomen zufolge leicht zulegen. «Die geldpolitische Drosselung wird später kommen als der Markt derzeit erwartet», sagte ein Zinsstratege in London. Investoren wägen seit Monaten den Einfluss von Konjunkturdaten auf die Massnahmen der Fed ab – schwächere Daten erhöhen nach ihrer Lesart die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed die Finanzmärkte längere Zeit mit viel Geld flutet. «Die Fed hat keinen Grund zur Eile, den Märkten die Unterstützung zu entziehen», sagte ein anderer Portfoliomanager in London. Ein dazu nötiges höheres Wirtschaftswachstum, eine niedrigere Arbeitslosigkeit sowie höhere Inflationsraten seien noch nicht in Sicht.
Microsoft legen nach Spekulationen um Chef weiter kräftig zu
Auf Unternehmensseite legten Microsoft an der Dow-Spitze weiter kräftig zu und gewannen 4,14%. In Medienberichten hiess es, der Marktführer bei Desktop-Betriebssystemen nähere sich einer Lösung bei der Suche nach einem neuen Chef. Amtsinhaber und Bill-Gates-Nachfolger Steve Ballmer hatte nach über 13 Jahren an der Spitze im August seinen Rückzug binnen zwölf Monaten angekündigt.
Aktien von Tesla brachen um 14,50% ein, nachdem der kalifornische Elektroautobauer die Erwartungen von Analysten enttäuscht hatte. Mit der Rekordzahl von 5’500 ausgelieferten Elektrolimousinen des Model S blieb der Konzern hinter den hoch gesteckten Erwartungen von 7’000 Stück zurück. Im Gesamtjahr planen die Kalifornier nun einen Absatz von 21’500 ein – im vergangenen Jahr waren es lediglich 2’650 gewesen.
21st Century Fox und Time Warner mit Zahlen
Die Aktien des Medienkonzerns 21st Century Fox von Rupert Murdoch gaben 0,50% ab. Unter anderem wegen Startkosten zweier neuer Fernsehsender war der Gewinn im ersten Geschäftsquartal um 44% gegenüber dem gleichen Zeitraum vor einem Jahr gefallen. Damals aber hatte der Verkauf einer Tochterfirma das Ergebnis erheblich aufgehübscht.
Branchenkollege Time Warner hatte in seinem dritten Jahresviertel beinahe anderthalb mal so viel wie im Vorjahreszeitraum verdient. Die Aktien gaben dennoch 0,79% ab. An der Kinokasse und im Verlagsgeschäft waren die Einnahmen gesunken, im Fernsehgeschäft hingegen gestiegen. Insgesamt stagnierte der Umsatz bei 6,9 Mrd USD.
Abercrombie & Fitch rutschen ab – Twitter-IPO wirft Schatten voraus
Für die Papiere von Abercrombie & Fitch ging es 13,52% nach unten. Die Modefirma macht nach konzernweit schwachen Verkäufen die Läden ihrer Tochter Gilly Hicks dicht. Die Marke selbst soll aber bestehen bleiben. Im gerade abgeschlossenen Geschäftsquartal war der Umsatz des Konzerns um zwölf% geschrumpft. Aktionäre von Chesapeake Energy sahen ihre Anteile 6,79% im Minus, nachdem der Energiekonzern zwar die Produktion gesteigert und Kosten gesenkt hatte, wegen der strapazierten Bilanz aber weiter Teile verkaufen will.
Vor dem mit Spannung erwarteten Börsengang des Kurznachrichtendienstes Twitter mussten die Aktien von Branchenkollegen zunächst Federn lassen. Facebook verloren 1,88%, die Titel vom Karrierenetzwerk LinkedIn sanken um 1,67%. Twitter will mit seinem Debüt gut 2 Mrd USD einsammeln und damit den grössten Börsengang eines Internetkonzerns nach Facebook im vergangenen Jahr hinlegen. Bislang liegt die offizielle Angebotsspanne zwischen 23 und 25 USD je Aktie – laut verschiedenen Medienberichten könnten aber sogar bis zu 28 USD aufgerufen werden. Der Online-Kurznachrichtendienst könnte den Berichten zufolge bereits am Donnerstag an der Wall Street starten. (awp/mc/upd/ps)