New York – Der unerwartet deutliche Rückgang der Inflation hat am Mittwoch an den US-Börsen insbesondere den Technologiewerten weiteren Schwung verliehen. Die aktuelle Teuerungsrate in Höhe von drei Prozent ist die niedrigste seit etwas mehr als zwei Jahren. Zwar scheint laut Analyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen nun vonseiten der US-Notenbank Fed eine moderate Zinserhöhung zum Ende dieses Monats dennoch so gut wie sicher zu sein, darüberhinausgehende Zinserhöhungserwartungen aber könnten einen Dämpfer erhalten.
Der Leitindex Dow Jones Industrial baute seine jüngsten Gewinne etwas aus und legte um 0,25 Prozent auf 34’347,43 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 gewann 0,74 Prozent auf 4472,16 Zähler.
Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,24 Prozent auf 15’307,23 Punkte nach oben. Er notiert mittlerweile auf dem Niveau von Januar 2022 und profitierte damit besonders von dem deutlichen Rückgang der Anleiherenditen nach Veröffentlichung der Preisdaten. Denn fallen die Zinsen, werden auch die zukünftigen Gewinne der Tech-Unternehmen am Markt wieder höher bewertet.
Marktanalyst Thomas Altmann von QC Partners sprach von einem «ersehnten Befreiungsschlag». Die Fed werde die Daten als Bestätigung ihres geldpolitischen Kurses werten. Erstmals seit Ende 2021 liege die Kerninflationsrate wieder unter 5 Prozent. «Die klassische Inflationsrate scheint sich im Ziel-Bereich der Fed einzupendeln. Jetzt dürfen die Börsianer hoffen, dass die Fed nur noch maximal einmal an der Zinsschraube dreht», so Altmann.
Unter den Einzelwerten sorgten die Aktien von Domino’s Pizza mit einem Anstieg von 11 Prozent für Furore. Damit waren sie der mit Abstand beste Wert im S&P 500. Der Essenslieferant hatte eine neue globale Vereinbarung mit dem Fahrdienst-Vermittler und Essenslieferanten Uber bekannt gegeben. Sie soll es Kunden ermöglichen, Domino’s-Produkte auch über die Apps Uber Eats und Postmates zu bestellen. Die Uber-Papiere gewannen 0,4 Prozent.
Die Titel von VMware zogen um 2,8 Prozent an. Der Halbleiterkonzern Broadcom steht bei der Übernahme des Unternehmens kurz vor der kartellrechtlichen Genehmigung durch die Europäische Union. Damit würde der Weg frei für die auf 61 Milliarden US-Dollar bezifferte, weltweit grösste Übernahme eines Cloud-Computing-Unternehmens. Dafür hat sich Broadcom zu Verhaltensmassregeln verpflichtet, um Konkurrenten einen faireren Wettbewerb zu ermöglichen. Die Aktien von Broadcom legten um 0,9 Prozent zu.
Die Anteilscheine von Nvidia stiegen um 3,5 Prozent. Beim bevorstehenden Börsengang des Chipdesigners Arm könnte einem Pressebericht zufolge der weltweit teuerste Halbleiterkonzern eine grössere Rolle spielen. Beide Unternehmen verhandeln darüber, Nvidia als Ankerinvestor für den geplanten Börsengang in New York an Bord zu holen, wie die «Financial Times» unter Berufung auf informierte Personen berichtete.
Der Eurokurs profitierte klar von dem unerwartet deutlichen Rückgang der Inflation in den USA und erreichte das höchste Niveau seit Frühjahr 2022. Im späten US-Devisenhandel stieg der Euro auf 1,1134 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1022 (Dienstag: 1,0989) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9073 (0,9100) Euro.
Auch am Markt für US-Staatsanleihen sorgten die Teuerungsraten für ordentlich Bewegung. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) zog um 0,86 Prozent auf 112,22 Punkte an. Die Rendite für zehnjährige Treasuries sackte im Gegenzug auf 3,86 Prozent ab. (awp/mc/ps)