New York – Der US-Aktienmarkt hat sich am Donnerstag erneut weitgehend unbeirrt von der Krise in der Ukraine gezeigt und Gewinne bei den Standardwerten eingefahren. Der breite S&P-500-Index markierte im Verlauf ein weiteres Rekordhoch bei 1881,84 Punkten – auch auf Schlusskursbasis stand ein neuer Höchstwert. Angesichts des an diesem Freitag anstehenden offiziellen Arbeitsmarktberichts der US-Regierung konnten Zahlen vom Arbeitsmarkt bereits am Donnerstag die Laune der Anleger heben. In der Krim-Krise schwand trotz verhärteter Fronten und ersten Sanktionen die Sorge vor einer militärischen Eskalation. Der Dow Jones Industrial stieg 0,38 Prozent auf 16 421,89 Punkte. Der S&P 500 gewann 0,17 Prozent bei 1877,03 Punkten. Der technologielastige Nasdaq 100 gab hingegen 0,17 Prozent nach auf 3720,93 Punkte. Alle drei grossen Indizes steuern auf Wochensicht damit auf Gewinne zu.
Die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren in der vergangenen Woche unerwartet stark gefallen. Mit Blick auf den Arbeitsmarktbericht werteten Anleger das als positives Zeichen, sagten Händler. Die Entwicklung am Jobmarkt gilt der US-Notenbank Fed als wichtige Entscheidungshilfe, wie schnell sie unter anderem die Reduzierung ihrer Anleihekäufe fortsetzt. «Wir schaffen Arbeitsplätze, das Wirtschaftswachstum ist positiv, das Gewinnwachstum zeigt einen positiven Trend und die Inflation ist relativ niedrig», sagte ein Portfoliomanager in Chicago. Es könne zwar einiges noch viel besser laufen – aber die grundlegenden wirtschaftlichen Trends zeigten nach oben.
In der Krim-Krise gab es unterdessen von Seiten der USA und der Europäischen Union (EU) erste Sanktionen. Das prorussische Regionalparlament auf der Schwarzmeerhalbinsel Krim hatte sich für ein schnelles Referendum der Bevölkerung und den Anschluss an die russische Föderation ausgesprochen. Die EU beschloss am Abend erstmals nach dem Kalten Krieg einen folgenreichen Sanktionsplan gegen Russland und will Kreml-Chef Wladimir Putin damit zu Gesprächen mit der Ukraine bewegen. Dieser hatte den Westen vor Sanktionen gewarnt. Börsianer werteten eine militärische Eskalation zwar zunehmend als unwahrscheinlich. Ein Marktstratege aus Minneapolis warnte jedoch, dass die Krise wieder aufflammen und zu einer Belastung für die Börsen werden könnte.
Auf Unternehmensseite war an der Wall Street der Einzelhandelssektor nach Zahlen bewegt. Bei Aktien von Kroger schmolzen anfängliche Gewinne in sich zusammen, am Schluss stand ein Minus von 0,71 Prozent. Die Lebensmittel-Supermarktkette hatte allerdings mit dem Gewinn je Aktie im vierten Quartal die Analysten positiv überrascht. Auch der Umsatz war stärker ausgefallen als gedacht. Klar negativ hingegen war das Bild bei Papieren von Costco, die 2,76 Prozent absackten. Im vergangenen zweiten Geschäftsquartal hatte die Grosshandelskette weniger verdient als erwartet.
Noch deutlich schmerzlicher traf es die Aktionäre von Staples – mit 15,26 Prozent Verlust rauschten ihre Papiere klar ans Ende im Nasdaq 100. Der Spezialist für Büroartikel sieht das fünfte Quartal in Folge seine Erlöse schrumpfen und will die Kosten nun um 500 Millionen Dollar kappen, unter anderem durch die Schliessung von bis zu 225 Läden. Bei der Baumarktkette Home Depot sorgten die schwachen Branchennachrichten ebenfalls für gedämpfte Stimmung – ein Kursminus von 0,60 Prozent bedeutete einen Platz auf den hinteren Rängen im Dow.
Ganz am Ende im Dow fanden sich Pfizer mit einem Abschlag von 0,89 Prozent. Kleinere Pharmawerte konnten hingegen punkten: Um 17,08 Prozent nach oben sprangen die Papiere von Sangamo Biosciences. Nach eigenen Angaben zeigt ein experimenteller Wirkstoff des Biotechunternehmens Erfolg in der Reduktion der Anzahl von HI-Viren bei einigen AIDS-Patienten. Bei Pluristem betrug das Plus 4,19 Prozent. Von der US-Gesundheitsbehörde hatte die Firma die Zulassung für eine neue Produktionsstätte erhalten.
Die Aktien von Yum Brands , der Konzernmutter der Fast-Food-Ketten Kentucky Fried Chicken, Pizza Hut und Taco Bells, gewannen 3,32 Prozent, nachdem ein Analyst den Titeln nun mehr zutraut. (awp/mc/upd/ps)