New York – Ein überraschend starker Arbeitsmarktbericht hat den Dow Jones am Freitag auf einem Rekordhoch schliessen lassen. Händler sahen die Daten zum US-Beschäftigungsaufbau als gute Nachrichten für die konjunkturelle Entwicklung der grössten Volkswirtschaft der Welt. Der Dow Jones schloss 1,08% höher bei 15’761,78 Punkten. Damit hat der Leitindex auf Wochensicht ein Plus von 0,94% verbucht und die fünfte Woche hintereinander zugelegt. Der breitere S&P-500-Index gewann am Freitag 1,34% auf 1’770,61 Punkte. Bei ihm steht in den vergangenen fünf Tagen ein gutes halbes Prozent Aufschlag zu Buche. Auch im technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es am Freitag deutlich hoch, er kletterte um 1,37% auf 3’366,84 Punkte.
Die amerikanischen Unternehmen hatten sich im Oktober von dem gut zweiwöchigen Verwaltungsstillstand offenbar kaum beirren lassen und nach Zahlen des Arbeitsministeriums 204’000 neue Stellen ausserhalb der Landwirtschaft geschaffen – deutlich mehr als die von Experten im Schnitt erwarteten 120’000. «Das sind gute Nachrichten und das, worauf wir gewartet haben», sagte ein Portfoliomanager in San Francisco.
Ein Börsianer aus New York sagte, die Diskussion um Zeitpunkt und Ausmass der angekündigten geldpolitischen Drosselung durch die US-Notenbank Fed werde dadurch wieder ins Rampenlicht treten. Viele Anleger fürchten bei einem Entzug von Liquidität durch die Fed auch negative Kursreaktionen an den Aktienmärkten. Experten rechnen derweil nicht so schnell mit bremsenden Massnahmen. Zwar sei bei einem ähnlich starken Arbeitsmarktbericht im November auch eine erste leichte Drosselung der milliardenschweren Anleihekäufe denkbar, sagte Bernd Weidensteiner, USA-Experte der Commerzbank, am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Angesichts der vorsichtigen Politik der Fed sei ein erster Schritt aber erst im März wahrscheinlich.
Grosses Thema auf Unternehmensseite war auch zum Wochenausklang das Abschneiden von Börsenneuling Twitter – der zweite Tag verlief ruppig für den Kurznachrichtendienst. Die Titel stolperten nach ihrem erfolgreichen Debüt vom Vortag regelrecht in den Handelstag. Kurz nach dem Start legten sie um mehr als fünf% zu, am Ende stand aber ein Minus von 7,24% unter dem Strich. Mit dem ersten Kurs waren die Aktien der Kalifornier am Vortag um mehr als 73% über den Erstausgabepreis gesprungen.
Die Aktien von Walt Disney gewannen am Freitag in der Dow-Spitzengruppe 2,13%. Der Unterhaltungskonzern hatte dank gestiegener Besucherzahlen in seinen Freizeitparks und besserer Fanartikel-Verkäufe Umsatz und Überschuss im dritten Quartal gesteigert. Allerdings hatten die grossen TV-Umsatzbringer – der Sportkanal ESPN und das Flaggschiff ABC – geschwächelt. Im Dow ganz vorn lagen JPMorgan in einem freundlichen Branchenumfeld mit einem Aufschlag von 4,47%. Anteilsscheine des Versicherers Metlife gewannen 5,36% dank anziehender Renditen von US-Staatsanleihen infolge des starken Arbeitsmarktberichts.
McDonald’s-Aktien verloren als einer der wenigen Werte im Leitindex und schlossen 0,20% niedriger, obwohl der Konzern im Oktober vor allem in Europa und den USA überraschend viele Menüs verkauft hatte. Die Titel des Grafikkarten-Herstellers Nvidia legten an der Nasdaq-100-Spitze dank eines besser als erwartet ausgefallenen Quartalsgewinns um 7,02% zu. Dahinter folgte die grösste Online-Reiseagentur in den USA – die Aktien von Priceline.com zogen um 4,92% an, weil der Umsatz des Portals im dritten Quartal die Schätzungen von Analysten übertroffen hatte.
Papiere der Modekette Gap machten mit 9,75% den grössten Satz seit 15 Monaten nach oben und sprangen damit an die Spitze im S&P 500. Dank anziehender Verkäufe überraschte der Einzelhändler mit seinen Eckdaten für den Gewinn des Anfang November abgelaufenen Geschäftsquartals. Bei Groupon stand trotz weiter roter Zahlen ebenfalls ein starkes Plus zu Buche – 6,53% ging es herauf. Der Verlust des Schnäppchenportals fiel geringer aus als von Analysten befürchtet. Zudem hatte das Unternehmen bei seinem Umbau Fortschritte gemacht und den Umsatz gesteigert. (awp/mc/upd/ps)