US-Schluss: Gewinne – Übernahmen und gute Daten helfen

New York – An den US-Börsen haben sich am Montag die Optimisten durchgesetzt. Die anziehenden Übernahmeaktivitäten und gute Daten vom amerikanischen Immobilienmarkt setzten sich letztlich gegen die Sorgen über die Ukraine-Krise durch. Diese hatten vor dem Wochenende die Aktienmärkte weltweit belastet.

Der Dow Jones Industrial behauptete sich nach einem freundlichen Auftakt und einer zwischenzeitlichen Schwächephase klar im Plus: Zum Handelsende stand der US-Leitindex 0,53 Prozent höher bei 16’448,74 Punkten. Für den marktbreiten S&P-500-Index ging es um 0,32 Prozent auf 1869,43 Punkte hoch, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,34 Prozent auf 3545,02 Punkte zulegte.

Den Übernahmeaktivitäten insbesondere im Pharmasektor stand zum Wochenauftakt die Verschärfung des Konflikts um die Ukraine gegenüber. Mit neuen Sanktionen will der Westen Russland dazu bringen, mässigenden Einfluss auf die moskautreuen Separatisten in der Ostukraine zu nehmen. EU und USA verhängten am Montag zusätzliche Strafmassnahmen. Moskau kritisierte die US-Sanktionen gegen russische Politiker, Topmanager und Unternehmen scharf und drohte Gegenmassnahmen an. Internationale Appelle zur Freilassung der in der Unruheregion festgehaltenen Militärbeobachter verpufften. Die Lage dort spitzte sich weiter zu. Bei einem Attentat wurde der Bürgermeister von Charkow lebensgefährlich verletzt.

Der US-Pharmakonzern Pfizer wirbt derweil weiter um den britischen Konkurrenten AstraZeneca – die Briten bleiben allerdings bei ihrer Ablehnung der Offerte. Jetzt tickt die Uhr. Bis Ende Mai hat Pfizer nun Zeit, ein Gebot vorzulegen und AstraZeneca weiter zu umgarnen. Die Pfizer-Aktien legten um 4,20 Prozent zu und eroberten den Dow-Spitzenplatz, während die Anteilsscheine von AstraZeneca in London mit einem gut 14-prozentigen Kurssprung aus dem Handel gingen.

Pfizer steht wegen des ablaufenden Patentschutzes für den Blutfettsenker Lipitor und das Potenzmittel Viagra vor schwierigen Zeiten. Laut Marktanalyst Jasper Lawler vom Broker CMC Markets steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Amerikaner bei den Briten nun zum Zuge kommen. Denn die Position des AstraZeneca-Managements könnte sich verschlechtert haben, nachdem die Briten mit ihren jüngsten Geschäftszahlen die Erwartungen verfehlt hätten. Zudem hätten Aktionäre die aus ihrer Sicht zu hohen Management-Gehälter kritisiert.

Für die Aktien von Merck & Co ging es hingegen trotz guter Nachrichten um 0,98 Prozent nach unten. Laut der Tageszeitung «Die Welt» interessieren sich sowohl der Pharmakonzern Bayer als auch der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser für das Geschäft der Amerikaner mit nicht verschreibungspflichtigen Arzneien. Nach dem europäischen Börsenschluss bestätigte Reckitt entsprechende Gespräche – die Aktien verloren in London mehr als zwei Prozent. Dagegen legten die Bayer-Aktien an der Frankfurter Börse um über drei Prozent zu. Die Leverkusener hatten im ersten Quartal die Gewinnerwartungen der Analysten übertroffen. Zudem wird erneut über einen Verkauf des zuletzt schwächelnden Kunststoffgeschäfts spekuliert.

Neuigkeiten gab es auch zum Übernahmepoker um den französischen Industriekonzern Alstom . Nach der Übernahmeofferte des US-Wettbewerbers General Electric (GE) signalisierte nun der Münchner Industriekonzern Siemens der Alstom-Führung nach eigenen Angaben «Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit». Kreisen zufolge berät der Siemens-Aufsichtsrat nach einem Treffen mit Frankreichs Präsidenten Francois Hollande über ein mögliches Angebot für den französischen Rivalen. Die GE-Titel gewannen 0,68 Prozent. Die Alstom-Titel bleiben bis einschliesslich Dienstag vom Handel ausgesetzt, Siemens büssten am Dax-Ende knapp zweieinhalb Prozent ein.

Einer der grössten Verlierer im amerikanischen S&P 500 waren indes die Aktien der Bank of America , die um 6,27 Prozent absackten. Die Grossbank muss wegen der fehlerhaften Bewertung von strukturierten Produkten die geplanten milliardenschweren Ausschüttungen an ihre Aktionäre auf Eis legen. Die Folge ist, dass die Kapitalsituation nicht so rosig ist, wie ursprünglich dargestellt. Deshalb setzte die Bank einen erst Mitte des Monats angekündigten Aktienrückkauf über vier Milliarden Dollar sowie die geplante Erhöhung der Quartalsdividende von einem auf fünf Cent je Aktie aus. (awp/mc/upd/pg)

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