US-Schluss: Renditerückgang treibt Dow auf Vierwochenhoch

Boerse

(Adobe Stock)

New York – Schwächelnde Anleiherenditen haben den Dow Jones Industrial am Freitag erstmals seit vier Wochen über 31’000 Punkte steigen lassen. Zum Handelsschluss gewann der US-Leitindex 2,47 Prozent auf 31’082,56 Punkte. Für die Woche verbuchte er damit – auch dank der deutlichen Gewinne am Montag und Dienstag – ein Plus von 4,9 Prozent.

Der marktbreite S&P 500 legte am Freitag zu Handelsende um 2,37 Prozent auf 3752,75 Punkte zu, währen es für den mit Technologietiteln gespickten Auswahlindex Nasdaq 100 um 2,39 Prozent auf 11’310,33 Zähler bergauf ging. Die Wochengewinne der beiden Indizes waren mit 4,7 beziehungsweise 5,8 Prozent die höchsten seit Juni diesen Jahres.

Die Entwicklung der US-Anleiherenditen gibt den Börsen weiter die Richtung vor – so auch dem New Yorker Aktienmarkt. Am Freitag kletterte die viel beachtete Rendite für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren zeitweise bis auf 4,33 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit 2007, kam dann aber wieder auf zuletzt 4,22 Prozent zurück. Hohe Renditen für festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen schmälern die relative Attraktivität von Aktien.

Zum jüngsten Druck auf die Renditen verwiesen Börsianer auf einen Artikel des «Wall Street Journal», wonach einige Vertreter der US-Notenbank Fed sich besorgt über eine zu starke geldpolitische Straffung geäussert hätten. Schliesslich hat die Fed im Kampf gegen die Inflation ihren Leitzins seit Jahresbeginn bereits um insgesamt drei Prozentpunkte angehoben.

Wahrscheinlich diskutierten die Notenbanker auch darüber, ob sie signalisieren sollten, dass im Dezember eine geringere Anhebung der Leitzinsen möglich sei, hiess es weiter. Denn bei einer starken Straffung läuft die Fed Gefahr, die wirtschaftlichen Aktivitäten in puncto Investitionen und Kreditvergabe zu sehr abzuwürgen. Aktuell liegt der Leitzins in einer Spanne zwischen 3,0 und 3,25 Prozent und dürfte bei den Sitzungen im November und Dezember nochmals angehoben werden.

Die meisten anderen grossen Notenbanken folgen inzwischen mit Zinserhöhungen dem Beispiel der Fed. Dementsprechend mau sieht es an den Aktienmärkten weltweit aus: Ungeachtet der jüngsten Erholung verzeichnen die meisten wichtigen Indizes seit Jahresbeginn prozentual zweistellige Verluste.

Während es am Freitag keine wichtigen Konjunkturdaten aus den USA gab, standen erneut einige Quartalsberichte im Blick. Das Geschäft der einst explosiv wachsenden Foto-App Snapchat legt kaum noch zu und der Quartalsverlust weitete sich aus. Entsprechend brachen die Aktien des dahinter stehenden Unternehmens Snap um 28 Prozent ein. Seit Jahresbeginn hat das Papier damit bereits über vier Fünftel eingebüsst.

Die Anteile des Mobilfunkanbieters Verizon verloren nach der Bekanntgabe von Geschäftszahlen am Dow-Ende viereinhalb Prozent. Das Unternehmen gewann im abgelaufenen Quartal noch weniger neue Mobilfunkkunden als von Analysten erwartet. Zudem belasteten hohe Kosten den Nettogewinn deutlich. Die besser als erwartete Umsatzentwicklung konnte das bei den Anlegern nicht wettmachen.

Für die Titel des Kreditkartenanbieters American Express ging es um 1,7 Prozent bergab. Er schnitt zwar besser ab als am Markt befürchtet. Allerdings rüstete sich American Express mit überraschend hohen Rückstellungen für Kreditausfälle, die bei einem stärkeren Konjunkturabschwung drohen.

Negative Neuigkeiten gab es auch bei Twitter. Die US-Regierung erwägt Kreisen zufolge, einige Geschäfte des Tesla-Chefs Elon Musk einer Prüfung auf nationale Sicherheitsaspekte zu unterziehen. Dazu soll auch die geplante Übernahme des Kurznachrichtendienstes gehören, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete. Zudem schrieb die «Washington Post» unter Berufung auf Insider und vertrauliche Dokumente, dass Musk einen Kahlschlag bei Twitter plane und rund 75 Prozent der Stellen abbauen wolle. Die Aktien sackten daraufhin um 4,9 Prozent ab.

Dagegen legten die Papiere des schwedisch-amerikanischen Herstellers von automobilen Sicherheitssystemen Autoliv um 4,1 Prozent zu. Hier lobten die Analysten von Evercore vor allem die «solide Prognoseanhebung».

Der Ölfeld-Dienstleister Schlumberger überzeugte die Anleger mit einer deutlichen Gewinnsteigerung im vergangenen Quartal, wie der Kurssprung von 10,3 Prozent zeigte.

Der Euro profitierte ebenso wie die US-Börsen von der wieder gestiegenen Risikobereitschaft und stieg in New York zuletzt auf 0,9862 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 0,9730 (Donnerstag: 0,9811) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 1,0277 (1,0193) Euro gekostet. (awp/mc/ps)

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