New York – Der globale Handelskonflikt hat am Montag an der Wall Street erneut das Börsengeschehen bestimmt. Anleger fürchteten sich über weite Strecken weiter vor möglichen negativen Folgen der internationalen Zollstreitigkeiten für die Wirtschaft. Etwas Kauflaune kam bei dünnen Umsätzen erst im späten Handel auf. Viele Teilnehmer blieben dem Markt angesichts eines Feiertags am Mittwoch schon zu Wochenbeginn fern.
Der Dow Jones Industrial konnte seine frühen Verluste Schritt für Schritt aufholen und ging bei 24’307,18 Punkten sogar moderat mit 0,15 Prozent im Plus über die Ziellinie. Am breiteren Markt schaffte es der S&P 500 am ersten Juli-Handelstag mit 0,31 Prozent ins Plus auf 2726,71 Zähler. Der Nasdaq 100 rückte sogar um 0,81 Prozent auf 7097,82 Punkte vor. Die dort enthaltenen Technologiewerte waren in der Branchenbetrachtung besonders gefragt.
Im Streit um Sonderzölle hatte Trump am Wochenende einmal mehr scharfe Worte gegen die EU und vor allem ihre Autoindustrie gerichtet. Erfreuliche Stimmungsdaten aus der US-Industrie verblassten dabei etwas – auch deshalb, weil sie bei näherem Hinsehen kein euphorisches Bild zeichneten. Laut Christiane von Berg von der BayernLB wirft die protektionistische US-Politik dabei «ihre Schatten voraus».
Unter den Einzelwerten ging den Aktien von Tesla nach einer frühen Rally der Rückenwind aus. Letztlich fielen sie um 2,3 Prozent, wobei die Anleger Börsianern zufolge nach dem Motto «Sell on Good News» agierten – sie nutzen also die guten Nachrichten dazu, um zu einem erhöhten Preis auszusteigen. Anfangs hatte ein im Juni erreichtes Produktionsziel für das Model 3 den Aktien noch Rückenwind gegeben.
Aussagen von Donald Trump beeinflussten derweil auch das Geschehen bei Ölwerten. Im Dow fielen die Aktien von Chevron und ExxonMobil wegen nachgebender Ölpreise um bis zu 1,7 Prozent. Der US-Präsident hatte gesagt, Saudi-Arabien werde seine Produktion hochfahren, um die gestiegenen Rohölpreise auf den Weltmärkten abzufedern. Der Ölpreis entfernte sich daraufhin von seinem am Freitag erreichten Dreieinhalbjahreshoch.
Zu den grossen Dow-Verlierern zählten auch die Aktien von Nike mit einem Abschlag von etwa 1,7 Prozent. Händler verwiesen hier darauf, dass der Sportartikelhersteller ein wichtiges Aushängeschild für seine Marke verliert: Wie im Rahmen des Wimbledon-Turniers bekannt wurde, läuft Tennis-Legende Roger Federer künftig im Dress der japanischen Marke Uniqlo auf. Der Markt zeigte sich davon überrascht.
Heftige Kursverluste von fast 8 Prozent mussten im Nebenwertebereich die Aktionäre von Wynn Resorts einstecken. Als Grund dafür galten enttäuschende Branchen-Umsatzzahlen für Juni aus dem asiatischen Spielerparadies Macau. Auch die Papiere des Rivalen MGM Resorts verloren vor diesem Hintergrund etwa 3 Prozent.
In dem zögerlichen Marktumfeld haben sich US-Staatsanleihen am Montag nur wenig von der Stelle bewegt. Richtungweisende zehnjährige Anleihen verloren 2/32 Punkte auf 100 1/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,87 Prozent.
Der Eurokurs erholte sich im späten New Yorker Handel etwas von seinen zuvor erlittenen Verlusten, als durchsickerte, dass sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und CSU-Chef Horst Seehofer in Deutschland auf einen Kompromiss bei ihrem Migrationsstreit geeinigt haben. Die Gemeinschaftswährung fiel im Tief kurz unter die Marke von 1,16 US-Dollar, wurde zuletzt aber wieder zu 1,1640 Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1639 (Freitag: 1,1658) US-Dollar festgesetzt. (awp/mc/ps)