New York – Verstärkte Spekulationen über eine Verschiebung der Leitzinswende in den USA und damit weiter fliessendes Billiggeld haben der Wall Street am Donnerstag Auftrieb verliehen. Zur Wochenmitte hatten noch Konjunktursorgen die Billiggeld-Fantasie überschattet und auf der Stimmung gelastet. Insgesamt bleiben die Anleger aber nervös.
Der Leitindex Dow Jones Industrial stieg am Donnerstag um 1,28 Prozent auf 17’141,75 Punkte. Der breit gefasste S&P 500 schloss 1,49 Prozent höher mit 2023,86 Punkten und damit auf dem höchsten Stand seit August. Für den technologielastigen Index Nasdaq 100 ging es um 1,64 Prozent auf 4418,22 Zähler nach oben.
Aussagen von US-Notenbankvertreter William Dudley verstärkten Zweifel an einer möglichen Leitzinsanhebung noch im Dezember. «Die jüngsten wirtschaftlichen Daten signalisieren eine sich abschwächende Konjunktur», sagte der Chef der regionalen Notenbank von New York in Washington.
Zuletzt hatten Anzeichen eines nachlassenden wirtschaftlichen Schwungs dazu geführt, dass Investoren nur noch eine Wahrscheinlichkeit von nicht einmal mehr einem Drittel für eine erste Zinsanhebung noch in diesem Jahr sahen. Die am Donnerstag veröffentlichten US-Konjunkturdaten änderten dieses Bild nicht. So hatte sich die Stimmung in der Industrie des Bundesstaats New York im Oktober weniger erholt als erwartet und das Geschäftsklima in der Region Philadelphia hatte sich im Oktober nicht so deutlich verbessert wie erhofft.
Mit Blick auf die laufende Quartalsberichtssaison honorierten die Anleger die Geschäftsentwicklung der Citigroup mit einem Plus von 4,44 Prozent. Die Grossbank bleibt auf Erholungskurs und hatte im dritten Quartal den Überschuss deutlich gesteigert. Die Investmentbank Goldman Sachs verfehlte hingegen die Erwartungen. An der Börse wurde der seltene Ausrutscher dem Unternehmen jedoch nachgesehen: Die Aktie legte um rund 3 Prozent zu.
Papiere des Sportartikelriesen Nike gewannen mehr als 2 Prozent. Der Adidas-Rivale will die Erlöse bis Ende des Geschäftsjahres 2020 um fast zwei Drittel auf 50 Milliarden Dollar steigern.
Schlusslicht im US-Leitindex waren die Aktien des Krankenversicherers UnitedHealth. Sie fielen nach der Veröffentlichung des jüngsten Geschäftsberichts um rund eineinhalb Prozent. Allerdings könnten hier einige Anleger Kasse gemacht haben. Die Papiere zählen im bisherigen Jahresverlauf zu den grössten Gewinnern im US-Leitindex.
Im Technologiesektor knickten die Papiere des Online-Videodienstes Netflix um mehr als 8 Prozent ein, nachdem das Unternehmen beim Kundenwachstum hinter den Erwartungen geblieben war.
Der Eurokurs des Euro fiel wieder unter die Marke von 1,14 US-Dollar. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,1382 Dollar. Der Kurs richtungweisender zehnjährige US-Staatsanleihen fiel um 12/32 Punkte auf 99 27/32 Punkte. Ihre Rendite betrug 2,02 Prozent. (awp/mc/upd/ps)