New York – Geprägt von einem unruhigen Hin und Her hat sich der US-Aktienmarkt am Montag schwer getan. Nach der deutlichen Erholung vom Freitag überschatteten nun wieder Wachstumssorgen angesichts schwacher Konjunkturdaten aus China und den USA.
Der Leitindex Dow Jones Industrial stand zum Handelsschluss 0,08 Prozent höher auf 32’223,42 Punkten. Der marktbreite S&P 500 gab um 0,39 Prozent auf 4008,01 Zähler nach. Nach seinem besonders kräftigen Anstieg vom Freitag verlor der technologielastige Nasdaq 100 am Montag nun 1,16 Prozent auf 12’243,58 Punkte. Mitte vergangener Woche war er erstmals seit November 2020 unter die Marke von 12’000 Punkten gesackt.
Sorgen, dass die US-Notenbank Fed mit deutlichen Leitzinserhöhungen zur Bekämpfung der hohen Inflation das Wachstum abwürgen könnte, hatten die Kurse in den vergangenen Tagen teils erneut stark unter Druck gesetzt. Anleger gehen zwar nach jüngsten Aussagen der Fed davon aus, dass noch grössere Zinsschritte als solche um 0,50 Prozentpunkte nicht auf der Agenda stehen. Ob dies aber vorerst reicht, den übergeordneten Abwärtstrend an den Börsen zu brechen, ist wegen der anhaltenden Lieferkettenprobleme und des Ukraine-Kriegs und der dadurch drohenden wirtschaftlichen Abkühlung fraglich.
Enttäuschende Konjunkturdaten aus China und den USA schürten nun zu Wochenbeginn die Wachstumssorgen einmal mehr. Die strikten Beschränkungen durch die Null-Covid-Strategie Chinas bremsen die zweitgrösste Volkswirtschaft stärker als erwartet. Die Industrieproduktion fiel im April überraschend. Ferner rutschten die Einzelhandelsumsätze deutlicher als von Analysten vorhergesagt ab.
Aus den Vereinigten Staaten kamen am Montag ebenfalls trübe Nachrichten aus der Wirtschaft. So brach die Stimmung in den Industrieunternehmen im Bundesstaat New York im Mai regelrecht ein. Analysten dürften sich nun fragen, ob die schrumpfende US-Wirtschaft ein grösseres Problem darstelle als die Inflationsbekämpfung der Fed, sagte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect.
Unter den Einzelwerten warfen die Anleger einen Blick auf McDonald’s. Die Fast-Food-Kette gibt infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine ihr Geschäft in Russland auf. Nach über 30 Jahren in dem Land will der Konzern die Filialen an einen russischen Käufer veräussern. Für den Rückzug aus Russland wird McDonald’s nach eigenen Angaben eine Milliardenbelastung verbuchen, unter anderem für Abschreibungen und Fremdwährungsverluste. Die McDonald’s-Aktien verloren am Montag 0,4 Prozent. Der Schritt sei letztlich erwartet worden, urteilten die Analysten der kanadischen Bank RBC.
Weiter unter Druck standen Twitter, nachdem sie bereits am Freitag um fast zehn Prozent abgerutscht waren, weil Elon Musk seine angepeilte Übernahme des Kurznachrichtendienstes vorübergehend aussetzte. Die Twitter-Aktien hatten bereits vor dem Wochenende wieder auf dem Kursniveau von vor dem Übernahmeangebot des Tesla-Chefs notiert. Am Montag waren nun auch die Kursgewinne dahin, seit Musk seine Beteiligung an Twitter Anfang April offen legte. Zum Schluss verloren die Papiere 8,2 Prozent. Eine Aussage Musks, ein tragfähiger Deal zu einem niedrigeren Preis sei nicht ausgeschlossen, hatte auf den Kursverlauf keinen allzu grossen Einfluss.
In der amerikanischen Luftfahrtbranche spitzt sich das Wettbieten der US-Fluggesellschaften Jetblue Airways und Frontier Airlines um die Konkurrentin Spirit weiter zu. Nachdem das Management von Spirit eine 3,6 Milliarden Dollar schwere Offerte von Jetblue ablehnte, setzt der Kaufinteressent nun zur feindlichen Übernahme an. Dabei senkte Jetblue das Gebot pro Aktie von 33 auf 30 Dollar. Die Spirit-Aktie schloss mit plus 13,5 Prozent und kosten mit 19,27 Dollar immer noch deutlich weniger. Die Jetblue-Aktien verloren mehr als sechs Prozent.
Die Ölpreise legten zu, vor allem der Preis der amerikanischen Sorte WTI. Händler verwiesen auf gestiegene Benzin-Futures in den USA. Dies dürfte die Preise kurz vor Beginn der Sommer-Reisezeit an den Tankstellen nach oben treiben. Im Dow erreichten die Aktien des Ölkonzerns Chevron ein Rekordhoch und schlossen etwas darunter als bester Index-Wert 3,1 Prozent höher.
Der Euro bewegte sich über weite Strecken um die Marke von 1,04 US-Dollar, nach dem Börsenschluss in New York wurden 1,0432 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0422 (Freitag: 1,0385) Dollar festgesetzt, der Dollar damit 0,9595 (0,9629) Euro gekostet.
Als sicher empfundene Staatsanleihen waren in Anbetracht der schwachen Konjunkturdaten gefragt. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg um 0,38 Prozent auf 119,62 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Anleihen fiel im Gegenzug auf 2,89 Prozent. (awp/mc/ps)