New York – Die Anleger an der Wall Street sind am Dienstag weiterhin keine Risiken eingegangen. Nach den jüngst erreichten Rekorden tendierten sie eher dazu, weitere Gewinne einzustreichen, wie der etwas schwächere Dow Jones Industrial zeigte. Der Leitindex gab zur Schlussglocke um 0,13 Prozent auf 23 409,47 Punkte nach. Knappe Kursgewinne vom Vortag wurden damit wieder zu den Akten gelegt.
Laut Craig Erlam vom Broker Oanda können es Anleger derzeit nicht mehr rechtfertigen, die Kurse weiter in die Höhe zu treiben. Dem Markt fehlte es dazu weiter an den nötigen Impulsen, die am Dienstag auch nicht von Wirtschaftsdaten kamen. Angesichts der ausklingenden Berichtssaison warten die Investoren gespannt auf Neuigkeiten aus Washington, etwa zur versprochenen Steuerreform von US-Präsident Donald Trump oder auch der künftigen Geldpolitik der Notenbank Fed. Am Mittwoch werden dafür richtungweisende Inflationsdaten erwartet.
Vor diesem Hintergrund tendierten am Dienstag auch die übrigen New Yorker Indizes schwächer. Der S&P 500 fiel um 0,23 Prozent auf 2578,87 Zähler und der Nasdaq 100 gab um 0,36 Prozent auf 6293,64 Punkte nach.
Bedeutende Geschäftszahlen gab es am Dienstag nur noch von der Baumarktkette Home Depot , die nach Hurrikanen und anderen Naturkatastrophen im dritten Quartal von der Bauaktivität in den USA profitiert hatte und daraufhin ihre Prognosen anhob. Die Papiere pendelten sich am Ende mit 1,64 Prozent im Plus ein und nahmen so die Spitze im Dow ein. Die Euphorie wurde nur zeitweise davon gebremst, dass sich Kosten aufgrund der Wirbelstürme auch negativ beim operativen Gewinn bemerkbar gemacht hatten.
Ansonsten blieben auf Unternehmensseite die selben Themen kursbewegend wie schon am Vortag. Aktien des kriselnden Industriekonzerns General Electric setzten ihren freien Fall ungebremst fort und fielen am Dow-Ende nochmals um fast 6 Prozent. Sie erreichten unterhalb von 18 Dollar ihren tiefsten Stand seit sechs Jahren. In den Augen von Marktbeobachtern hat die auf dem Investorentag angekündigte Schrumpfkur die Sorgen um die Zukunft nicht gemildert. Die Veranstaltung habe ihm ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit gegeben, schrieb etwa JPMorgan-Analyst Stephen Tusa.
Papiere des Spielzeugherstellers Mattel dagegen knüpften an ihren mehr als 20-prozentigen Kurssprung vom Montag mit einem nochmaligen Satz nach oben um 5 Prozent an. Sie profitierten dabei weiter von schwelenden Übernahmegerüchten – ausgelöst durch einen Medienbericht vom Wochenende, wonach Hasbro an einem Kauf des Konkurrenten interessiert sein soll. Nachdem dessen Aktien am Vortag mit angezogen hatten, ging es für sie aber nun um 0,88 Prozent bergab.
Trotz eigentlich guter Nachrichten ging es bei den Aktien von Loxo Oncology trübe zu. Obwohl das Pharmaunternehmen im Geschäft mit bestimmten Krebsmitteln eine Kooperation mit dem Dax-Konzern Bayer eingehen will, fielen die Aktien um 4 Prozent. Börsianer begründeten dies damit, dass eine zuvor von Anlegern erhoffte Übernahme durch die Zusammenarbeit weiter in die Ferne rücke. Immerhin konnten die Titel ihre lange Zeit noch deutlicheren Abgaben aber letztlich reduzieren.
Am US-Rentenmarkt erhielten wegweisende zehnjährige Staatsanleihen etwas Rückenwind von der Risikoscheu der Anleger. Sie gewannen 10/32 Punkte auf 98 30/32 Punkte und rentierten mit 2,37 Prozent. Der US-Dollar dagegen stand nicht hoch im Kurs, während der Euro von einem starken deutschen Wirtschaftswachstum beflügelt wurde. Zuletzt wurden 1,1792 Dollar für die Gemeinschaftswährung bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1745 (Montag: 1,1656) Dollar festgesetzt. (awp/mc/ps)