New York – Der Dow Jones Industrial hat am Freitag seinen jüngsten Abwärtstrend fortgesetzt. Allerdings hielten sich die Verluste verglichen mit den drei Handelstagen davor in Grenzen. Mit minus 0,29 Prozent auf 24 538,06 Punkte ging der US-Leitindex ins Wochenende. Auf Wochensicht verlor das Barometer damit gut 3 Prozent.
Nach den Sorgen um das Tempo der Zinsschritte der US-Notenbank Fed reagierten die Anleger an den weltweiten Börsen verschnupft auf die Ankündigung von Strafzöllen durch Donald Trump. Der US-Präsident goss auch gleich weiter Öl ins Feuer: «Wenn ein Land wie die USA viele Milliarden Dollar im Handel mit praktisch jedem Land verliert, mit dem es Geschäfte macht, dann sind Handelskriege gut – und einfach zu gewinnen», schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter.
Ein Schlussspurt half dem breit gefassten S&P 500 zu einem letztlich noch deutlichen Plus von 0,51 Prozent auf 2691,25 Punkten. Noch besser lief es für den technologielastigen Nasdaq 100 , der um 0,90 Prozent auf 6811,04 Punkte zulegte.
«Immer dann, wenn ein Land Zölle auf Importe erhebt, trifft es anschliessend häufig auf eine ähnliche Reaktion anderer Länder, gab Analyst David Madden von CMC Markets UK zu bedenken. Die Furcht davor sorge für Verkaufsdruck an den Märkten. Eine protektionistische Politik könne kurzfristig positiv wirken, aber längerfristig zu Problemen führen. Madden glaubt nicht, dass Trump seine Pläne zurückziehen wird. Daher könnte nun ein langwieriger Handelskonflikt beginnen.
Chartanalyst Andre Tiedje von Godmode-Trader ist für die weitere Kursentwicklung in New York skeptisch: So sei der Kursrutsch von Ende Januar bis Anfang Februar vermutlich nur der Anfang eines grösseren Abschwungs. Der in dieser Woche wohl abgeschlossenen zwischenzeitlichen Erholung dürften neue Jahrestiefststände folgen, vermutet er. Die Experten der Investmentbank Merrill Lynch bleiben hingegen optimistisch. So traut Marktstrategin Savita Subramanian dem S&P 500 in einer am Freitag vorliegenden Studie bis Jahresende weiterhin 3000 Punkte zu.
Mit einem Minus von 4,77 Prozent auf 148,27 Dollar waren die Aktien von McDonalds der grösste Verlierer im Dow-Index. Analyst David Palmer von RBC Capital äusserte sich in einer aktuellen Studie negativ zum Schnellrestaurant-Betreiber und senkte sein Kursziel von 190 auf 170 Dollar. Er verwies auf sich verschlechternde Konditionen in der Branche und enttäuschende Umsätze durch die 1-, 2- und 3-Dollar-Menüs der Burger-Kette.
Die Boeing-Aktien setzten mit minus 1,44 Prozent auf 344,67 Dollar ihren Abwärtstrend fort. Noch zur Wochenmitte hatten die Anteile des Flugzeugbauers zeitweise mehr als 371 Dollar gekostet. Sie waren allerdings während des monatelangen Aufwärtstrends des US-Leitbarometers auch besonders stark gestiegen. Händler verwiesen ausserdem auf die von Donald Trump angekündigten Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte. Die Preise für die aus Aluminium hergestellten Produkte wie Flugzeuge dürften dann steigen, weshalb sie teurer würden und Boeing Wettbewerbsnachteile bringen könnten.
Unter den Papieren der Einzelhändler sackten J.C. Penney nach Zahlenvorlage um 5,36 Prozent ab. Der Konzern verfehlte bei Umsatz und bereinigtem Ergebnis die Erwartungen deutlich. Dem Konzernumbau fallen nun auch einige Stellen zum Opfer. Noch grösser war das Minus bei den Aktien von Foot Locker , die um 12,73 Prozent einbrachen. Der Sportschuhhändler prognostizierte für die nächste Zeit weiterhin eine nur verhaltene Nachfrage.
In der Chipbranche geht die Fusionswelle weiter. Der US-Halbleiterhersteller Microchip Technology will für 8,35 Milliarden US-Dollar den Rivalen Microsemi schlucken, wie die beiden Unternehmen am Donnerstag nach Börsenschluss mitteilten. Für jede Microsemi-Aktie bietet Microchip 68,78 Dollar in bar. Microsemi-Papiere schlossen mit plus 4,67 Prozent auf 67,30 Dollar, während Microchip Technology um 2,55 Prozent zulegten.
Der Euro legte im US-Handel bis auf 1,2336 US-Dollar zu und kostete zuletzt 1,2331 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2312 (Donnerstag: 1,2171) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8122 (0,8216) Euro. Am US-Anleihemarkt rentierten richtungsweisende zehnjährige Papiere mit 2,876 Prozent. (awp/mc/pg)