New York – An der Wall Street ist die Furcht vor einem starken wirtschaftlichen Abschwung weiter allgegenwärtig. Nach einer Talfahrt am Freitag und weiteren Abschlägen zu Wochenbeginn drehten die wichtigsten US-Indizes am Dienstag schnell in die Verlustzone und schlossen jeweils rund ein Prozent tiefer.
Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel nach moderaten Gewinnen im frühen Handel letztlich um 0,96 Prozent auf 31 790,87 Punkte und bewegte sich damit auf dem Niveau von Ende Juli. Der marktbreite S&P 500 büsste 1,10 Prozent auf 3986,16 Punkte ein. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,13 Prozent auf 12 342,70 Zähler nach unten.
Das Umfeld sei insgesamt trüb und von Nervosität geprägt, hiess es von Börsianern. Denn «die Zentralbanken haben klargemacht, dass der Kampf gegen die hohe Inflation ihr Hauptanliegen ist» und eine sogenannte harte Landung, also die Inkaufnahme einer Rezession, der Preis sein könnte, der dafür gezahlt werden müsse, sagte Marktanalyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda.
US-Notenbankchef Jerome Powell hatte erst am Freitag auf dem Geldpolitik-Symposium der Fed in Jackson Hole weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. Am Dienstag nun äusserten sich Chefs regionaler US-Notenbanken ähnlich und betonten ihre Verpflichtung, die Inflation zu bekämpfen.
Darüber hinaus wurden robuste US-Konjunkturdaten veröffentlicht. Diese wurden am Markt derart interpretiert, dass die Fed einen grossen Spielraum für deutliche Zinserhöhungen hat. So gab es im Juli nach Angaben des Arbeitsministeriums mehr Stellenangebote als erwartet, sodass der Jobmarkt immer noch extrem angespannt ist. Zudem hat sich die Stimmung der Konsumenten im August stärker als von Analysten prognostiziert aufgehellt.
Vor diesem Hintergrund rechnen Marktteilnehmer aktuell überwiegend mit einem erneut aussergewöhnlich grossen Zinsschritt der Fed in Höhe von 0,75 Prozentpunkten. Dies lässt sich aus speziellen Terminkontrakten am Geldmarkt ablesen. Die nächste Sitzung der US-Notenbank findet im September statt.
Am Nasdaq-100-Ende knickten die Anteilsscheine von Baidu um 6,5 Prozent ein. Der chinesische Suchmaschinenbetreiber hatte bei der Vorlage der aktuellen Quartalszahlen auf «das herausfordernde gesamtwirtschaftliche Umfeld» verwiesen.
Auch die Aktien von Ölkonzernen wurden gemieden. So fielen Chevron , ConocoPhillips und Exxon Mobil zwischen 2,4 und 3,8 Prozent. Nachdem die Ölwerte Tags zuvor noch von steigenden Ölpreisen profitiert hatten, litten sie nun unter dem Einbruch der Preise für Rohöl.
Am Dienstag liessen Nachrichten aus dem Irak die Ölpreise abrutschen. Das staatliche irakische Ölunternehmen Somo hatte mitgeteilt, dass die Ölexporte trotz der heftigen Konflikte im Land unverändert weiterliefen. Der Irak ist ein wichtiges Ölförderland und Mitglied des Ölkartells Opec. Zudem herrscht am Ölmarkt die Sorge, dass die erwartete deutliche Abkühlung der globalen Konjunktur den Bedarf an Rohöl, Benzin und Diesel spürbar verringern könnte.
Im S&P 500 stiegen die Aktien von Best Buy um 1,6 Prozent. Der Unterhaltungselektronik-Händler meldete einen geringer als befürchteten Umsatzrückgang und rechnet im laufenden dritten Jahresviertel mit einem nochmals geringeren Umsatzrückgang als im zweiten.
Der Euro notiert bei 1,0021 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0034 (Montag: 0,9986) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9966 (1,0014) Euro. Am US-Anleihenmarkt gab der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) um 0,01 Prozent auf 117,02 Punkte nach. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen betrug 3,11 Prozent. (awp/mc/pg)