New York – Gestützt vom weiter kräftig gestiegenen Ölpreis haben die US-Börsen am Donnerstag doch noch ein kleines Plus verbucht. Im insgesamt recht ruhigen Handel verweilten die wichtigsten Indizes fast die gesamte Zeit über unweit ihrer Rekordhochs ohne grössere Bewegungen. Gegen Ende kam schliesslich noch etwas Auftrieb, so dass der Dow Jones Industrial letztlich den Tag mit plus 0,13 Prozent auf 18’597,70 Punkte beendete. Am Montag war der Leitindex bei rund 18 668 Punkten auf den höchsten Stand seiner Geschichte geklettert.
Der marktbreite S&P-500-Index legte am Donnerstag um 0,22 Prozent auf 2187,02 Punkte zu. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 0,07 Prozent auf 4808,68 Zähler vor. Auch diese beiden Indizes waren zu Wochenbeginn auf Rekordhöhen gestiegen. Der Ölpreis der Sorte Brent stieg inzwischen wieder knapp unter 51 US-Dollar, für WTI-Öl muss mehr als 48 Dollar gezahlt werden.
Es gebe aktuell keinen Grund für Kursverluste, zumal in dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll der US-Notenbank nichts auf eine rasche Leitzinsanhebung in der weltweit grössten Volkswirtschaft hingedeutet habe, sagte ein Börsianer. Die recht überraschungslosen aktuellen Konjunkturdaten lieferten ebenfalls keine Impulse. Der Philly-Fed-Index, der die wirtschaftliche Aktivität in der Region Philadelphia misst, war wie erwartet ausgefallen. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren etwas stärker als vorhergesagt gesunken.
Die Berichtssaison der Einzelhändler ging derweil weiter. Nachdem in dieser Woche bereits die Baumarktketten Home Depot und Lowe’s sowie die Modeketten Urban Outfitters und Target Zahlen vorgelegt hatten, präsentierte nun Walmart als weltgrösster Einzelhändler seine Zahlen zum zweiten Quartal. Er überraschte sowohl mit seinem Erlös- als auch seinem Gewinnanstieg positiv und hob zudem die Jahresziele an. Die Aktie stieg daraufhin im Dow um 1,88 Prozent, was ihr den Spitzenplatz im Leitindex bescherte.
Die Ölaktien stiegen mit Einklang mit dem Ölpreis: ExxonMobil gewannen 0,91 Prozent und Chevron stiegen um 1,30 Prozent.
Der Anteilsschein von Cisco Systems dagegen zählten mit minus 0,78 Prozent zu den schwächsten Werten in Dow und Nasdaq 100. Der Netzwerkausrüster hatte mit seiner Gewinnprognose die Marktteilnehmer enttäuscht. Zudem will Cisco 7 Prozent seiner Belegschaft entlassen.
Für die Aktie des Kurznachrichtendienstes Twitter ging es nach einer Abstufung auf «Sell» durch die Investmentbank Evercore ISI um 5,80 Prozent abwärts.
Unter den Nebenwerten zogen Aktien von Gefängnisbetreibern Aufmerksamkeit auf sich. Ein mögliches Aus für private Gefängnisse in den USA setzte diese kräftig unter Druck. So brachen etwa die Anteilsscheine von Corrections Corporation of America um fast 47 Prozent ein und die der GEO Group um fast 40 Proeznt. Allein die Corrections Corp. besitzt rund 65 Anstalten, in denen 100’000 Gefangene untergebracht sind.
Wie die «Washington Post» berichtete, will die US-Regierung von privat betriebenen Gefängnissen abrücken. Die Zeitung bezieht sich auf ein ihr vorliegendes Schreiben der stellvertretenden Justizministerin Sally Yates an die Gefängnisbehörde. Die Bundesregierung kann allerdings nur über die Bundesgefängnisse entscheiden. Die weitaus grössere Zahl der Insassen befindet sich im Gewahrsam der 50 Bundesstaaten.
Der Euro baute im US-Handel seine jüngsten Kursgewinne weiter aus und wurde zur Schlussglocke an der Wall Street bei 1,1355 US-Dollar gehandelt. Damit stieg er wieder auf den höchsten Stand seit dem Kursrutsch, der am 24. Juli auf das Brexit-Votum gefolgt war. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1321 (Mittwoch: 1,1276) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8833 (0,8868) Euro. Am US-Rentenmarkt stiegen richtungweisende zehnjährige Anleihen um 4/32 Punkte auf 99 21/32 Punkte und rentierten mit 1,54 Prozent. (awp/mc/ps)