New York – Nach den deutlichen Kursgewinnen am Vortag haben am Mittwoch vor allem die Standardwerte an der Wall Street nochmals zugelegt. Der abgeschwächte Preisauftrieb in den Vereinigten Staaten kam gut an, nachdem am Vortag bereits die Veröffentlichung der Erzeugerpreise die Hoffnung gestützt hatte, dass bald eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed kommt. Die Erwartungen waren nach den Erkenntnissen vom Vortag anspruchsvoller geworden und wurden nicht enttäuscht.
Der Leitindex Dow Jones Industrial, der zuletzt mit seiner Erholung nachhinkte, gewann nun Oberwasser. Er kehrte erstmals seit Anfang August wieder über die 40 000 Punkte zurück und ging 0,61 Prozent höher bei 40.008,39 Punkten aus dem Handel.
Er dominierte damit gegenüber den anderen Indizes, die in den vergangenen Tagen einen besseren Lauf hatten. Beim S&P 500 reichte es noch für einen Anstieg um 0,38 Prozent auf 5.455,21 Zähler. Der mit Tech-Werten gespickte Nasdaq 100 schaffte es in der Schlussphase ins Plus und gewann 0,09 Prozent auf 19.022,68 Punkte. Beide Indizes verbuchten ihren fünften Gewinntag in Folge.
In den USA hatte sich der Preisauftrieb im Juli unerwartet abgeschwächt. Die Inflationsrate sank auf den niedrigsten Stand seit März 2021. «Die Abkühlung der US-Inflation hält die Fed auf Zinssenkungskurs», hiess es in einem Kommentar des Ökonomen James Knightley von der ING Bank. Die Fed könne sich nun stärker auf das Ziel fokussieren, den Arbeitsmarkt zu stützen.
«In den USA setzt sich der Disinflationstrend mit hoher Dynamik fort», sagte Eckhard Schulte von MainSky Asset Management. Der Experte glaubt sogar, dass die Inflation zu schnell fällt und die Fed «zu grossen Schritten» gezwungen wird, damit eine «sanfte Landung» der Wirtschaft ohne eine Rezession gelingt. Er verwies dabei auf die unterjährige Betrachtung der Inflationsentwicklung in den vergangenen drei Monaten, die deutlich unter dem Fed-Ziel von zwei Prozent liege.
Unter den Einzelwerten machten die Alphabet-Aktien mit einem Abschlag von mehr als zwei Prozent negativ von sich reden. Als Auslöser galt ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg über Bedenken der US-Justiz an einer monopolisierten Marktstellung. In diesem Bericht hiess es unter Berufung auf Kreise, das Ministerium sehe es als Option an, bei dem Google-Mutterkonzern auf eine Zerschlagung zu drängen.
Deutlich besser sah es bei den Aktien von Kellanova aus, die um 7,8 Prozent auf 80,28 US-Dollar in die Höhe sprangen. Der Süssigkeitenhersteller Mars will für den unter anderem für seine Pringles-Chips bekannten Lebensmittelhersteller, der im Vorjahr vom Kellogg-Konzern abgespalten wurde, 83,50 Dollar je Anteilschein zahlen. Es wäre die grösste Übernahme in diesem Jahr und brächte zwei bedeutende Nahrungsmittelkonzerne zusammen.
Victoria’s Secret sprangen getrieben vom Quartalsbericht des Dessousherstellers um mehr als 16 Prozent hoch. Der UBS-Experte Mauricio Serna bezeichnete den über den Erwartungen liegenden Gewinn im zweiten Quartal und einen vermeldeten Chefwechsel als Überraschungen. Er vermutet, dass dies der Aktie kurzfristig auf die Sprünge helfen sollte. Zuletzt hatte der Kurs noch das fast ein Jahr alte Rekordtief angesteuert.
Heftige Kursverluste von fast 28 Prozent mussten dagegen die Aktionäre von Ouster einstecken. Das Technologieunternehmen hatte die Anleger mit seinem Umsatzausblick erschreckt. Es ist bekannt für seine Lidar-Technologie, also eine bestimmte Form des Laserscanning. Solche Sensoren sind unter anderem für automatisiertes Fahren wichtig.
Der Euro stieg über 1,10 US-Dollar auf den höchsten Stand seit Jahresanfang. Zuletzt wurden 1,1014 US-Dollar für die Gemeinschaftswährung bezahlt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1019 (Dienstag: 1,0931) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9075 Euro.
US-Staatsanleihen setzten ihre jüngste Aufwärtsbewegung verhalten fort. Der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen (T-Note-Future) stieg um 0,04 Prozent auf 113,67 Punkte. Die Rendite sank im Gegenzug auf 3,84 Prozent. (awp/mc/ps)