New York – Die Wall Street hat sich am Dienstag nach einem schwachen Start in positives Terrain vorgekämpft. Als Zugpferde dienten die Kurserholung der Technologie-Schwergewichte Apple und Microsoft sowie die Gewinne von Ölaktien, die von weiter steigenden Notierungen für den wichtigen Rohstoff profitierten. Allerdings schob der anhaltende Handelsstreit zwischen den USA und China zu viel Euphorie einen Riegel vor. Analyst James Hughes von AxiTrader verwies darauf, dass China die Welthandelsorganisation WTO nach einer Genehmigung zur Verhängung von Vergeltungssanktionen gegen die USA gefragt habe.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial schloss 0,44 Prozent höher bei 25 971,06 Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,37 Prozent auf 2887,89 Punkte nach oben. Der technologielastige Nasdaq 100 gewann sogar 0,81 Prozent auf 7507,87 Zähler.
Der von US-Präsident Donald Trump losgetretene Handelsstreit unter anderem mit China bleibt das wichtigste Thema am Markt. Trump hatte dem Land erst kürzlich mit weiteren Strafzöllen gedroht. Dass nach Angaben des Weissen Hauses die USA mit der Regierung Nordkoreas ein zweites Gipfeltreffen zwischen Trump und dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un vorbereiten, werteten Händler derweil als Schritt in die richtige Richtung für mehr Stabilität in der Region.
Als kursbewegende Unternehmensnachrichten an der Wall Street stachen am Dienstag enttäuschende Geschäftszahlen des Lautsprecherherstellers Sonos und die Übernahme des Chipherstellers IDS hervor.
Die Aktien von Sonos brachen in New York um rund 22 Prozent auf 16,56 US-Dollar ein, nachdem das Unternehmen für das vergangene Quartal einen Umsatzrückgang und einen deutlich ausgeweiteten Verlust berichtet hatte. Damit blieben sie zwar über dem Ausgabepreis des Börsengangs von Anfang August, der bei 15 Dollar lag – auch weil sie am Montag in Erwartung besserer Zahlen um rund 13 Prozent angezogen hatten. Vom bisherigen Höchstkurs von 23,60 Dollar haben sich die Papiere inzwischen aber ein gutes Stück weit entfernt.
Grund zur Freude hatten hingegen die IDS-Anteilseigner: Die Aktien sprangen dank der rund 6,7 Milliarden Dollar schweren Kaufofferte des japanischen Branchenkollegen Renesas um knapp 11 Prozent auf 46,56 Dollar hoch. Renesas bietet 49 Dollar je IDT-Aktie – ein Aufschlag von rund 16 Prozent auf den Schlusskurs vom Montag.
Bei Apple stand nach tagelangen Kursverlusten ein Plus von gut zweieinhalb Prozent auf 223,85 Dollar und der erste Platz im Dow zu Buche. Nach der zuletzt belastenden Diskussion um mögliche Strafzölle auf in China hergestellte Produkte kam Schützenhilfe von der Schweizer Bank UBS: Deren Experte Timothy Arcuri hob das Kursziel für die Aktie auf 250 Dollar an und blieb bei seiner Kaufempfehlung. Dahinter setzten Microsoft-Titel mit plus 1,70 Prozent ebenfalls ihre Erholung fort. Papiere des Ölriesen ExxonMobil gewannen fast anderthalb Prozent.
Auch die Kurserholung bei Nike ging weiter: Die Aktien des Sportartikelherstellers gewannen nach einer Kaufempfehlung des Analysehauses Canaccord als einer der besseren Dow-Werte 0,65 Prozent auf 82,63 Dollar. Die Verluste seit der vor einer Woche angekündigten Werbekampagne mit dem früheren Football-Quarterback Colin Kaepernick haben sie damit inzwischen mehr als wettgemacht und notieren nur noch knapp unter ihrem Rekordstand von 83,68 Dollar.
Im August 2016 hatte mit Kaepernick die Welle an Protesten von Profis begonnen, die sich durch ihren Kniefall oder erhobene Fäuste gegen Polizeibrutalität und Rassen-Ungleichheiten aussprechen. US-Präsident Trump hatte Nike wegen dieser Zusammenarbeit ähnlich scharf kritisiert wie zuvor den Sportler.
Bei Tesla währte die Erleichterung über die gestrige Stabilisierung nach einem zweiwöchigen Kursrutsch indes nicht lange: Am Dienstag ging es für die Titel des Elektroautobauers um über 2 Prozent auf 279,44 Dollar bergab, womit sie zu den schwächsten Werten im Nasdaq 100 zählten.
Hier drückte eine gestrichene Kaufempfehlung des japanischen Finanzunternehmens Nomura auf die Stimmung. Auch mit Blick auf das zuletzt erratische Verhalten von Unternehmenschef Elon Musk sei die Aktie nicht mehr als Anlage zu empfehlen, begründete Analyst Romit Shah seine Neubewertung. Er strich zudem das Kursziel um 100 auf nun 300 Dollar zusammen. Ebenfalls kritisch über Musk äusserte sich Frank Schwope von der NordLB, der sein Verkaufsvotum bekräftigte.
Am Markt für US-Staatsanleihen verloren richtungsweisende Papiere mit 10 Jahren Laufzeit 12/32 Punkte auf 99 4/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,98 Prozent. Der Euro blieb letztlich unter der Marke von 1,16 Dollar: Im New Yorker Handel wurden für die Gemeinschaftswährung 1,1595 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1574 Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8640 Euro gekostet. (awp/mc/pg)