US-Schluss: Iran-Sorgen nehmen zu – Kurssorgen verschwinden
New York – Den zunehmenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran zum Trotz haben am Montag die US-Börsen ihre jüngsten Verluste gut verdaut. Der Leitindex Dow Jones Industrial beendete den Handel mit plus 0,24 Prozent auf 28’703,38 Punkten knapp unter seinem Tageshoch. Noch besser erholten sich die anderen Indizes: So rückte der marktbreite S&P 500 um 0,35 Prozent auf 3246,28 Punkte und der technologielastige Nasdaq 100 um 0,62 Prozent auf 8848,52 Punkte vor. Damit sind die jüngsten Rekorde wieder in Reichweite.
Die abgemilderten Reaktionen der US-Börsen auf die steigenden Spannungen im Nahen Osten schienen zu reflektieren, dass die jüngste Eskalation die US-Wirtschaft wohl kaum in Mitleidenschaft ziehen werde, kommentierten die Experten von Capital Economics.
Nach der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani in Bagdad hatte das Parlament im Irak überraschend für einen Abzug der rund 5000 im Land stationierten US-Soldaten gestimmt. Wenige Stunden zuvor hatte US-Präsident Donald Trump seine Drohungen an die Führung im Iran nochmals massiv verschärft und vor Racheakten für die Tötung Soleimanis gewarnt. Die Regierung in Teheran sieht sich ausserdem dem Wiener Atomabkommen von 2015 künftig nicht mehr verpflichtet.
Getrieben unter anderem von der Aussicht auf ein baldiges erstes Handelsabkommen zwischen den USA und China hatten die New Yorker Börsenindizes noch in der vergangenen Woche Rekordmarken erreicht. US-Präsident Donald Trump hatte an Silvester den 15. Januar als konkreten Termin für eine Unterzeichnung des Teilabkommens genannt.
Als Reaktion auf die sich verschärfende Lage im Nahen Osten legte der Goldpreis weiter zu. Gold ist in Krisen als sicherer Hafen gefragt. Am Montag profitierte davon der Goldproduzente Newmont Goldcorp mit einem Kursgewinn von 1,00 Prozent. Auch die Ölpreise zogen über weite Strecken nochmals an, wenngleich sie zuletzt ihre Gewinne etwas abgaben. Die Titel des Ölkonzerns ExxonMobil legten um 0,77 Prozent zu.
Mit Rekordhochs legten die Papiere der Google-Mutter Alphabet einen starken Wochenstart hin. Die A- als auch die C-Aktien des Internetgiganten kosteten mit 1398,32 beziehungsweise 1396,50 Dollar so viel wie nie zuvor. Unter den Top-Werten an der Technologiebörse Nasdaq gingen beide mit Kursaufschlägen von jeweils um die zweieinhalb Prozent aus dem Handel. Begünstigt wurden sie von einer Hochstufung von «Hold» auf «Buy» durch das Analyse-Haus Pivotal Research. Experte Michael Levine sieht in Sundar Pichai, dem neuen Vorstandschef von Alphabet, einen Hoffnungsträger, wovon die Anteile profitieren sollten.
Salesforce markierten mit 173,67 Dollar ebenfalls eine Bestmarke und schlossen knapp darunter mit plus 4,38 Prozent. Zuvor hatte das Analysehaus RBC die Titel des Softwarekonzerns von «Outperform» auf «Top Pick» hochgestuft und das Kursziel von 200 auf 215 US-Dollar angehoben. Der Aktienkurs des Software-Entwicklers habe im neuen Jahr erhebliches Aufwärtspotenzial, hiess es.
Bewegung gab es schliesslich auch im Gastronomie-Sektor. So kauft der für Taco Bell, Pizza Hut und KFC bekannte Konzern Yum Brands die Burgerkette Habit Restaurants für 375 Millionen Dollar oder 14 Dollar je Aktie in Bar. Während Yum Brands darauf mit einem moderaten Abschlag von 0,06 Prozent reagierten, schossen Habit entsprechend um mehr als 32 Prozent auf knapp unter 14 Dollar in die Höhe. Im Dow gewannen die Anteile von McDonalds als bester Index-Wert 1,12 Prozent.
Der Euro erholte sich etwas von seinen Kursverlusten der vergangenen Woche. Zeitweise stieg die Gemeinschaftswährung über 1,12 US-Dollar. Nach US-Börsenschluss wurde sie mit 1,1194 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1194 (Freitag: 1,1147) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8933 (0,8971) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen verloren 3/32 Punkte auf 99 17/32 Punkte. Sie rentierten mit 1,8 Prozent. (awp/mc/ps)