US-Schluss: Kauflust bleibt – Rekorde ausser beim Dow

US-Schluss: Kauflust bleibt – Rekorde ausser beim Dow

New York – Die von der Hoffnung auf weitere Staatshilfen getriebene Kauflust der Anleger hat manchen US-Indizes am Freitag weitere Rekorde beschert. Der Dow Jones Industrial gehörte allerdings nicht dazu: Als der Schwung zwischenzeitlich nachliess, lag der Leitindex zeitweise sogar klar im Minus. Er berappelte sich aber und brachte mit 31’097,97 Punkten ein Plus von 0,18 Prozent über Ziellinie. Für die erste Jahreswoche 2021 verbuchte er damit einen Gewinn von 1,6 Prozent.

Andere Indizes setzten erneut höhere Bestmarken: Der marktbreite S&P 500 bei 3826 Punkten und der technologielastige Nasdaq 100 über der 13’000er Marke. Am Ende stieg der S&P um 0,55 Prozent auf 13’824,68 Punkte. Der Nasdaq-Auswahlindex stellte seine Indexkollegen mit einem Anstieg um 1,28 Prozent auf 13 105,20 Zähler erneut in den Schatten.

Laut Analyst Chris Hussey von Goldman Sachs sahen die Anleger über einen enttäuschenden US-Jobbericht und steigende Virus-Infektionszahlen hinweg und konzentrierten sich stattdessen eher auf zuletzt ermutigend ausgefallene Stimmungsindikatoren und die Hoffnung auf zusätzliche staatliche Hilfsmassnahmen in einer demokratischen Präsidentschaft unter Joe Biden.

Der künftige US-Präsident strebt zur Bekämpfung der Corona-Krise ein weiteres billionenschweres Konjunkturpaket an, dessen Details er Ende kommender Woche vorstellen will. Zeitweise bekam die seit langem am Markt gespielte Hoffnung auf solch ein Paket zwar einen Dämpfer von einem Bericht über Aussagen des demokratischen Senators des Bundesstaats West Virginia, Joe Manchin, die dieser aber später relativierte.

In den USA wurde die Erholung am Arbeitsmarkt vorerst gestoppt, wie eine im Dezember sinkend vermeldete Beschäftigung zeigte. Anleger zeigten sich davon aber nicht beunruhigt. Am Markt hiess es eher, diese Entwicklung bestätigte lediglich die US-Notenbank Fed in ihrer lockeren Geldpolitik. Diese gilt als zweiter wichtiger Faktor, weshalb Experten die Börsen derzeit auf Rekordjagd sehen.

Zur vergleichsweise guten Stimmung im Technologiesektor trugen Halbleiterwerte im Kollektiv nicht lange bei. Unter den Sektorwerten rutschten vor allem die Micron-Aktien nach einer optimistischen Umsatzprognose und starkem Auftakt mit 2,1 Prozent ins Minus. Erstmals seit zwanzig Jahren waren die Papiere zuerst über der 80-Dollar-Marke gehandelt worden, dann setzten Gewinnmitnahmen ein.

Von Tesla dagegen bekamen die Anleger auch am Freitag nicht genug, das Thema E-Mobilität zieht sie weiter in Scharen an. Die Papiere des Elektroautobauers setzten ihre Rekordrally mit einem weiteren Kurssprung um fast acht Prozent fort. Nach dem im August vollzogenen Aktiensplit wurden sie erstmals über der Marke von 850 Dollar gehandelt – mit bis zu 884 Dollar sogar deutlich.

An einem Vorstoss in das Spezialgebiet von Tesla könnte Spekulationen zufolge aber Apple beteiligt werden – in einer am Markt gehandelten Kooperation mit Hyundai bei der Entwicklung eines selbstfahrenden Elektroautos. Dies hatte die Aktien des südkoreanischen Autobauers am Freitag zuerst mächtig nach oben getrieben, Apple folgten dem immerhin mit einem Anstieg um 0,9 Prozent.

Bei Boeing dagegen brachte es die Aktien ins Schlingern, dass das Desaster um den Absturzflieger 737 Max den Flugzeugbauer teuer zu stehen kommt. Der Konzern zahlt eine Strafe von mehr als 2,5 Milliarden Dollar zur Beilegung strafrechtlicher Verfahren. Die Aktien gingen daraufhin 1,3 Prozent tiefer aus dem Handel.

Positive Meldungen stützten dagegen die Aktien des Impfstoff-Entwicklers Biontech, dessen Aktien in New York nach einigen Flautewochen mit einem Kurssprung um 7,2 Prozent knapp über die 100-Dollar-Marke zurückkehrten. Zum Einen schloss die EU-Kommission einen Vertrag über weitere bis zu 300 Millionen Dosen. Zum Anderen wirkt der Impfstoff laut einer ersten Analyse auch gegen die neuen Virusvarianten, die zuerst in Grossbritannien und Südafrika nachgewiesen wurden.

Der Kurs des Euro fiel in Richtung 1,22 Dollar. Zuletzt wurden 1,2226 US-Dollar für die Gemeinschaftswährung gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,2250 (Donnerstag: 1,2276) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8163 (0,8145) Euro.

US-Staatsanleihen erlitten nach den Jobdaten wegen Inflationssorgen weitere Kursverluste. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) fiel um 0,20 Prozent auf 136,60 Punkte. Die Rendite der zehnjährigen Anleihe stieg auf 1,12 Prozent. (awp/mc/os)

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