New York – Zwei Tage vor dem nächsten deutlichen Zinsschritt der Notenbank Fed sind an den US-Börsen die Tech-Werte erneut unter Druck geraten. Der technologielastige Index Nasdaq 100 weitete am Montag seine jüngsten Verluste etwas aus und fiel um 0,55 Prozent auf 12 328,41 Punkte. Höhere Zinsen können insbesondere bei den stark wachstumsorientierten Technologiefirmen die Finanzierungskosten steigen lassen. Auf der jüngsten Sitzung hatte die Fed ihren Leitzins bereits um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Ein noch grösserer Schritt ist angesichts der hohen Inflation nicht auszuschliessen, wurde zuletzt aber von mehreren Notenbankern eher abgelehnt.
Der Leitindex Dow Jones Industrial legte hingegen um 0,28 Prozent auf 31 990,04 Punkte zu. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,13 Prozent auf 3966,84 Zähler nach oben.
Die Fed steht vor der Herausforderung, die hohe Inflation unter Kontrolle zu bringen, ohne zugleich das Wachstum abzuwürgen. In den vergangenen Jahrzehnten sind in den USA nur die wenigsten Straffungsphasen ohne wirtschaftlichen Schaden geblieben.
Am Ende der Woche könnten die Anleger laut Marktanalyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda eine bessere Vorstellung davon haben, ob die USA auf eine Rezession zusteuere, wie es in Europa der Fall zu sein scheine. Denn am Donnerstag steht die erste Schätzung für das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal auf der Agenda. Ökonomen halten es für gut möglich, dass das zweite Quartalsminus in Folge festgestellt wird. Die Wirtschaft befände sich damit nach gängiger Definition in einer technischen Rezession.
Der Aktienmarkt ist derweil seit Mitte Juni im Aufwind. Börsianer sprechen von einer Bärenmarkt-Rally, also steigenden Kursen inmitten eines insgesamt abwärts gerichteten Marktumfeldes. Seit Jahresbeginn hat der Dow belastet von Inflations- und Rezessionssorgen rund zwölf Prozent verloren.
Mit Blick auf die Technologiewerte legen am Dienstag Alphabet und Microsoft Quartalszahlen vor, am Mittwoch Meta und am Donnerstag Amazon , Apple und Intel . Zu Wochenbeginn verzeichneten die Papiere dieser Unternehmen allesamt Verluste, wobei die Anteilsscheine von Meta mit einem Minus von 1,6 Prozent am deutlichsten nachgaben.
Die Telekom-Tochter T-Mobile US will mit einer Zahlung von einer halben Milliarde Dollar Nutzerklagen nach einem grossen Hackerangriff beilegen. Die im S&P 500 gelisteten Aktien stiegen um 1,6 Prozent.
Die Anteilscheine von Weber brachen um fast 13 Prozent ein. Der Grillhersteller hatte angesichts des unsicheren Marktumfeldes seine Prognosen für den Nettoumsatz sowie das bereinigte operative Ergebnis zurückgezogen. Zudem tritt Vorstandschef Chris Scherzinger ab.
Dagegen hatten die Aktien von Siga Technologies im Handelsverlauf ein Rekordhoch erreicht und schlossen rund 29 Prozent im Plus. Der Impfstoffhersteller stellt ein Vakzin gegen Affenpocken her. Am Wochenende hatte die Weltgesundheitsorganisation die höchste Alarmstufe für das Virus ausgerufen.
Der Euro notierte bei 1,0225 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0236 (Freitag: 1,0190) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9769 (0,9814) Euro.
Am US-Anleihemarkt verlor der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries 0,12 Prozent auf 119,75 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen stieg im Gegenzug auf 2,81 Prozent. (awp/mc/pg)