New York – Wieder steigende Ölpreise haben der Wall Street am Mittwoch den Treibstoff für weitere Kursgewinne geliefert. Nach einer gut zweimonatigen Rally rücken die Rekordhochs der wichtigsten Indizes in greifbare Nähe.
Nach einem verhaltenen Start folgte der Leitindex Dow Jones Industrial den anziehenden Ölnotierungen. In der letzten Handelsstunde bekamen die Anleger aber offenbar Angst vor der eigenen Courage, so dass der Leitindex nur ein Kursplus von 0,24 Prozent auf 18’096,27 Punkte behauptete. Ähnlich erging es dem marktbreiten S&P 500, der nur 0,08 Prozent fester bei 2102,40 Punkten aus dem Handel ging. Beiden Indizes fehlen damit rund anderthalb Prozent zu den Rekordhochs aus dem vergangenen Mai.
Einen etwas weiteren Weg zu neuen Spitzenwerten hat der Nasdaq-100-Index vor sich. Er trat am Mittwoch letztlich mit einem Minus von 0,01 Prozent bei 4540,44 Punkten auf der Stelle. Seinen knapp 6 Prozent höher liegenden Bestwert hatte der technologielastige Auswahlindex bereits im Frühjahr 2000 erreicht – noch vor dem Platzen der Internetblase an den Finanzmärkten.
Die Ölpreise, die vielen Anlegern als Konjunkturindikator gelten, drehten nach einer zwischenzeitlichen Schwäche wieder deutlich ins Plus. Die durchwachsenen Geschäftsbilanzen einiger Unternehmen und gute Daten vom US-Immobilienmarkt gaben den US-Börsen zur Wochenmitte indes keine sichtbaren Impulse.
Die Verkäufe bestehender Häuser in den USA hatten im März überraschend deutlich zugelegt – nach einem freundlichen Jahresstart waren sie im Februar wieder zurückgegangen. Die aktuelle Entwicklung sollte Sorgen über das Wachstum der weltgrössten Volkswirtschaft verdrängen, schrieb Ulrich Wortberg, Analyst bei der Landesbank-Hessen-Thüringen (Helaba).
Die jüngsten Unternehmenszahlen sorgten bei den Anlegern nicht gerade für Euphorie. Sowohl beim Internetkonzern Yahoo als auch beim Speicherspezialisten EMC war vor allem Übernahmefantasie für die Kursgewinne von 4,16 beziehungsweise 3,21 Prozent verantwortlich.
Am Dienstag nach US-Börsenschluss hatte Yahoo tiefrote Zahlen für das erste Quartal berichtet. Mehr interessierte die Anleger aber offensichtlich die nahende Übernahme des Internet-Pioniers: Zu Wochenbeginn war die Frist für erste Gebote für das Yahoo-Geschäft abgelaufen. Als aussichtsreichster Anwärter gilt der Telekommunikations-Konzern Verizon , zu dem auch die Online-Sparte AOL mit Medien wie die «Huffington Post» gehört. Die Verizon-Titel verloren 0,63 Prozent.
Der Speicherspezialist EMC, der kurz vor der Übernahme durch den Computer-Hersteller Dell steht, hatte zum Jahresauftakt ebenso wie Yahoo schwächer als erwartet abgeschnitten.
Beim weltgrössten Chiphersteller Intel konnten sich die Anteilseigner über ein Kursplus von 1,27 Prozent freuen. Dieser hatte zwar mit seinem Umsatz im ersten Quartal wie auch der Umsatzprognose für das zweite Quartal enttäuscht. Um sich schneller aus der Abhängigkeit vom schrumpfenden PC-Geschäft zu lösen, will Intel nun aber bis Mitte 2017 rund 12 000 Stellen streichen. 11 Prozent der Belegschaft sind betroffen.
Die Aktien von Coca-Cola büssten hingegen 4,79 Prozent auf 44,37 US-Dollar ein. Zwar war das Quartalsergebnis des Getränkeherstellers besser als erwartet ausgefallen. Doch die Aktie war zuletzt schon sehr stark gelaufen und hatte am 11. April bei 47,13 Dollar ein Rekordhoch erreicht.
Der Eurokurs zollte seiner jüngsten Erholungsbewegung Tribut und sank auf 1,1293 Dollar. Den Referenzkurs hatte die Europäische Zentralbank (EZB) zuvor noch auf 1,1379 (Dienstag: 1,1343) Dollar festgesetzt. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen sackten um 16/32 Punkte auf 98 1/32 Punkte ab und rentierten mit 1,84 Prozent. (awp/mc/upd/ps)