US-Schluss: Dow steigt um 0,64% auf 17’904,48 Punkte
New York – Die Wall Street hat sich nach zwei Handelssitzungen mit Kursverlusten am Dienstag etwas erholt. Vor allem die zunehmenden Übernahmeaktivitäten in verschiedenen Branchen sorgten für bessere Stimmung. Allerdings warten die Anleger Marktbeobachtern zufolge weiter auf Fortschritte in den Verhandlungen zwischen Griechenland und seinen Geldgebern. Zudem stehe die heute begonnene, zweitägige Sitzung der US-Notenbank Fed im Fokus.
Der Leitindex Dow Jones Industrial baute seine Anfangsgewinne aus und stand zum Schluss 0,64 Prozent höher bei 17’904,48 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index legte um 0,57 Prozent auf 2096,29 Punkte zu und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 gewann 0,52 Prozent auf 4455,90 Punkte.
Im Ringen um eine Rettung Griechenlands vor der Staatspleite richten sich die Hoffnungen auf Bundeskanzlerin Angela Merkel und die anderen Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder. Angesichts der dramatischen Lage wird in Brüssel über einen Krisengipfel an diesem Wochenende spekuliert. Zunächst werde jedoch abgewartet, ob es beim Finanzminister-Treffen der Eurogruppe am Donnerstag Weichenstellungen für das griechische Spar- und Reformprogramm gebe, berichteten Diplomaten. Umstritten sind insbesondere Reformen bei den Renten oder der Mehrwertsteuer.
Der Athener Regierungschef Alexis Tsipras und Finanzminister Gianis Varoufakis hatten die Bereitschaft zu weiteren Gesprächen signalisiert, aber weitergehende Zugeständnisse im Schuldenstreit abgelehnt. Zudem will die Regierung einem Pressebericht zufolge die Ende Juni fälligen Kreditraten an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht wie vereinbart zurückzahlen. Die Zahlung über 1,55 Milliarden Euro solle um sechs Monate verschoben werden, berichtete die «Bild»-Zeitung vorab unter Berufung auf Athener Regierungskreise. Ein griechischer Regierungsvertreter dementierte den Bericht allerdings.
Von der Fed-Sitzung erwarten Experten keine bahnbrechenden Aussagen. Am Mittwoch wird die US-Notenbank neue Entscheidungen bekannt geben. Die Zinswende dürfte sie noch nicht vollziehen. Allerdings könnte die Fed die Finanzmärkte sachte auf eine erste Zinsanhebung nach der Finanzkrise einstimmen.
Unternehmensseitig dominierten Fusions- und Zukaufpläne die Nachrichtenagenda. Im Fokus stehen derzeit vor allem Krankenversicherer, in deren Markt die Karten mit der US-Gesundheitsreform neu gemischt wurden. Nach Informationen des in solchen Fällen gewöhnlich gut informierten «Wall Street Journal» (WSJ) zeigt der Branchenprimus UnitedHealth Interesse am Versicherer Aetna .
Aetna waren bereits am Vortag auf ein Rekordhoch gesprungen und damit an der Börse etwas mehr als 42 Milliarden Dollar wert. Nun ging es um weitere 3,27 Prozent auf 124,97 US-Dollar nach oben, während sich UnitedHealth an der Dow-Spitze um 2,16 Prozent verteuerten. Die Marktkapitalisierung von UnitedHealth lag zuletzt bei rund 115 Milliarden Dollar.
Und noch weitere Deals sind laut WSJ möglich. Bereits zum Wochenauftakt hatte das Blatt berichtet, der zweitgrösste US-Krankenversicherer Anthem wolle Cigna übernehmen, die Nummer fünf am Markt. Zuletzt habe Anthem rund 175 Dollar je Cigna-Aktie geboten, womit die Übernahme das Unternehmen mehr als 40 Milliarden Dollar kosten könnte.
Cigna könnte aber auch für UnitedHealth in Frage kommen, falls es mit Aetna nicht klappt, heisst es weiter. Ausserdem soll der Gesundheitsdienstleister Humana auf mehreren Einkaufszetteln stehen: An dem Unternehmen könnten wiederum Cigna oder eventuell auch Aetna interessiert sein. Cigna-Aktien stiegen nach dem 12-prozentigen Vortagesgewinn lediglich um 0,35 Prozent. Anthem, die am Montag um mehr als 2 Prozent zugelegt hatten, gewannen weitere 1,45 Prozent, wogegen es für Humana um 3,38 Prozent nach unten ging.
Auch im Konsumgütersegment schreitet die Konsolidierung voran. Laut «New York Post» will der US-Parfüm- und Kosmetikkonzern Coty bis zu 12 Milliarden US-Dollar für den deutschen Shampoo-Hersteller Wella bieten. Demnach soll Coty für das Geschäft, das neben Wella auch noch andere Haarpflege-Marken des Wella-Eigentümers Procter & Gamble (P&G) (P&G) umfasst, den Düsseldorfer Henkel-Konzern ausgestochen haben. Coty-Aktien schnellten um 19,26 Prozent nach oben, während P&G 1,25 Prozent gewannen.
Ein mögliches Übernahmeangebot katapultierte die Titel des Geldautomatenherstellers NCR um 10,71 Prozent nach oben. Die Finanzinvestoren Blackstone und Carlyle könnten gemeinsam 10 Milliarden Dollar für den Wincor-Nixdorf-Konkurrenten auf den Tisch legen, wurde in Medienberichten spekuliert. Die Aktien des US-Konkurrenten Diebold zogen um 2,27 Prozent an.