US-Schluss: Erneute Verluste
New York – Zum Börsenstart von Facebook haben die US-Börsen am Freitag weiter nachgegeben. Die zuvor spürbare Euphorie um das soziale Netzwerk wich schnell den enttäuschten Stimmen und zudem waren es die fortwährenden Unsicherheiten um die Eurozone, die eine Erholungsbewegung verhinderten. Anleger hätten vor dem Wochenende das Risiko weiterhin gemieden, hiess es. Der Leitindex Dow Jones Industrial gab zum Schluss um 0,59 Prozent auf 12.369,38 Punkte nach. Damit hat er an zwölf der letzten dreizehn Tage im Minus geschlossen und in dieser Zeit fast sieben Prozent an Wert eingebüsst. Sein Plus seit Jahresbeginn schrumpfte daraufhin auf nur noch 1,25 Prozent. Allein im Laufe dieser Woche beläuft sich das Minus auf rund dreieinhalb Prozent.
Der breiter gefasste S&P 500 ging derweil am Freitag 0,74 Prozent tiefer bei 1.295,22 Punkten und damit erstmals seit vier Monaten unter der Marke von 1.300 Zählern aus dem Handel. Die technologielastigen Indizes an der Nasdaq tendierten angesichts des durchwachsenen Starts der Facebook-Aktien sogar noch schwächer: Der Composite Index stand zur Schlossglocke mit 1,24 Prozent im Minus bei 2.778,79 Zählern und der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 1,22 Prozent auf 2.478,53 Punkte.
Bei den Facebook-Aktien ist das von einigen Marktteilnehmern für möglich gehaltene Kursfeuerwerk ausgeblieben: Die Aktien des sozialen Netzwerks machten zwar mit dem ersten Kurs einen Sprung von mehr als zehn Prozent, standen am Schluss aber nur noch bei 38,23 US-Dollar und damit lediglich 0,61 % über dem Ausgabepreis von 38 Dollar. Nur ein Eingreifen der Banken, die den Börsengang begleiteten, dürfte im Laufe des Tages einen Fall darunter verhindert haben. Enttäuschte Reaktionen gab es auch deshalb, weil Wetten zuvor teils sehr deutlich über der tatsächlichen Erstnotiz gelegen hatten.
Unter Experten machen die hohe Bewertung und die Wachstumschancen des Internet-Giganten Kopfzerbrechen. Dennoch gilt der Börsengang als grösste Internet-Emission aller Zeiten. Anhand des Ausgabepreises ergibt sich ein Börsenwert von rund 104 Milliarden Dollar. Die gigantischen Ausmasse werden auch an einer Pannenserie am Handelsplatz ersichtlich: Der Auftakt verzögerte sich um eine halbe Stunde und zudem war die Nasdaq mit der hohen Zahl der Kauf- und Verkaufsaufträge überfordert.
Von Facebook in Mitleidenschaft gezogen wurden einige Papiere von Konkurrenten oder Mitprofiteuren. Titel des Geschäftspartners Zynga , der für seine in Facebook eingebetteten Spiele bekannt ist, brachen an der Nasdaq um rund 13,5 Prozent ein. Zeitweise mussten sie im Laufe des Tages vom Handel ausgesetzt werden. Titel des beruflichen Netzwerk-Anbieters LinkedIn sackten ferner um 5,65 Prozent ab und die Aktien des Gutscheinanbieters Groupon kamen mit mehr als sechs Prozent unter Druck.
Ansonsten blieben die Titel von JPMorgan wegen des Milliarden-Spekulationsverlusts in den Schlagzeilen. Laut einem Bericht des «Wall Street Journal» könnte sich der in der vergangenen Woche bekannt gewordene Fehlbetrag aus riskanten Wetten auf fünf Milliarden Dollar erhöhen. Erst am Vortag hatte die Bank die Höhe des Verlusts auf drei Milliarden Dollar nach oben korrigiert. Die Titel büssten im Dow Jones 1,30 Prozent auf 33,49 Dollar ein.
Um fast neun Prozent nach oben ging es dagegen nach Zahlen für die Aktien von Salesforce.com . Die Resultate für das erste Quartal und der Ausblick auf das folgende zweite Jahresviertel hatten die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten übertroffen. Yahoo kletterten an der Nasdaq ferner um 3,70 Prozent. Kreisen zufolge befindet sich der Internet-Konzern in Verhandlungen über einen Rückverkauf erworbener Anteile an der chinesischen Alibaba Group Holding. (awp/mc/pg)