US-Schluss: Moderate Erholung vor Notenbanker-Treffen

US-Schluss: Moderate Erholung vor Notenbanker-Treffen
(Adobe Stock)

New York – Einen Tag vor dem Beginn des Notenbanker-Treffens in Jackson Hole haben sich die Anleger an den US-Börsen nur vorsichtig aus der Deckung getraut. Der Leitindex Dow Jones Industrial gewann am Mittwoch zum Handelsende 0,18 Prozent auf 32’969,23 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,29 Prozent auf 4140,77 Punkte hoch und der technologielastige Nasdaq 100 legte um 0,28 Prozent auf 12’917,86 Zähler zu.

Durchwachsene heimische Konjunkturdaten gaben weder den Aktienkursen Impulse, noch sorgten sie für klare Hinweise auf das weitere geldpolitische Straffungstempo der US-Notenbank Fed. Die Märkte warten immer noch gespannt auf die am Freitag anstehende Rede von Fed-Chef Jerome Powell in Jackson Hole. Es wird unverändert damit gerechnet, dass die Fed ihren strikten Straffungskurs beibehält, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Gerätselt wird daher nur, ob der Leitzins im September um 0,5 oder 0,75 Prozentpunkte angehoben wird.

«Tatsache ist, dass Jackson Hole in der Vergangenheit gelegentlich als Plattform genutzt wurde, um den Märkten klare Botschaften zu übermitteln, die nicht immer die erwarteten waren», erinnert Analyst Craig Erlam vom Broker Oanda. «Es ist interessant, dass die Angst vor dem, was gesagt werden könnte, die Stimmung und die Märkte anscheinend viel stärker beeinflusst als das, was in den letzten Wochen tatsächlich gesagt wurde.»

Auch Jens Franck, Leiter Portfoliomanagement beim Hamburger Fixed Income-Spezialisten nordIX AG, hält Überraschungen für möglich. «Gerade nach der letzten Sitzung der Fed Ende Juli mit (…) eher zuversichtlichen Aussichten (…) auf die weitere Zinserhöhungsdynamik werden jetzt konkretisierende, eventuell gegenteilige Aussagen zur aktuellen US-amerikanischen Geldpolitik erwartet» betonte der Experte. «Die letzten Inflationszahlen dürften wieder etwas ‹Wasser in den Wein› giessen und den Handlungsdruck der Fed in Richtung höherer Leitzinsen mit einer Zunahme um 50 bis 75 Basispunkte deutlich stärker werden lassen.»

In der Nacht zum Mittwoch hatte sich bereits Neel Kashkari, Präsident der regionalen Notenbank in Minneapolis, für eine Straffung der Geldpolitik ausgesprochen.

Bevor nach dem US-Börsenschluss der Software-Konzern Salesforce und der Grafikprozessoren-Hersteller Nvidia Zahlen vorlegten, stachen unter den Einzelwerten Peloton, Bed Bath & Beyond und Farfetch mit prozentual zweistelligen Kurssprüngen heraus.

Der Sportartikel-Spezialist Peloton will seine Fitnessgeräte künftig auch beim weltgrössten Onlinehändler Amazon verkaufen und gab eine entsprechende Kooperation für den US-Markt bekannt. Peloton-Aktien zogen daraufhin über 20 Prozent an, während sich der Amazon-Kurs mit einem knappen Kursplus völlig unbeeindruckt zeigte.

Für die Papiere des Einzelhändlers Bed Bath & Beyond ging die steile Berg- und Talfahrt mit einem Kursanstieg um 18 Prozent weiter. Laut dem «Wall Street Journal» laufen bei dem Unternehmen Verhandlungen über Kredite. Die Aktien sind bereits vor einiger Zeit ins Visier von Leerverkäufern geraten, die auf fallende Kurse setzen. Die Schwankungen sind beträchtlich. Nach einem rasanten Kursanstieg in der vergangenen Woche ging es ebenso rasch und steil wieder abwärts.

Farfetch-Titel sprangen um mehr als 21 Prozent hoch. Der schweizerische Luxusgüterkonzern Richemont verkauft seine Mehrheitsbeteiligung an der Online-Handelsplattform Yoox-Net-a-Porter (YNAP) zum Grossteil an das Unternehmen. Dies stelle vor allem für den Käufer eine hervorragende Transaktion dar, schrieb Analyst Luca Solca vom Analysehaus Bernstein Research.

Die Anteile von Intuit rückten nach unerwartet starken Quartalszahlen des auf Steuersoftware spezialisierten Unternehmens im Nasdaq 100 um 4,9 Prozent vor.

Kräftige Verluste verbuchten hingegen die Aktien von Nordstrom und Advance Auto Parts . Der Modehändler übertraf zwar die Erwartungen an das zweite Quartal, enttäuschte jedoch mit geringer als erwarteten Jahreszielen. Die Nordstrom-Aktien brachen um 20 Prozent ein – das bedeutet den grössten Tagesverlust seit neun Monaten.

Die Papiere des Autoteile-Händlers verloren fast zehn Prozent, nachdem Advance Auto Parts zur Vorlage seiner Quartalszahlen zugleich seine Jahresziele gesenkt hatte – und das auch deutlicher als von einigen Beobachtern erwartet.

Der Euro bewegte sich wenig von der Stelle und kostete in New York zuletzt 0,9968 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 0,9934 (Dienstag: 0,9927) Dollar festgesetzt; der Dollar hatte damit 1,0066 (1,0074) Euro gekostet.

US-Staatsanleihen weiteten ihre moderaten Anfangsverluste ein wenig aus. Zuletzt sank der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) um 0,37 Prozent auf 117,19 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen legte im Gegenzug auf 3,11 Prozent zu. (awp/mc/ps)

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