New York – Die Wall Street hat am Dienstag von Hoffnungen auf eine anhaltende Unterstützung durch die Geldpolitik profitiert. Anleger spekulierten, dass die Fed den Leitzins nach dem Ende der konjunkturstützenden Anleihekäufe eher später als früher wieder erhöhen wird. Verkünden und erläutern will Fed-Chefin Janet Yellen die diesbezüglichen Entscheidung des Offenmarktausschusses am Mittwochabend. Die Investoren sehen sich Händlern zufolge auch durch jüngste Nachrichten aus China in ihrer optimistischen Haltung bestätigt. Laut einem Medienbericht hat die chinesische Zentralbank den fünf grössten Banken des Landes weitere Liquidität zur Verfügung gestellt, um das Wirtschaftswachstum zu fördern.
Der Leitindex Dow Jones Industrial verzeichnete nach einem verhaltenen Start ein Plus von 0,59 Prozent auf 17 131,97 Punkte. Für den marktbreiten S&P-500-Index ging es um 0,75 Prozent auf 1998,98 Punkte nach oben. Beim Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 stand ein Gewinn von 0,93 Prozent auf 4067,27 Punkte zu Buche.
Die Zinspolitik der Fed sei das zentrale Thema für jeden Börsianer, sagte ein Marktstratege. Angesichts besserer US-Konjunkturdaten einerseits und des geringen Inflationsdrucks andererseits gerate der Zeitpunkt einer möglichen Erhöhung des Leitzinses ins Rampenlicht, meinten Beobachter.
Im Dow notierten fast alle Aktien im Plus. Titel des Krankenversicherers UnitedHealth Group stiegen an der Indexspitze um 1,31 Prozent. Die Papiere des Sportartikelherstellers Nike waren mit minus 0,50 Prozent der einzige Verlierer und Anteilsscheine des Baumaschinenherstellers Caterpillar bewegten sich kaum vom Fleck.
Die offensichtlich grosse Nachfrage nach Alibaba-Papieren beim bevorstehenden Börsengang des chinesischen Internethandelsriesen allerdings konnte die Anleger des bisherigen Anteilseigners Yahoo kaum begeistern – obwohl die Chinesen die Preisspanne ihrer angebotenen Aktien auf 66 bis 68 US-Dollar angehoben hatten. Der Internetpionier hält ein grosses Paket der Anteile, die mit einem erfolgreichen Sprung aufs Parkett mehr wert werden. Yahoo-Papiere pendelten um ihren Schlusskurs vom Montag und legten nur um unterdurchschnittliche 0,38 Prozent zu.
Dass der Online-Videoanbieter Netflix sein Angebot nun auch in Europa startet, sorgte bei den Anleger ebenfalls nicht für Euphorie, im Gegenteil: Die Papiere des Streaming-Dienstes verloren 0,18 Prozent.
Aktien des israelischen Herstellers von Trinkwassersprudlern Sodastream jedoch gingen um rund ein Prozent nach oben. Medienberichten zufolge befindet sich der in New York gelistete Konzern in Verkaufsgesprächen, was offenbar die Fantasie der Anleger auf einen guten Preis für ihre Anteile beflügelte. Titel des Immobilienfonds Glimcher zogen gar um ein knappes Drittel auf 13,75 US-Dollar an, nachdem Konkurrent Washington Prime Group 14,20 Dollar für den Rivalen geboten hatte. Der Deal hätte inklusive Schulden eine Grössenordnung von insgesamt 4,3 Milliarden Dollar.
Spitzenreiter im Nasdaq 100 waren die Titel von Micron Technology , die um 4,76 Prozent anzogen und damit ihre Vortagesverluste fast wieder wettmachten. Der Chiphersteller könnte einem Analysten zufolge deutlich von einer Abwertung des Yen profitieren. Ausserhalb der grossen Indizes mussten indes die Anteilseigner von Avanir Pharma mit einem Minus von mehr als 3 Prozent einen Rückschlag hinnehmen. Das war allerdings für die meisten wohl zu verschmerzen: Am Vortag hatten die Papiere dank guter Studiendaten zu einem Alzheimermedikament rund 85 Prozent zugelegt. (awp/mc/pg)