New York – Der US-Aktienmarkt hat sich am Donnerstag kräftig von den jüngsten Verlusten erholt. Gute Wirtschaftsdaten aus den USA hatten eine Prognosesenkung der Weltbank für das globale Wachstum sowie den massiven Kursrutsch in Asien in den Hintergrund gedrängt. Nach Schwankungen im frühen Handel setzte sich der Aufwärtstrend durch, und führte den Dow Jones Industrial letztlich um 1,21 Prozent nach oben auf 15.176,08 Punkte. Er dämmte sein bisheriges Wochenminus damit von fast 300 auf rund 70 Punkte ein. Der marktbreite S&P-500-Index verbesserte sich am Donnerstag gar um 1,48 Prozent auf 1.636,36 Punkte. An der technologielastigen Nasdaq-Börse stieg der Auswahlindex Nasdaq 100 um 1,26 Prozent auf 2.962,90 Punkte.
Positiv wurden vor allem überraschend gute Einzelhandelsumsätze aufgenommen. Im Monatsvergleich stiegen die Umsätze im Mai um 0,6 Prozent, während die Markterwartungen nur bei plus 0,4 Prozent gelegen hatten. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gingen überraschend weiter zurück. Bereits an den europäischen Börsen hatten die Daten nach sehr schwachem Auftakt zu einer deutlichen Reduzierung der Verluste und teils sogar einem Dreh ins Plus verholfen.
Im Dow gab es an diesem Tag mit Microsoft und Dupont nur zwei Verlierer. Letztere büssten nach einer Prognosesenkung 0,65 Prozent ein. Der US-Chemiekonzern führte zur Begründung das schlechte Wetter in Europa und den USA an. Für die ersten sechs Monate erwartet Dupont nun ein Minus beim Gewinn je Aktie von rund 10 Prozent. Im April hatten die Amerikaner noch mit einem Minus von 7 bis 9 Prozent gerechnet. Microsoft-Aktien sanken gar um 0,80 Prozent. Der Konzern will mit dem Elektronikhändler Best Buy sogenannte Windows Stores betreiben, um den Problemen mit der aktuellen Generation seines Betriebssystems zu begegnen. Deren Aktien tendierten sehr fest. Bester Dow-Wert waren Caterpillar mit plus 2,32 Prozent.
Abseits des Leitindex sprangen die Papiere von Safeway um 7,40 Prozent an. Die US-Supermarktkette hat ihre kanadischen Filialen für umgerechnet 4,3 Milliarden Euro in bar an die Beteiligungsgesellschaft Empire Company verkauft. Die Amerikaner wollen mit dem Geld Schulden zurückzahlen und eigene Anteile kaufen.
Auch eine Wende im milliardenschweren Mobilfunk-Übernahmekampf in den USA sorgte für Bewegung: Die Führungsspitze des Mobilfunkers Clearwire befürwortet nun das Kaufangebot des Satelliten-TV-Anbieters Dish. Die Clearwire-Aktionäre sollten die Dish-Offerte annehmen und damit das niedrigere Kaufangebot des Mehrheitseigners Sprint Nextel ausschlagen, teilte das Unternehmen in der Nacht zum Donnerstag mit. Bisher hatte sich die Clearwire-Spitze für eine Komplettübernahme durch Sprint ausgesprochen. Doch Dish bietet mit 4,40 Dollar je Clearwire-Aktie mittlerweile einen Dollar mehr als die Konkurrenz. Zudem will Dish in einem zweiten Bieterkampf auch Sprint selbst übernehmen. Clearwire zogen um 2,06 Prozent an, und auch Dish legten um 2,02 Prozent zu. Sprint Nextel büssten indes 0,41 Prozent ein.
Auch ein Börsengang stand im Blick: Die deutsche Milliardärsfamilie Reimann hat beim Börsengang ihrer Parfümfirma Coty in New York abgesahnt. Sie verkaufte Anteile im Wert von 762 Millionen Dollar (571 Mio Euro). Coty ist eine Grösse in der Branche. Das Unternehmen steckt hinter Düften von Calvin Klein, Davidoff, Madonna, Joop oder Heidi Klum und stellt darüber hinaus Kosmetik und Körperpflegeprodukte her unter Marken wie Manhattan und Adidas. Im vergangenen Geschäftsjahr machte Coty einen Umsatz von 4,6 Milliarden Dollar. Nach einem Ausgabepreis von 17,50 Dollar kosteten die Papiere zum Handelsschluss 17,31 Dollar.
Dem Euro hat sich im New Yorker Handel seine zwischenzeitlich abgeschmolzenen Gewinne zurückgeholt, und lag mit 1,3369 Dollar knapp unter Tageshoch. US-amerikanische Staatsanleihen präsentierten sich etwas erholt. Richtungweisende zehnjährige Anleihen gewannen 14/32 auf 96 6/32 Punkte. Ihre Rendite errechnete sich bei 2,18 Prozent. In den letzten Tagen war sie auf den höchsten Stand seit vierzehn Monaten geklettert. (awp/mc/upd/ps/cs )