US-Schluss: Dow steigt auf Zweimonatshoch
New York – Dank der zunehmenden Hoffnungen auf eine Einigung im US-Haushaltsstreit hat die Wall Street am Dienstag an ihre Vortagsgewinne angeknüpft und auf einem Zweimonatshoch geschlossen. Ein Börsianer sprach von einem gewissen Optimismus, dass der Zwist vor dem Jahresende gelöst sein könnte. Dies wäre ein sehr gutes Signal für die Märkte. Auch von Konjunkturdaten kam kein Gegenwind: Die Erholung am Häusermarkt setzt sich fort. Der NAHB-Hausmarktindex kletterte im Dezember auf den höchsten Stand seit April 2006. Ausserdem verringerte sich das Defizit in der US-Leistungsbilanz im dritten Quartal.
Der Leitindex Dow Jones Industrial schloss 0,87% fester bei 13’350,96 Punkten. Der breit gefasste S&P-500-Index legte um 1,15% auf 1’446,79 Punkte zu. An der Technologiebörse Nasdaq ging es für den Composite-Index um 1,46% auf 3’054,53 Punkte nach oben, und der Auswahlindex Nasdaq 100 stieg um 1,54% auf 2’705,39 Punkte.
Regierung und Opposition in Washington haben sich im Streit über den Abbau des riesigen US-Defizits etwas angenähert. Nach Medienberichten kam Präsident Barack Obama den Republikanern beim Hauptknackpunkt, einer Steuererhöhung für Reiche, ein Stück entgegen. Demnach präsentierte er einen neuen Vorschlag, der höhere Steuern nur noch für Bürger mit einem Einkommen von mehr als 400’000 USD im Jahr vorsieht. Zuvor hatte Obama die Grenze schon bei 250’000 USD gezogen.
Die Republikaner hatten Steuererhöhungen lange Zeit gänzlich abgelehnt. Laut einem jüngsten Angebot würden sie nun aber Steuererhöhungen für Bürger mit einem Jahreseinkommen von mehr als einer Million Dollar zustimmen. Sowohl das Weisse Haus als auch der republikanische Präsident des Abgeordnetenhauses, John Boehner, erklärten am Dienstag, sie hielten den Vorschlag der Gegenseite für unzureichend, würden aber weiter verhandeln.
Einmal mehr im Fokus standen Apple-Aktien, die mit einem Plus von annähernd 3% an ihre Erholung vom vorangegangenen Kursrutsch anknüpften. Laut Händlern stützte nach den davor negativen Analystenstudien ein Kommentar der Bank of America, wonach der Ausverkauf der Titel wohl übertrieben gewesen sei. Seit dem Rekordhoch bei über 700 USD waren sie in der Spitze um fast 30% abgesackt. Im Blickfeld bleibt Apple auch wegen andauernder Patentstreitigkeiten mit Samsung, nachdem die Südkoreaner einen grossen Teil ihrer Vorwürfe in Europa fallen liessen. Die Nachricht kam postwendend auf die Meldung, wonach der iPhone- und iPad-Hersteller einen Rückschlag in den USA erlitten hat. Eine kalifornische Richterin hat demnach die von Apple geforderten Verkaufsverbote gegen mehr als zwei Dutzend Samsung-Smartphones verweigert.
Auch die Bankenwerte gehörten zu den Gewinnern: Im Dow legten Bank of America um mehr als 3% zu. Ausserhalb des Leitindex verteuerten sich Goldman Sachs und Morgan Stanley ebenfalls um mehr als 3%. Dagegen blieben JPMorgan mit einem Plus von knapp 1% etwas hinter dem Branchentrend zurück.
Die Aktien von General Motors (GM) schafften einen gut zweieinhalbprozentigen Kursanstieg, nachdem der Autobauer angekündigt hatte, sein Händlernetz in China ausbauen zu wollen. Die AIG-Titel rückten nach dem abgeschlossenen Verkauf der Asiensparte AIA um mehr als anderthalb% vor. Die übrigen Anteile brachten dem Versicherer einen Erlös von umgerechnet 6,45 Mrd USD ein und damit etwa so viel wie vom Unternehmen angepeilt. Dass ConocoPhillips seine Algerien-Tochter für 1,75 Mrd USD an den staatlichen indonesischen Öl- und Gaskonzern Pertamina verkaufen will, liess die Aktien des Ölkonzerns um fast 2% steigen.
Kursverluste von gut 1% erlitten dagegen die Papiere von General Electric (GE), womit sie Schlusslicht im Dow waren. Der Mischkonzern steht einem Zeitungsbericht zufolge kurz vor der milliardenschweren Übernahme des italienischen Luftfahrtzulieferers Avio. Am Vorabend hatte das Unternehmen angekündigt, 2013 in einem rauen Umfeld mit einer starken Entwicklung zu rechnen. (awp/mc/upd/ps)