US-Schluss: Rekordjagd lahmt
New York – Die Wall Street hat am Freitag überwiegend ihrer jüngsten Rekordjagd weiter Tribut gezollt. Im Fokus der Anleger standen einmal mehr etliche Unternehmenszahlen. Durchwachsene Konjunkturdaten hatten keinen erkennbaren Einfluss auf die Aktienkurse.
Der Dow Jones Industrial schaffte es als einziger Index erneut auf eine Bestmarke und stand zum Schluss 0,15 Prozent im Plus bei 21’830,31 Punkten. Auf Wochensicht verbuchte der US-Leitindex damit ein Plus von 1,16 Prozent.
Dagegen erlitten die anderen Indizes am Freitag moderate Verluste. Der breit gefasste S&P 500 verabschiedete sich 0,13 Prozent tiefer bei 2472,10 Punkten aus dem Handel. An der Technologiebörse Nasdaq sank der Nasdaq Composite um 0,12 Prozent auf 6374,68 Zähler und der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,14 Prozent auf 5908,92 Punkte. Hier bremsten vor allem die abrutschenden Aktienkurse beim Schwergewicht Amazon und bei der Kaffeehauskette Starbucks .
Die US-Wirtschaft war im zweiten Quartal trotz der Wachstumsbeschleunigung gegenüber dem Jahresstart ein wenig hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Zudem wurden die Zahlen für das erste Quartal nach unten korrigiert. Die Arbeitskosten waren im zweiten Quartal etwas schwächer als erwartet gestiegen, was für anhaltend moderaten Preisdruck spricht. Derweil hatte sich die von der Universität Michigan ermittelte Verbraucherstimmung im Juli laut einer zweiten Schätzung weniger eingetrübt als bislang angenommen.
Amazon-Aktien sanken um 2,48 Prozent, nachdem der Internet-Versandhändler für das zweite Quartal einen überraschend starken Gewinneinbruch berichtet hatte. Grund waren die hohen Kosten für eine Expansion des Unternehmens und erhebliche Investitionen in neue Geschäftsfelder wie etwa Video-Inhalte, die den Umsatz deutlich ankurbelten. Vor der nachbörslichen Zahlenpräsentation am Donnerstag hatten die Aktien noch ein Rekordhoch erreicht.
Bei Starbucks drückte ebenfalls ein deutlicher Ergebnisrückgang auf die Stimmung, was die Titel um 9,24 Prozent einbrechen liess. Zudem war die Umsatzentwicklung deutlich hinter den früheren Wachstumsraten zurückgeblieben. Starbucks kündigte ausserdem die Schliessung seiner unter dem Namen Teavana betriebenen Tee-Geschäfte an.
Heftig traf es auch den Aktienkurs des Tabakkonzerns Altria, der 9,49 Prozent einbüsste, wogegen die Titel von Konkurrent Philip Morris ihren Kursrutsch wieder wettmachten und moderat ins Plus drehten. Die US-Gesundheitsbehörde FDA will dafür sorgen, dass der Nikotingehalt in Zigaretten soweit abgesenkt wird, dass er Raucher nicht mehr abhängig macht. Aus dem Weissen Haus hiess es, man unterstütze diese Pläne.
Bei der Fluggesellschaft American Airlines stand letztlich trotz des deutlichen Gewinnrückgangs im zweiten Quartal ein Kursplus von 0,98 Prozent zu Buche. Das Umsatzplus hatte mit dem Anstieg der Treibstoff- und Lohnkosten nicht Schritt halten können.
Bei den Ölkonzernen reagierten die Anleger unterschiedlich auf die Zahlenvorlage. Während die Chevron-Aktien angesichts der Rückkehr in die schwarzen Zahlen an der Dow-Spitze um 1,89 Prozent zulegten, büssten ExxonMobil als Schlusslicht ungeachtet der annähernden Gewinnverdoppelung im abgelaufenen Quartal 1,52 Prozent ein – hier hatten Analysten noch mehr erwartet.
Die Aktien von Intel legten um 0,97 Prozent zu, nachdem der Computerchip-Hersteller nach einem starken Quartalsbericht seine Jahresziele angehoben hatte. Allerdings lagen die Vergleichswerte aus dem Vorjahr wegen hoher Sonderkosten recht niedrig.
Bei Merck & Co reichte es für ein Kursplus von 0,66 Prozent. Der Pharmakonzern hatte den Umsatz zwar dank starker Erlöse mit seinem Hoffnungsträger, dem Krebsmittel Keytruda, leicht gesteigert und mit dem Gewinn je Aktie die Analystenerwartungen übertroffen. Allerdings hatten die Aktien schon am Vortag deutlich zugelegt, nachdem der britisch-schwedische Konkurrent AstraZeneca mit Daten zu einer Lungenkrebsstudie enttäuscht hatte.
Der Euro zeigte sich mit 1,1752 US-Dollar weiter stark, auch wenn er damit unter seinem am Vortag erreichten Höchststand seit zweieinhalb Jahren blieb. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1729 (Donnerstag: 1,1694) Dollar fest. Am US-Staatsanleihenmarkt legten richtungweisende Papiere mit einer zehnjährigen Laufzeit um 6/32 Punkte auf 100 24/32 Punkte zu und rentierten mit 2,29 Prozent. (awp/mc/upd/ps)