New York – Die Wall Street hat am Mittwoch unter den zunehmenden Anzeichen für eine baldige US-Zinswende gelitten. Sie zollte damit auch ihrer starken Vortagsentwicklung Tribut.
Der Leitindex Dow Jones Industrial weitete seine Verluste im Handelsverlauf deutlich aus und schloss 0,89 Prozent tiefer bei 17’729,68 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index sank um 1,10 Prozent auf 2079,51 Punkte. Ein wenig besser hielt sich der Nasdaq 100 : Dank einiger positiver Unternehmensnachrichten verlor der technologielastige Auswahlindex nur 0,63 Prozent auf 4686,22 Punkte.
Bereits nach den vorbörslich veröffentlichten, gut ausgefallenen Konjunkturdaten sprachen Ökonomen von wieder gestiegenen Erwartungen für eine erste Zinserhöhung der US-Notenbank (Fed) seit der Finanzkrise Mitte Dezember. Damit würden Aktien gegenüber festverzinslichen Wertpapieren wie etwa Anleihen an Attraktivität verlieren.
Eine Rede von Fed-Präsidentin Janet Yellen sowie der Fed-Konjunkturbericht «Beige Book» stützten diese Wahrnehmung. Yellen rechnet künftig mit einem robusten US-Arbeitsmarkt und mit einer stärkeren Inflation. Auch die schwächelnde Weltwirtschaft macht ihr offenbar wenig Sorgen. Dem «Beige Book» zufolge hat die amerikanische Konjunktur von Anfang Oktober bis Mitte November etwas zugelegt.
Am Donnerstag spricht Yellen erneut, diesmal vor dem US-Kongress. Am selben Tag findet auch die nächste Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) statt – nach schwachen Inflationsdaten aus der Eurozone rechnen Beobachter nun erst recht damit, dass Europas Währungshüter ihre Geldpolitik weiter lockern.
Von grosser Bedeutung für die amerikanische Geldpolitik ist derweil der monatliche Arbeitsmarktbericht der Regierung, der am Freitag auf der Agenda steht. Hierfür lieferten Daten des Dienstleisters ADP positive Signale: Diesen zufolge hatte die US-Privatwirtschaft im November mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Zudem wurde der Stellenaufbau für den Oktober nach oben revidiert.
Kursbewegende US-Unternehmensnachrichten kamen zur Wochenmitte primär aus der Technologiebranche. Die Aktien von Yahoo zogen um 5,75 Prozent an, nachdem das «Wall Street Journal» berichtet hatte, das Internet-Urgestein prüfe auf Druck seiner Aktionäre einen Verkauf des Kerngeschäfts. Der Verwaltungsrat wolle in mehreren Runden von Mittwoch bis Freitag über eine solche strategische Wende beraten, schrieb das Blatt unter Berufung auf informierte Personen.
Yahoo will eigentlich seinen Anteil an der chinesischen Handelsplattform Alibaba verkaufen und den Erlös an seine Aktionäre ausschütten. Doch aktuell ist die Steuerfrage hier ungeklärt. Die an der New York Stock Exchange (NYSE) gelisteten Alibaba-Titel gewannen 1,19 Prozent.
Derweil kündigte Firmen-Gründer und Grossaktionär Mark Zuckerberg an, 99 Prozent seiner Facebook-Aktien im Wert von aktuell rund 45 Milliarden Dollar für die Lösung dringender Probleme der Welt spenden zu wollen. Die Trennung von den Anteilen dürfte allerdings über einen sehr langen Zeitraum hinweg stattfinden. Facebook-Aktien verloren 0,98 Prozent.
Die Besitzer von Qualcomm-Papieren konnten sich dagegen über einen Kurssprung von 5,17 Prozent freuen. Der weltweit grösste Hersteller von Chips für Smartphones hatte Berichten zufolge ein Lizenzabkommen mit dem chinesischen Smartphone-Hersteller Xiaomi geschlossen.
Bei den Standardwerten fielen die Papiere der Ölkonzerne ExxonMobil und Chevron auf: Mit Abschlägen von 2,86 beziehungsweise 2,41 Prozent besetzten sie die letzten Plätze im Dow Jones. Hier belasteten weiter rückläufige Ölpreise zwei Tage vor der Sitzung der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Zudem waren die US-Reserven an Rohöl in der vergangenen Woche überraschend gestiegen.
Die Aktien des Sportartikelherstellers Nike verloren 0,50 Prozent, nachdem die US-Bank Goldman Sachs zwar ihre Kaufempfehlung beibehalten, die Titel aber von ihrer «Conviction Buy List» gestrichen hatte. Zuletzt waren Nike-Aktien auf ein Rekordhoch geklettert. Seit Jahresbeginn zeigen sie mit einem Plus von fast 40 Prozent die beste Entwicklung aller 30 Werte im Dow Jones.
Der Euro dämmte seine Verluste im New Yorker Handel etwas ein und notierte zuletzt bei 1,0613 US-Dollar. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen gaben um 10/32 Punkte auf 100 20/32 Punkte nach und rentieren mit 2,18 Prozent. (awp/mc/upd/ps)