US-Schluss: Nasdaq 100 springt 2,9% auf 6’213 Punkte
New York – Deutliche Kurssprünge bei Technologiewerten haben am Freitag die US-Indizes an der Nasdaq in neue Rekordhöhen getrieben. Starke Zahlen von Alphabet, Amazon und Microsoft sorgten dafür, dass der Auswahlindex Nasdaq 100 erstmals über die Marke von 6200 Punkten sprang. Am Ende legte er 2,91 Prozent auf 6213,47 Zähler zu und verbuchte so den grössten Tagesgewinn seit eineinhalb Jahren.
Weil von den genannten Giganten nur einer im Dow Jones Industrial enthalten ist und dort auch einige Indexmitglieder von Zahlenvorlagen belastet wurden, ging es bei ihm verhaltener zu. Der Leitindex schloss nur knapp mit 0,14 Prozent im Plus bei 23’434,19 Punkten. Er hat damit im Wochenverlauf knapp ein halbes Prozent zugelegt. Einen neuen Rekord konnte er am Freitag aber nicht verbuchen. Den gab es für den marktbreiten S&P 500, der um 0,81 Prozent auf 2581,07 Punkte zulegte.
Papiere des Online-Händlers Amazon stellten mit einem Kurssprung um 13 Prozent alles in den Schatten. Für die Papiere von Microsoft und dem Google-Mutterkonzern Alphabet ging es ausserdem um 4,8 beziehungsweise 6,4 Prozent nach oben. Die immensen Grössenverhältnisse der drei Schwergewichte werden bei einem Vergleich deutlich: In US-Dollar gerechnet sind sie zusammen 1,75 Billionen Wert und damit mehr als der gesamte Dax.
Eine Stütze für die Märkte waren auch robuste Wirtschaftsdaten. Das Bruttoinlandsprodukt der USA war im dritten Quartal stärker gestiegen als von Experten erwartet, und das von der Michigan-Universität ermittelte Konsumklima erreichte den höchsten Stand seit 2004. Das Rätselraten um den künftigen Chefposten der US-Notenbank Fed ging jedoch weiter. Kreisen zufolge neigt US-Präsident Donald Trump zu Fed-Direktor Jerome Powell. Dieser gilt schon länger neben dem Star-Ökonom John Taylor als aussichtsreichster Kandidat.
Für den Kurssprung bei Amazon sorgte ein Rekordumsatz des Online-Handelsgiganten. Am Vortag noch unter 1000 Dollar stehend, erklommen die Aktien erstmals in ihrer Geschichte die Marke von 1100 Dollar. Trotz einer milliardenschweren Investitionsoffensive konnte Amazon auch den Gewinn im dritten Quartal leicht steigern. Zahlreiche Analysten quittierten dies prompt mit höheren Schätzungen und Kurszielen.
Bei Microsoft war das Cloud-Geschäft der wichtigste Grund für einen Rekordstand von zwischenzeitlich 86,20 Dollar. Der Softwarekonzern hatte im ersten Geschäftsquartal von der Stärke in diesem Wachstumsgeschäft profitiert. Die Aktie führte den Dow gemeinsam mit Intel an. Titel des Chipkonzerns kletterten nach Zahlen ebenfalls deutlich um mehr als 7 Prozent. Sie erreichten ein Hoch seit der Jahrtausendwende.
Bestens ist auch die Stimmung beim Google-Mutterkonzern Alphabet. Dieser gab einen kräftigen Gewinnsprung bekannt – vor allem wegen boomender Werbeeinnahmen. Finanzchefin Ruth Porat sprach von einem «sagenhaften Quartal». Auch diese Aktie erreichte eine historische Bestmarke. Im Rennen mit Amazon um das teuerste Papier hat Alphabet aber wieder das Nachsehen: die Aktie des Online-Händlers ist nun etwa 80 Euro vorn.
Bei den Dow-Konzernen Merck & Co sowie Chevron sorgten Resultate jedoch nicht für Jubelstürme. Auf den ersten Blick waren zwar auch hier die Nachrichten gut, Anleger übten aber Kritik im Detail. Beim Ölkonzern Chevron hiess es, die Produktionszahlen hätten enttäuscht. Sie büssten mehr als 4 Prozent ein. Beim Pharmakonzern Merck gab der Absatz eines wichtigen Medikaments Anlass zur Sorge – die Aktien fielen um 6 Prozent.
Bei einigen Nebenwerten ging es noch trüber zu: Der Spielzeugriese Mattel schockierte die Anleger mit einem hohen Quartalsverlust und der Aussetzung seiner Dividendenzahlungen. Die Aktie sackte um fast 9 Prozent ab. Für die Papiere der Online-Reiseplattform Expedia ging es wegen enttäuschender Zahlen sogar um 16 Prozent in den Keller.
Düster war die Lage auch für die Aktionäre einiger Handelskonzerne. Aktien von J.C. Penney rutschten nach einer Gewinnwarnung der Kaufhauskette um fast 15 Prozent ab. Titel der direkten Konkurrenten Macy’s und Kohl’s wurden davon ebenfalls mit bis zu 8 unter Druck gesetzt.
Der zugespitze Katalonien-Konflikt drückte den Euro am Freitag zeitweise unter 1,16 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Mitte Juli. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung in New York dann 1,1605 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor exakt dort (Donnerstag: 1,1753 Dollar) festgesetzt. Richtungsweisende zehnjährige Anleihen gewannen 12/32 Punkte auf 98 18/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,416 Prozent. (awp/mc/ps)