New York – Der Ausverkauf an den US-Börsen hat sich auch am Donnerstag fortgesetzt. Immerhin grenzten die Indizes die Verluste im späten Handel merklich ein. Der Leitindex Dow Jones Industrial fiel um 0,33 Prozent auf 31 730,30 Zähler. Er rutschte auf ein weiteres Tief seit Anfang März vergangenen Jahres. In diesem Börsenjahr hat sich der Rücksetzer auf fast 13 Prozent ausgeweitet. Sollte sich der Ausverkauf am Freitag fortsetzen, droht die schlechteste Börsenwoche des Dow seit Oktober 2020.
Der von Tech-Unternehmen dominierte Nasdaq 100 hielt sich mit minus 0,18 Prozent auf 11 945,50 Punkte diesmal vergleichsweise gut. Seit Jahresbeginn beläuft sich der Verlust des Index jedoch bereits auf knapp 27 Prozent. Vor allem die steigenden Kapitalmarktzinsen lassen die Investoren Tech-Aktien verkaufen. Der marktbreite S&P 500 schloss am Donnerstag 0,13 Prozent tiefer auf 3930,08 Punkten.
Die Verluste an den Aktienmärkten rühren vor allem von der grossen Unsicherheit, wie schnell und wie stark die US-Notenbank Fed die Leitzinsen anheben wird. «Es gibt die Befürchtung, dass der Leitzinsanstieg zu rasch erfolgen und die Wirtschaft dadurch in eine Rezession gestürzt wird», schrieb Volkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank. Die Konjunkturdaten aus den USA gäben zwar noch keinen Anlass zur Sorge. Der jüngste Einbruch an den Aktienmärkten könne aber «als Hinweis gedeutet werden, dass die Anleger schlechtere Zeiten erwarten und daher Aktien verkaufen».
Im Dow sackten Tech-Aktien wie Apple und Microsoft weiter ab. Apple-Aktien fielen mit einem Minus von 2,7 Prozent auf den tiefsten Stand seit Mitte Oktober vergangenen Jahres. Sie waren am Vortag vom saudi-arabischen Ölkonzern Saudi Aramco als wertvollstes Unternehmen der Welt abgelöst worden. Der wichtige iPhone-Zulieferer aus Taiwan Foxconn musste die Produktion im chinesischen Shenzen aussetzen, da derzeit in China die Corona-Inkfektionszahlen steigen und die Regierung weitgehende Lockdown-Massnahmen ergriffen hat. Berichten zufolge soll auch der Apple-Zulieferer Unimicron die Produktion ausgesetzt haben.
Daneben lastete eine Studie der US-Bank Wells Fargo auf den Papieren von General Motors (GM) und Ford . GM büssten 4,6 Prozent ein und Ford 3,0 Prozent. Analyst Colin Langan argumentierte, dass die Produktionskosten für Elektrofahrzeuge stark steigen dürften. So verteuerten allein die höheren Rohstoffpreise die Gesamtkosten eines Fahrzeugs des Modells «Silverado» von GM um geschätzte 12 600 US-Dollar. Die Papiere des E-Auto-Produzenten Tesla fielen ebenfalls.
Unter hohem Druck standen anfangs auch die Papiere von Beyond Meat nach enttäuschenden Quartalszahlen des Herstellers von Fleischersatz. Der Kurs brach im frühen Handel um mehr als 20 Prozent ein, am Ende betrug der Verlust noch gut vier Prozent. Vom Rekordhoch Anfang 2021 hatten die Papiere bereits mehr als 90 Prozent eingebüsst. Vor gut drei Jahren hatte Beyond Meat den Sprung auf das Börsenparkett gewagt.
Der Euro musste kräftig Federn lassen und fiel auf das tiefste Niveau seit Anfang 2017. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0373 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0408 (Mittwoch: 1,0553) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9608 (0,9476) Euro gekostet.
Angesichts der neuerlichen Aktienverluste setzten Investoren auf Staatspapiere: Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) stieg um 0,37 Prozent auf 119,70 Punkte zu. Die Rendite für zehnjährige Staatspapiere sank auf 2,87 Prozent. (awp/mc/pg)