US-Schluss: Zinssorgen und Boeing vermiesen Nvidia-Party

Börse USA

(Adobe Stock)

New York – Wieder aufgeflammte Zinssorgen und ein Kursrutsch bei den Boeing-Aktien haben die US-Börsen am Donnerstag teils deutlich belastet. Die anfängliche Freude über die boomenden Geschäfte des Chipherstellers Nvidia verpuffte im Handelsverlauf.

Der Leitindex Dow Jones Industrial sackte um 1,53 Prozent auf 39’065,26 Punkte ab. Der breit gefasste S&P 500 büsste 0,74 Prozent auf 5267,84 Punkte ein. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 0,44 Prozent auf 18 623,39 Punkte nach unten. Die beiden letztgenannten Indizes und der Nasdaq Composite hatten zu Handelsbeginn noch Bestmarken erreicht, nachdem Nvidia mit einem starken ersten Quartal und optimistischen Aussagen zur weiteren Entwicklung die Anleger zuversichtlich gestimmt hatte.

Doch schon zu Handelsbeginn war trotz eines Kurssprungs der Nvidia-Papiere über 1000 US-Dollar keine umfassende Euphorie zu spüren gewesen. Denn bereits am Vortag hatten enttäuschende Zinssignale der Notenbank Fed für etwas Ernüchterung gesorgt. Laut dem Protokoll zur letzten Zinsentscheidung signalisierte die Notenbank ein Festhalten an ihren hohen Zinsen und stellte nicht wie erhofft eine baldige Senkung in Aussicht.

Am Donnerstag zeugten frische Konjunkturdaten von einer überraschend guten Stimmung in der US-Wirtschaft, was die Hoffnung der Anleger auf Zinssenkungen weiter dämpfte. Der von S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex stieg auf den höchsten Stand seit zwei Jahren, wohingegen Volkswirte einen leichten Rückgang erwartet hatten. Der Indikator liegt nun über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten, was auf ein Wachstum der wirtschaftlichen Aktivitäten in der grössten Volkswirtschaft der Welt hindeutet. Wie sich aus speziellen Terminkontrakten am Geldmarkt ablesen lässt, wird jetzt am Markt erst für den Monat Dezember mit einer Zinssenkung von Seiten der Fed gerechnet.

Die Aktien von Boeing sackten am Dow-Ende um 7,6 Prozent ab. Der krisengeschüttelte Flugzeugbauer stellt sich auf weitere schwierige Monate und Belastungen in Milliardenhöhe ein. Ein Grund dafür sei die laufende Sanierung des Unternehmens, sagte Finanzchef Brian West auf einer Veranstaltung des Analysehauses Wolfe Research.

Die Anteilscheine von Nvidia nahmen mit einem Sprung um gut neun Prozent ihre Rekordfahrt wieder auf. Dies bescherte den Aktien den mit Abstand ersten Platz im Nasdaq 100. Das Geschäft des Chipkonzerns wächst durch den Boom rund um Künstliche Intelligenz weiterhin explosiv.

Andere Branchenunternehmen aber konnten bis zum Handelsschluss nicht von dem Kurssprung der Nvidia-Aktien profitieren. Hier drückte offensichtlich die Aussicht auf weiter hohe Zinsen auf die Stimmung, was auch die Finanzierungskosten der stark auf Wachstum angewiesenen Konzerne hochhält. So büssten On Semiconductor gut sechs Prozent und Intel mehr als vier Prozent ein.

Mit einem Minus von 3,5 Prozent gerieten auch die Papiere von Tesla spürbar unter Druck. Das Unternehmen erwähnte im aktuellen Umweltbericht nicht mehr das Ziel, pro Jahr 20 Millionen Elektroautos zu bauen. Der Branchen-Vorreiter war zuletzt durch billigere Konkurrenz aus China sowie das Interesse der Käufer an Hybrid-Modellen im Heimatmarkt USA unter Druck geraten.

Die Aktien von Live Nation gingen um fast acht Prozent auf Talfahrt. Die US-Regierung wirft dem Konzertveranstalter unfairen Wettbewerb vor und will ihn zerschlagen lassen.

Der Euro notierte zuletzt bei 1,0812 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0854 (Mittwoch: 1,0830) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9213 (0,9233) Euro.

Die Kurse von US-Staatsanleihen litten unter den guten Stimmungsdaten. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen fiel um 0,30 Prozent auf 108,70 Punkte. Die Rendite der Staatspapiere mit dieser Laufzeit stieg im Gegenzug auf 4,48 Prozent. (awp/mc/pg)

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