New York – Einen Tag vor der mit Spannung erwarteten Leitzinsentscheidung der US-Notenbank Fed haben die wichtigsten US-Indizes am Dienstag neuerliche Verluste verzeichnet. Für den Leitindex Dow Jones Industrial sowie den marktbreiten S&P 500 ging es nach der Verschnaufpause zum Wochenauftakt auf neue Tiefststände seit Mitte Juli, von denen sie sich aber mit nahendem Handelsende etwas absetzen konnten.
Der Dow Jones schloss nach seinem Tagestief bei 30 465 Punkten letztlich noch rund 1 Prozent im Minus bei 30 706 Punkten. Der S&P 500 sank um 1,13 Prozent auf 3855 Punkte und der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,85 Prozent auf 11 851 Punkte.
Von der Fed wird zur Wochenmitte wieder ein kräftiger Zinsschritt gegen die hohe Inflation erwartet. Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Notenbanker den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte erhöhen werden. Erst in der Vorwoche hatten die US-Verbraucherpreise für August allerdings derart negativ überrascht, dass einige Marktteilnehmer sogar einen ganzen Prozentpunkt für möglich halten. In jedem Fall sorgen sich die Akteure, dass der Kampf der Fed gegen die Teuerung die US-Wirtschaft in die Rezession führen wird.
Unter den Einzelwerten fielen am Dow-Ende die Papiere von Nike nach einer Abstufung durch Barclays um rund 4,5 Prozent. Den Experten der britischen Bank zufolge droht dem Sportartikelhersteller vielfältiger Gegenwind, etwa durch einen Nachfragerückgang, steigende Lagerbestände und Marktschwankungen in China. Sie senkten ihr Votum daher von «Overweight» auf «Equal Weight».
Noch höhere Kursverluste von mehr als 12 Prozent gab es bei Ford nach beunruhigenden Konzernnachrichten vom Vorabend. Der Autobauer hatte für das laufende Quartal einen massiven Gewinnrückgang im Vergleich zum vorangegangenen Jahresviertel in Aussicht gestellt. So lässt die Inflation einerseits die Zulieferkosten um eine Milliarde Dollar höher als erwartet steigen. Zudem dürften Engpässe bei wichtigen Teilen den Bestand von halbfertigen Fahrzeugen in die Höhe treiben, hatte der Konzern gewarnt. Auch General Motors gerieten in den Sog dieser Aussagen – deren Papiere gaben um 5,6 Prozent nach.
Daneben sorgten Übernahmepläne im Gesundheitssektor für Aufsehen. Bereits seit einiger Zeit will der Versicherer Unitedhealth die Firma Change Healthcare schlucken, einen Zahlungsabwickler für die Gesundheitsbranche. Nun hat am Vortag ein Richter kartellrechtliche Einwände des Justizministeriums ausgeräumt, womit die 7,8 Milliarden Dollar schwere Übernahme wahrscheinlicher wird. Aktien von Change Healthcare kletterten um 6,4 Prozent, Unitedhealth hielten sich im Dow mit kleinem Verlust vergleichsweise gut.
Apple stiegen derweil an der Dow-Spitze um fast 1,6 Prozent. Um seine Profitabilität zu schützen, kündigte der iPhone-Hersteller erhebliche Preiserhöhungen für Apps und In-App-Käufe an – und dies von Europa bis Asien.
Der Euro gab zum US-Dollar etwas nach. Im New Yorker Handel kostete die Gemeinschaftswährung zuletzt 0,9974 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9986 (Montag: 0,9990) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 1,0014 (1,0010) Euro.
Am US-Anleihenmarkt setzte die Rendite für richtungsweisende Papiere mit einer zehnjährigen Laufzeit ihren Höhenflug auf 3,57 Prozent fort. Der Terminkontrakt für zehnjährige Treasuries (T-Note-Future) fiel im Gegenzug um 0,44 Prozent auf 113,86 Punkte. (awp/mc/pg)