US-Schluss: Dow Jones legt 0,2% auf 22’371 Punkte zu
New York – An der Wall Street haben sich Anleger am Dienstag kaum aus der Deckung getraut. Angesichts der Fed-Sitzung, deren Entscheidungen am Mittwoch verkündet werden, hielten Anleger das Pulver trocken. «Grössere Kursbewegungen nach oben beziehungsweise nach unten bleiben aus. Offenbar warten viele auf weitere Hinweise seitens der US-Notenbank zum künftigen geldpolitischen Kurs», schrieb die Postbank in einem Marktkommentar.
Zwar markierte der Dow Jones Industrial bei 22 386,01 Punkten ein weiteres Rekordhoch. Die übrigen Indizes taten es dem Dow Jones jedoch nicht nach und handelten in sehr engen Spannen um ihre Schlusskurse vom Wochenbeginn. Der Dow Jones Industrial schloss 0,18 Prozent höher auf 22 370,80 Punkte. Der 500 Aktien umfassende S&P-Index legte um 0,11 Prozent leicht zu auf 2506,65 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 stieg um 0,17 Prozent auf 5991,08 Punkte.
Bis Ende 2018 stelle die US-Notenbank vier weitere Anhebungen der Leitzinsen in Höhe von jeweils 25 Basispunkten in Aussicht, merkte Felix Herrmann vom US-Vermögensverwalter BlackRock an. Der Markt rechne «eher nur mit einer Zinserhöhung». Diese Diskrepanz birgt dem Strategen zufolge einen «gewissen Sprengstoff», denn Investoren drohten die Entschlossenheit der US-Notenbank trotz der verhaltenen Inflation zu unterschätzen.
Wie schon am Vortag, sorgten Spekulationen um Fusionen und Übernahmen für grosse Kursausschläge. War es am Montag noch die Rüstungsindustrie, so stand nun die Telekombranche im Fokus: Laut dem TV-Sender «CNBC» verhandelt T-Mobile US mit dem Kontrahenten Sprint über ein Zusammengehen. Spekulationen um eine Fusion der Tochter der Deutschen Telekom und Sprint waren in der Vergangenheit immer wieder aufgekommen.
Sprint-Aktien schnellten daraufhin um fast 7 Prozent nach oben und T-Mobile US um fast 6 Prozent. Sie waren damit der grösste Kursgewinner im Nasdaq-100-Index. T-Mobile US und Sprint sowie die jeweiligen Mütter Deutsche Telekom und Softbank unterhielten sich über einen Zusammenschluss auf Basis eines Aktientausches, berichtete das US-Medium am Dienstag unter Berufung auf Eingeweihte.
Dhananjay Mirchandani vom Analysehaus Bernstein schrieb in einer ersten Einschätzung von einer «starken Logik» eines solchen Deals, dürfte dieser doch hohe Synergien freisetzen. Bei den operativen Ausgaben und den Kapitalkosten dürften sich diese auf insgesamt 5,7 Milliarden US-Dollar belaufen, schätzte der Analyst. «Aus diesem Grund müssen beide Parteien eine solche Transaktion einfach versuchen, trotz aller wettbewerbsrechtlichen Bedenken», schrieb der Experte.
Auch die Papiere des Wettbewerbers Verizon Communications legten um 2 Prozent zu und lagen damit an der Spitze des Dow Jones Industrial. Aktien von AT&T stiegen ebenfalls um 2 Prozent.
Eine Übernahme gab es zudem in der Lebensmittel- beziehungsweise Gastronomiebranche. So kauft die Post Holdings, ein Hersteller von Cornflakes und Müsliriegeln, die Restaurantkette Bob Evans Farms für rund 1,5 Milliarden Dollar. Je Aktie von Bob Evans Farms zahlt die Post Holdings 77 Dollar. Diese stiegen daraufhin um 6,14 Prozent auf 77,41 Dollar. Papiere von Post Holdings legten um 0,61 Prozent zu.
Der US-Broker Jefferies hat das Kursziel für die Aktien von Nike von 60 auf 48 US-Dollar gesenkt. Neue Daten aus Europa zeigten, dass die Amerikaner auch hier Marktanteile an Adidas verlören – vor allem im Running-Bereich, schrieb Analyst Randal Konik in einer Studie. Nike-Aktien gaben leicht nach.
Papiere des Kfz-Versicherers Progressive verteuerten sich um 2,85 Prozent. Die Assekuranz hat im August versicherte Schäden durch Naturkatastrophen von rund 245 Millionen US-Dollar erlitten – deutlich weniger als erwartet. Sie gingen fast ausschliesslich auf das Konto des Hurrikan «Harvey». Im Fahrwasser der Progressive-Aktie legen auch die Papiere des Versicherers Allstate um 0,73 Prozent zu. (awp/mc/pg)