New York – Ein starker Arbeitsmarktbericht hat die Laune der US-Anleger nur etwas aufgehellt. So legte der Dow Jones Industrial nach einem über weite Strecken verhaltenen Handel am Ende um 0,26 Prozent auf 17’910,33 Punkte zu. Auf Wochensicht ergibt dies ein Plus von 1,40 Prozent.
Die US-Wirtschaft präsentierte sich im Oktober zwar sehr stark, was bei den Anlegern einerseits für Optimismus sorgte. Andererseits steigt damit aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank noch im Dezember erstmals seit der Finanzkrise von ihrer Nullzinspolitik abrückt. Steigende Zinsen lassen Aktien gegenüber anderen Anlageformen wie etwa Anleihen weniger attraktiv erscheinen.
Für den breit gefassten S&P 500 aber ging es am Freitag um 0,03 Prozent auf 2099,20 Punkte nach unten. Der technologielastige Index Nasdaq 100 wiederum rückte um 0,09 Prozent auf 4707,23 Punkte vor.
Die US-Wirtschaft hatte im Oktober deutlich mehr Arbeitsplätze als erwartet geschaffen. Analystin Viola Julien von der Landesbank Helaba hob auch den unerwartet starken Anstieg der Stundenlöhne hervor. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, sagte: «Sollten in den kommenden Wochen wirtschaftliche Erdbeben ausbleiben, dreht die US-Notenbank Fed an der Zinsschraube.»
Unternehmensseitig profitierten vor allem Bankaktien von der Aussicht auf einen bald steigenden Leitzins in den USA. So zogen die Papiere von Goldman Sachs und JPMorgan an der Dow-Spitze um jeweils mehr als 3 Prozent an. Bei höheren Zinsen steigen die Zinserträge der Banken.
Darüber hinaus sorgte Walt Disney für Freude bei den Anlegern. Der Medien- und Unterhaltungsriese hatte am Donnerstag nach Börsenschluss über gute TV-Geschäfte und sprudelnde Einnahmen durch Fanartikel und Vergnügungsparks berichtet. Disneys Gewinn übertraf die Prognosen der Analysten, so dass die Aktien mit einem Plus von mehr als 2 Prozent zu den Favoriten im Dow zählten.
Der Medienkonzern News Corp aber enttäuschte die Anleger mit seinen Geschäftszahlen. Das Verlagsgeschäft von Medienmogul Rupert Murdoch mit Flaggschiffen wie dem «Wall Street Journal» musste im dritten Quartal schrumpfende Werbeeinnahmen verbuchen. Die Papiere büssten rund 3 Prozent ein.
An der Spitze des S&P 500 schnellten die Papiere des Indexneulings Qorvo um mehr als 23 Prozent nach oben. Der Chiphersteller für die Kommunikationsindustrie hatte mit seinem Quartalsgewinn positiv überrascht. Den zweiten Platz sicherten sich die Anteilsscheine von Nvidia mit einem Plus von knapp 14 Prozent. Der Grafikchip-Hersteller hatte die Anleger mit seinem Umsatzausblick überzeugt.
Schliesslich drehte sich auch das Übernahmekarussell weiter: Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca kauft sich mit der Firma ZS Pharma einen Hoffnungsträger ein. Für die Amerikaner zahlen die Briten 90 US-Dollar je Aktie. Der Gesamtwert der Transaktion liegt damit bei 2,7 Milliarden Dollar. Das ZS-Management unterstützt die Offerte. Die Papiere von ZS schnellten um 40,64 Prozent auf 89,04 Dollar nach oben, AstraZeneca-Anteilsscheine schlossen in London rund ein halbes Prozent tiefer.
Der Eurokurs geriet angesichts der Arbeitsmarktdaten stark unter Druck und stand zuletzt bei 1,0744 US-Dollar. Auch richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen gaben deutlich nach. Sie fielen um 26/32 Punkte auf 97 5/32 Punkte. Ihre Rendite zog entsprechend auf 2,33 Prozent an. (awp/mc/upd/ps)