US-Schluss: Dow trotzt Spannungen zwischen USA und China
New York – Trotz äusserst angespannter Beziehungen zwischen den Grossmächten USA und China haben die Kurse an der Wall Street am Mittwoch zugelegt. So kletterte der Dow Jones Industrial um 0,62 Prozent auf 27 005,84 Punkte und überwand somit erstmals seit Anfang Juni die Hürde bei 27 000 Punkten zum Schlusskurs. Erst in den letzten beiden Handelsstunden nahmen die Kurse Fahrt auf.
Die Vereinigten Staaten haben die Schliessung des chinesischen Konsulats in der texanischen Stadt Houston angeordnet und die Spannungen zwischen beiden Ländern damit deutlich verschärft. Die Schliessung erfolge, «um geistiges amerikanisches Eigentum und private amerikanische Informationen zu schützen», sagte eine Sprecherin des US-Aussenministeriums. Chinas Aussenamtssprecher Wang Wenbin sprach von einem «ungeheuerlichen und ungerechtfertigten Schritt». Er forderte die USA auf, die Entscheidung sofort zurückzunehmen.
Der breiter gefasste S&P 500 rückte um 0,57 Prozent auf 3276,02 Zähler vor. Der technologielastige Nasdaq 100 schloss 0,35 Prozent höher bei 10 870,75 Zählern.
Börsianer zeigten sich gleichwohl vorsichtig. So schrieb Analyst David Madden vom Handelshaus CMC Markets, Aktienhändler sorgten sich um eine Eskalation des Streit zwischen den beiden Staaten. Stratege Edward Moya vom Broker Oanda sagte, die Spannungen zwischen den USA und China drohten vor allem die Aussichten für die weltweite Technologiebranche und den Handel zu verdüstern. Vor den Quartalszahlen von Microsoft und Tesla nach Börsenschluss an diesem Mittwoch seien die Anleger nun noch nervöser als zuvor.
Bewegung gab es wieder einmal im Pharmasektor. Die Bestellung von hunderten Millionen Covid-Impfstoffdosen durch die USA bescherte den Papieren der Entwickler Pfizer und des Mainzer Kooperationspartners Biontech Kursgewinne von 5.1 beziehungsweise 13,7 Prozent. Pfizer lagen damit klar an der Spitze des Dow.
Aktien von Texas Instruments gaben um 2,2 Prozent nach. Analyst Stacy Rasgon vom Analysehaus Bernstein lobte zwar ein starkes zweites Quartal des Chip-Herstellers, die Aussagen zum dritten Quartal seien aber zurückhaltend. Papiere des Kontrahenten AMD schnellten dagegen um mehr als 8 Prozent nach oben. Das Unternehmen hatte einen neuen Chip für graphische Anwendungen in PCs angekündigt.
Aktien von United Airlines verloren 4,2 Prozent. Chef Scott Kirby zufolge dürfte die Fluggesellschaft nur maximal die Hälfte des im vergangenen Jahr erzielten Umsatzes erreichen, solange kein Impfstoff gegen die Lungenkrankheit Covid-19 gefunden sei.
Für die Papiere von Snap ging es um 6,2 Prozent abwärts. Die Foto-App Snapchat hatte ihre optimistische Prognose für den Anstieg der Nutzerzahlen im vergangenen Quartal verfehlt.
Der Eurokurs konnte sich nicht über der Marke von 1,16 US-Dollar halten, über die er im europäischen Devisenhandel erstmals seit Oktober 2018 gestiegen war. Zuletzt kostete ein Euro 1,1573 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1578 (Dienstag: 1,1443 US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8637 (0,8739) Euro gekostet. Am US-Rentenmarkt legten richtungweisende zehnjährige Staatsanleihen um 1/32 Punkt auf 100 9/32 Punkte zu und rentierten mit 0,595 Prozent. (awp/mc/pg)