US-Schluss: Sanfte Erholung dank Zinshoffnungen

US-Schluss: Sanfte Erholung dank Zinshoffnungen

New York – Zinshoffnungen haben den US-Aktienmärkten am Donnerstag im späten Handel zu einer Erholung und freundlichen Schlusstendenz verholfen. Davor hatten durchwachsene Unternehmensergebnisse und Befürchtungen einer weiteren Verschärfung im Handelsstreit zwischen den USA und China für Belastung gesorgt. Aus Unternehmenssicht schockten vor allem die Quartalszahlen des Filmanbieters Netflix die Anleger.

Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Plus von 0,01 Prozent auf 27’222,97 Punkte. Der breit gefasste S&P 500 gewann 0,36 Prozent auf 2995,11 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 0,19 Prozent auf 7904,13 Punkte.

Auslöser der Kurserholung war Händlern zufolge eine Aussage des Präsidenten der Federal Reserve Bank of New York, John Williams. Der Fed-Offizielle unterstrich die Notwendigkeit einer schnellen Zinsreaktion der US-Notenbank, sollten die Währungshüter zu dem Schluss kommen, dass sich die US-Wirtschaft in Schwierigkeiten befinde.

Zuvor hatten unter anderem neue Strafzoll-Drohungen von US-Präsident Donald Trump in Richtung Peking Verunsicherung unter den Investoren ausgelöst. Trump hatte zudem gewarnt, dass es noch ein langer Weg bis zu einer Einigung im Zollkonflikt sei.

Für die grösste Enttäuschung unter den Anlegern sorgte der Online-Videoanbieter Netflix, der im zweiten Quartal weniger neue Abonnenten gewonnen hatte als gedacht. In den USA büsste Netflix sogar 130 000 Kunden ein. Mit den Nutzerzahlen blieb Netflix weit unter den Erwartungen der Wall-Street-Experten und auch unter seiner eigenen Prognose. Investoren reagierten hochgradig nervös und liessen die Aktien zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit Januar 2019 fallen. Letztlich verloren die Netflix-Titel 10,3 Prozent.

Die Papiere von IBM gewannen hingegen an der Dow-Spitze 4,6 Prozent. Das Computer-Urgestein hatte im zweiten Quartal zwar erneut Umsatzeinbussen verzeichnet. Dennoch war der Gewinn stärker als von Finanzexperten erwartet gestiegen.

Der US-Krankenversicherer UnitedHealth hatte den Umsatz im zweiten Quartal um 8 Prozent und den Gewinn um 13 Prozent gesteigert. Damit übertraf UnitedHealth die Erwartungen der von Bloomberg befragten Analysten. Bei den Anlegern kam das Zahlenwerk aber offenbar nicht gut genug an, denn die Aktien fielen um 2,3 Prozent.

Einbussen im Finanzmarkthandel und im Investmentbanking hatten den Gewinn von Morgan Stanley im zweiten Quartal weiter sinken lassen. Die Vermögensverwaltung verbuchte hingegen Zuwächse. Insgesamt übertrafen die Kennziffern trotz der Rückgänge bei Gewinn und Ertrag die Analystenprognosen. Die Aktie reagierte mit einem Plus von 1,5 Prozent.

Spitzenreiter im S&P-100-Index waren die Titel von Philip Morris mit einem Kursgewinn von mehr als 8 Prozent. Im Handelsverlauf hatten die Aktien den höchsten Stand seit März 2019 erklommen. Der Tabakkonzern hatte nach starken Quartalszahlen sein Gewinnziel für das Gesamtjahr 2019 erhöht.

Ebay-Papiere legten um knapp 2 Prozent zu. Der Gewinn der Online-Handelsplattform war zwar im zweiten Quartal eingebrochen, aber nicht so deutlich wie von Experten befürchtet. Die Erlöse waren um zwei Prozent nach oben geklettert.

Der Eurokurs legte im US-Geschäft nach den Aussagen des Notenbankmitglieds Williams merklich zu. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1265 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1216 (Mittwoch: 1,1215) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8916 (0,8917) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen rückten um 6/32 Punkte auf 103 3/32 Punkte vor. Sie rentierten mit 2,02 Prozent. (awp/mc/ps)

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