US-Schluss: Handelssorgen belasten vor allem Tech-Werte
New York – Die Furcht vor einer Verschärfung des Handelskonflikts mit China hat die US-Aktienmärkte am Freitag teils deutlich ins Minus gedrückt. Unter Druck gerieten insbesondere die stark konjunkturabhängigen Technologiewerte, die zudem unter einem enttäuschenden Ausblick des Chipherstellers Micron Technology litten.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial fiel nach einem freundlichen Start um 0,26 Prozent auf 26’820,25 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 0,43 Prozent. Der marktbreite S&P 500 büsste am Freitag 0,53 Prozent auf 2961,79 Punkte ein. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,16 Prozent auf 7681,58 Zähler nach unten.
Die US-Regierung denkt einem Medienbericht zufolge über die Begrenzung amerikanischer Kapitalströme in Richtung China nach. Entsprechende Diskussionen würden derzeit in der Trump-Administration geführt, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Bezug auf informierte Personen. Eine Möglichkeit sei demnach, Aktien chinesischer Unternehmen nicht mehr an amerikanischen Börsen handeln zu lassen. Zudem könnte das Engagement amerikanischer Pensionsfonds in chinesischen Märkten begrenzt werden.
Vor den Medienberichten zufolge für den 10. und 11. Oktober angesetzten Verhandlungen zwischen den USA und China auf ranghoher Ebene gebe es keine Ruhepause, schrieb Marktanalyst Edward Moya vom Handelshaus Oanda. Das Weisse Haus versuche nun, seine Verhandlungsposition mit einer frischen Drohung zu verbessern, die chinesische Unternehmen sehr hart treffen würde. Sollten die Aktien chinesischer Firmen tatsächlich vom Börsenhandel in den USA ausgeschlossen werden, wäre das aus Sicht von Moya katastrophal für die US-Wirtschaft. Falls zudem amerikanische Pensionsfonds nur noch einen beschränkten Zugang zu den chinesischen Märkten haben sollten, wären die Auswirkungen auf den Technologiesektor letztlich ebenfalls verheerend.
Micron Technology hatte bereits vor Handelsbeginn davor gewarnt, dass sich der Abschwung in der Chipbranche durch die Spannungen in den globalen Handelsbeziehungen noch weiterziehen könnte. Die Aktien knickten als Schlusslicht im Nasdaq 100 um rund 11 Prozent ein.
Angesichts der kolportierten Überlegungen des Weissen Hauses trennten sich die Anleger zudem von Aktien chinesischer Unternehmen. So sackten die Anteilscheine des E-Commerce-Konzerns JD.com um fast 6 Prozent ab. Für die Papiere des Internetunternehmens Netease ging es um 4,6 Prozent nach unten und die Aktien des Suchmaschinenbetreibers Baidu verloren 3,7 Prozent.
Im Dow standen die Aktien von ExxonMobil 0,7 Prozent im Plus. Der Ölkonzern hatte den Verkauf seiner norwegischen Aktivitäten in die Wege geleitet.
Eine Personalie liess den Kurs von Wells Fargo um fast vier Prozent steigen. Die Bank bekommt einen neuen Chef: Der bisherige Vorstandsvorsitzende der Bank of New York Mellon, Charles Scharf, übernimmt die Führung zum 21. Oktober. Wells Fargo hatte seit dem Rücktritt von Vorstandschef Tim Sloan im März nach nur zweieinhalb Jahren einen Nachfolger gesucht. Sloans Amtszeit war von einer Affäre um fingierte Konten geprägt, die zu zahlreichen Entlassungen sowie Klagen und Strafen geführt hatte. Mit Scharf will das Finanzinstitut nun eine neue Ära einleiten.
Der Euro präsentierte sich stabil bei zuletzt 1,0941 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0935 (Donnerstag: 1,0938) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9145 (0,9142) Euro gekostet. Richtungweisende US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren stiegen angesichts der Verluste an der Wall Street um 3/32 Punkte auf 99 16/32 Punkte. Sie rentierten mit 1,680 Prozent. (awp/mc/ps)