New York – Die Kurse an der Wall Street haben am Freitag trotz eines guten Arbeitsmarktberichtes etwas nachgegeben. Die Jobentwicklung habe zwar positiv überrascht, meinten Analysten unisono. Dies hat Börsianern zufolge aber Befürchtungen geweckt, dass die US-Notenbank den Leitzins eher früher als später wieder erhöhen könnte. Volkswirte rechnen aktuell zunehmend mit einem Zinsschritt im September. Schon jetzt zogen die Renditen am Anleihemarkt an, was die Attraktivität festverzinslicher Wertpapiere gegenüber Aktien erhöhte.
Der Dow Jones Industrial weitete seine Vortagesverluste etwas aus und gab um 0,31 Prozent auf 17’849,46 Punkte nach. Auf Wochensicht ergibt dies ein Minus von 0,90 Prozent. Für den marktbreiten S&P-500-Index ging es am Freitag um 0,14 Prozent auf 2092,83 Punkte nach unten. Der Nasdaq-100-Index verlor 0,22 Prozent auf 4477,19 Punkte.
Der amerikanische Arbeitsmarkt hatte positiv überrascht. Mit 280 000 Stellen wurden die meisten Jobs im laufenden Jahr geschaffen. Zudem lag der Aufbau deutlich über den Markterwartungen von 226 000 Arbeitsplätzen. Dies sei ein weiteres Signal dafür, dass die US-amerikanische Wirtschaft nach der Schwäche im Winter wieder Auftrieb gewinne, schrieb US-Chefvolkswirt von Capital Economics
Analyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda zielte vor allem auf die gute Entwicklung der Stundenlöhne ab: Diese erhöhten sich zum Vormonat um 0,3 Prozent und zum Vorjahresmonat um 2,3 Prozent. Die Jahresrate ist die höchste seit August 2013 und deutet darauf hin, dass das lange Zeit sehr verhaltene Lohnwachstum langsam anzieht.
Ins Bild passten dabei jüngste Äusserungen von Seiten der Notenbank: Die Fed wird laut einem führenden Vertreter ihren Leitzins voraussichtlich in diesem Jahr erstmals seit Beginn der Finanzkrise wieder anheben. «Falls sich der Arbeitsmarkt weiter erholt und die Inflationserwartungen fest verankert bleiben, wäre es angemessen, die Zinsen in diesem Jahr zu erhöhen», sagte der Chef der einflussreichen regionalen Notenbank von New York, William Dudley.
Auf Unternehmensseite rückten die Aktien von Liberty Global mit einem Plus von 1,13 Prozent auf 52,09 US-Dollar in den Blick. Der Kabelkonzern verhandelt mit dem britischen Telekomunternehmen Vodafone über den Austausch einiger Sparten. Über eine Fusion der beiden Unternehmen werde dagegen nicht gesprochen, teilte Vodafone als Reaktion auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg mit. Diese hatte zuvor berichtet, dass Vodafone und Liberty Global miteinander sprechen und dabei auch ein Zusammenschluss geprüft werden könnte. Vodafone-Papiere fielen in London um mehr als 2 Prozent.
Am Dow-Ende litten die zuletzt gut gelaufenen Aktien des Telekommunikationskonzerns Verizon mit einem Minus von 1,81 Prozent weiter unter einem negativen Analystenkommentar von JPMorgan vom Vortag. Papiere aus dieser Branche wurden indes auch generell links liegen gelassen. Sie gelten als ähnlich defensive Anlageinstrumente wie Anleihen und stehen damit besonders stark in Konkurrenz zu festverzinslichen Wertpapieren. So büssten die Anteilsscheine von Vimpelcom als Schlusslicht im Nasdaq 100 rund sechseinhalb Prozent ein.
Unter den Favoriten im Index versammelten sich indes erneut einige Finanzwerte. Ihnen käme eine schärfere Gangart der Fed zugute, da höhere Zinsen in der Regel die Gewinne der Banken steigen lassen. So kletterten die Anteilsscheine von JPMorgan an der Dow-Spitze um 1,64 Prozent in die Höhe und die von Goldman Sachs um 0,76 Prozent. (awp/mc/upd/ps)