New York – Die Aussicht auf ein weiterhin moderates Zinserhöhungstempo hat den US-Aktienmärkten am Freitag leichten Auftrieb gegeben. Anfangs waren die Kurse nach dem jüngsten US-Arbeitsmarktbericht etwas eingeknickt. Die US-Wirtschaft hatte im April so wenig Arbeitsplätze geschaffen wie seit sieben Monaten nicht mehr. Die Beschäftigungsentwicklung war zudem merklich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Positiv werteten Volkswirte jedoch, dass die Stundenlöhne erneut zugelegt hatten. «Der Bericht ist keine Offenbarung, aber auch kein Unglück», fasste ein Marktstratege die Daten zusammen.
Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Plus von 0,45 Prozent bei 17’740,63 Zählern. Auf Wochensicht hat der Index hingegen rund 0,2 Prozent verloren. Der marktbreite S&P-500-Index stieg am Freitag um 0,32 Prozent auf 2057,14 Punkte. Der Nasdaq-100-Index gewann 0,48 Prozent auf 4330,17 Punkte.
Der Arbeitsmarktbericht sei kein Signal für eine breite Wirtschaftsschwäche in den USA, schrieben die Analysten von Capital Economics und verwiesen auf die Stundenlöhne. Die Erwartungen, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen noch im Juni anheben könnte, sind äusserst gering. Die Wahrscheinlichkeit wird an den Finanzmärkten mit lediglich vier Prozent bewertet. Dabei spricht zumindest die Lohnentwicklung für ein etwas schnelleres Vorgehen. Schliesslich gilt die schwache Inflation als einer der Gründe für das vorsichtige Vorgehen der US-Notenbank Fed.
Derweil ging die Berichtssaison in den USA weiter. So war der Mobil-Bezahldienst Square, die zweite Firma des Twitter-Chefs Jack Dorsey, wegen der Kosten für die Entwicklung neuer Geräte und der Beilegung eines Rechtsstreits tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Die Anleger sorgten sich Börsianern zufolge nun um die Finanzierung von Squares erfolgreichem Kreditprogramm für kleine Firmen. Die Aktien brachen um fast 22 Prozent ein.
Schlechte Nachrichten kamen auch von GoPro: Der Actionkamera-Spezialist hat weiterhin mit Geschäftsrückgängen zu kämpfen. Im vergangenen Quartal hatte sich der Umsatz im Jahresvergleich halbiert, zudem war ein unerwartet hoher Verlust entstanden. Für die Papiere ging es um 2,33 Prozent nach unten.
Der US-Medienkonzern Charter Communications hat von der US-Kartellbehörde FCC grünes Licht für die angestrebte Übernahme seines grösseren Rivalen Time Warner Cable (TWC) bekommen. Allerdings wurde die Genehmigung nur unter Bedingungen erteilt. Nachdem zuvor bereits der Präsident der FCC und das US-Justizministerium die Übernahme unter Auflagen unterstützt hatten, war die Nachricht für Branchenkenner keine Überraschung mehr. Die Aktienkurse von Charter und TWC reagierten entsprechend kaum.
Das Verlagsgeschäft von Medienmogul Rupert Murdoch hatte im dritten Quartal wie von Experten erwartet weniger abgeworfen als im Vorjahr. Unter dem Strich hatte News Corp 149 Millionen Dollar verloren, vor einem Jahr hatte es noch ein Plus von 23 Millionen Dollar gegeben. Die Anleger waren offenbar zufrieden, die Titel legten um 4,35 Prozent zu.
Der Kurs des Euro hielt sich im späten US-Handel knapp über der Marke von 1,14 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,1427 (Donnerstag: 1,1439) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8751 (0,8742) Euro. Richtungweisende zehnjährige Anleihen fielen um 9/32 Punkte auf 98 20/32 Punkte. Sie rentierten mit 1,784 Prozent. (awp/mc/upd/ps)