New York – Neuerliche Gerüchte über ein mögliches Einschreiten der US-Notenbank Fed haben am Freitag die US-Börsen gestützt. Nach anfänglichen Verlusten änderten die Indizes abrupt die Richtung und brachten am Ende kleine Gewinne ins Ziel. Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Aufschlag von 0,77 Prozent im Plus bei 13.157,97 Punkten. Auf Wochensicht verlor der Index allerdings 0,88 Prozent. Der breiter gefasste S&P 500-Index kletterte am Freitag um 0,65 Prozent auf 1.411,13 Zähler. An der Technologiebörse Nasdaq stieg der Composite Index um 0,54 Prozent auf 3069,79 Punkte, und der Auswahlindex Nasdaq 100 nahm einen Aufschlag von 0,58 Prozent auf 2.778,05 ins Wochenende.
Die Hoffnung auf ein Einschreiten des Federal Reserve Board wurde vor allem durch einen am Freitag bekannt gewordenen Brief von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke an den republikanischen Abgeordneten im US-Repräsentantenhaus, Darrell Issa, befeuert. In dem auf den vergangenen Mittwoch datierten Brief schreibt Bernanke von «weiterem Raum für Konjunkturmassnahmen», um die Erholung der Wirtschaft zu stärken . Die Fed werde vor möglichen Schritten aber die weiteren Konjunkturdaten genau im Auge behalten. «Die Märkte hoffen immer noch auf ein Einschreiten der Fed, welcher Art es auch sei», sagte ein Börsianer. Ein anderer Beobachter sagte, Bernanke habe damit noch einmal verunsicherten Anlegern die Sorgen nehmen wollen.
Neue Konjunkturdaten aus dem Industriesektor hatten zunächst nicht für Schwung sorgen können, am Ende setzte sich jedoch eine positive Interpretation des Zahlenmaterials durch. Die vor Börsenbeginn vorgelegten Daten waren gemischt ausgefallen: In den USA hatten die Auftragseingänge für langlebige Güter deutlich stärker zugelegt als erwartet. Allerdings gab es einen Wermutstropfen, denn das Plus war einem Anstieg bei den Transportaufträgen zu verdanken gewesen. Letztere herausgerechnet, hatte sich ein Rückgang ergeben. Experten hatten hier jedoch auch mit einem Zuwachs gerechnet. Börsianer deuteten dies ebenfalls als Argument, dass die US-Notenbank doch noch zu einem neuen Anleihenkaufprogramm greifen könnte, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Im Dow notierten Intel am Indexende mit gut einem halben Prozent Abschlag. Das Barometer führten die Papiere von Verizon Communications mit einem Kursplus von 2,18 Prozent auf 43,17 US-Dollar an. Damit reagierten die Anleger positiv auf das vorläufige Ende eines Verfahrens, in dem es um Patenrechtsverletzungen gegenüber dem kalifornischen Unternehmen ActiveVideo ging. Verizon muss nun Lizenzgebühren in Höhe von 115 Millionen Dollar zahlen, darf aber sein Video-on-Demand-Angebot an spezielle Kunden aufrecht erhalten.
Wegen Unternehmensnachrichten ebenfalls im Mittelpunkt standen die Aktien des Pharmakonzerns Eli Lilly im Blickpunkt. Die Papiere kletterten um 3,44 Prozent auf 43,86 US-Dollar, obwohl der US-Pharmakonzern einen Rückschlag bei der Entwicklung eines Alzheimer-Mittels hatte einräumen müssen. In einer Phase-III-Studie hatte der Wirkstoff Solanezumab das Studienziel nicht erreicht. Bei einigen Patienten hatte der Wirkstoff laut dem Unternehmen aber eine Verschlechterung des Zustandes verlangsamt.
Titel des Branchenkollegen Watson Pharmaceuticals legten um knapp sechs Prozent zu. Das Unternehmen hatte von der US-Medikamentenaufsicht FDA die Genehmigung eines Nachahmerprodukts für das Hautmittel Lidoderm erhalten.
Papiere des iPhone-Herstellers Apple , die sich nach der richterlichen Entscheidung im Streit mit dem südkoreanischen Wettbewerber Samsung zunächst verbilligt hatten, schlossen 0,15 Prozent fester bei 663,35 Dollar. Ein Bezirksgericht in Seoul hatte den Vorwurf von Apple zurückgewiesen, Samsung habe mit dem Galaxy-Smartphone das Design des iPhone abgekupfert. Das Gericht verurteilte jedoch beide Smartphone-Schwergewichte zu Geldstrafen wegen gegenseitiger Verletzung von Patenten. Beide Unternehmen dürfen nun bestimmte Produkte in Südkorea nicht mehr verkaufen.
Die Papiere von Autodesk ADSK.NAS sackten um 15,63 Prozent ab, nachdem das auf 3D-Design spezialisierte Softwareunternehmen schwache Zahlen zum zweiten Quartal geliefert und einen enttäuschenden Umsatzausblick gegeben hatte. (awp/mc/pg/cs)