US-Schluss: Dow sackt 1,7% auf 24’609 Punkte ab
New York – Am US-Aktienmarkt herrscht Ausverkaufsstimmung: Die Indizes haben am Donnerstag ihre Talfahrt noch einmal deutlich beschleunigt. Für den Dow Jones Industrial ging es um 1,68 Prozent abwärts auf 24’608,98 Punkte. Händler begründeten die Verluste mit einer Mischung aus hoher Bewertung, den Sorgen wegen einer zunehmend protektionistischen Politik des US-Präsidenten Donald Trump sowie der Furcht vor rasch steigenden Leitzinsen.
Bereits am Vortag war der Dow deutlich gesunken. Die Februar-Bilanz fiel in der Folge mit minus 4,3 Prozent sehr schwach aus und war erstmals seit März 2017 wieder negativ. Am Donnerstag rutschte der breit gefasste S&P 500 um 1,33 Prozent ab auf 2677,67 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 1,52 Prozent auf 6750,54 Punkte.
Trump hatte am Donnerstag angekündigt, in der nächsten Woche Strafzölle für Stahl- und Aluminiumimporte zu verhängen. Damit schottet der Republikaner die US-Wirtschaft immer mehr gegen ausländische Konkurrenz ab und riskiert einen Handelskrieg. Investoren beunruhigt dies zusehends. «Protektionismus ist nicht die Antwort», sagte zudem der einflussreiche Chef der regionalen Notenbank von New York, William Dudley. Er ergänzte, Strafzölle würden «oftmals nach hinten losgehen» und letztlich die Beschäftigten in den relevanten Branchen treffen.
Der neue US-Notenbankchef Jerome Powell sieht derweil keine Anzeichen für eine Überhitzung der Wirtschaft. Es sei daher weiterhin angemessen, die Leitzinsen graduell anzuheben, sagte Powell am Donnerstag vor dem Bankenausschuss des US-Senats. Er dämpfte damit etwas die Spekulationen auf allzu kräftige Zinserhöhungen. Investoren sorgen sich aber dennoch, dass die Zinsen schneller steigen könnten als zunächst gedacht. In diesem Fall könnten Aktien verglichen mit Anleihen an Attraktivität verlieren.
Konjunkturseitig hatten die Anleger am vorletzten Handelstag der Woche eine Menge Daten zu verarbeiten. Unter anderem fielen die neuesten Inflationsdaten im Rahmen der Erwartungen aus. Die Daten gelten aus Sicht der US-Notenbank als wichtige Kennziffer für die Teuerung – und damit auch für die künftige Geldpolitik. Zudem hatte sich die Stimmung in der US-Industrie im Februar überraschend stark aufgehellt.
Die Aktienkurse von US-Stahlproduzenten schnellten im Zuge der Aussagen Trumps zu Strafzöllen für Stahl- und Aluminiumimporte nach oben. US Steel gewannen 5,75 Prozent, AK Steel sogar 9,50 Prozent. Für Nucor Corporation ging es um 3,26 Prozent hoch. Die Anteile des Aluminiumkonzerns Alcoa standen am Ende des Tages jedoch nur mit 0,22 Prozent im Plus.
Im Autosektor gab es Absatzzahlen für Februar. Bei Fiat Chrysler waren die Verkäufe weitaus weniger stark gefallen als erwartet. Bei Ford und General Motors (GM) sanken sie hingegen etwas stärker als gedacht. Fiat-Chrysler-Aktien verloren 2,83 Prozent, Ford 3,02 Prozent und GM 3,96 Prozent.
Der Softwarehersteller Salesforce blickt nach einem überraschend guten Jahresabschluss zuversichtlicher in die Zukunft als gedacht. Die Cloud-basierten Produkte des Konzerns sollen den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr beflügeln. Die Aktien zogen um 2,74 Prozent an.
Um 0,94 Prozent nach oben ging es für die Anteilsscheine von Mylan,womit sie ihre anfangs sehr hohen Kursgewinne deutlich reduzierten. Die Konkurrenz bei Nachahmer-Medikamenten in den USA hatte dem Generika-Hersteller zwar Ende 2017 deutlich zu schaffen gemacht, dennoch zeigte sich Konzernchefin Heather Bresch zuversichtlich für 2018 und will Umsatz und Gewinn deutlich steigern.
Unter den Einzelhändlern hatte die Elektronikkette Best Buy mit ihrem Umsatzausblick die Markterwartung übertroffen, was die Aktien um 3,95 Prozent antrieb. Die Papiere von Kohl’s sackten indes nach Geschäftszahlen um 5,05 Prozent ab.
Im Dow-Index waren die Aktien des Flugzeugbauers Boeing das Schlusslicht mit minus 3,46 Prozent. Auch die Anteile des Baumaschinenherstellers Caterpillar waren mit minus 2,85 Prozent erneut sehr schwach.
Der Euro zog im New Yorker Handel deutlich an bis auf ein Tageshoch bei 1,2270 US-Dollar. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,2264 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,2171 (Mittwoch: 1,2214) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8216 (0,8187) Euro. Am Anleihemarkt stiegen richtungsweisende zehnjährige Papiere um 13/32 Punkte auf 99 15/32 Punkte. Ihre sank daher im Vergleich zum frühen Handel auf 2,81 Prozent. (awp/mc/ps)