New York – Ein neuerlicher Angriff des Iran auf Israel hat am Dienstag die Lage im Nahen Osten verschärft und die Börsen unter Druck gesetzt. In New York erwischte es dabei Technologiewerte besonders stark, wie zum Börsenschluss das Minus von 1,43 Prozent für den Nasdaq 100 beim Stand von 19.773,30 Punkten zeigte. Aktien von Chipherstellern wie Nvidia , Intel und Micron verloren zwischen 3 und 4 Prozent.
Kursgewinne bei Öl- und Rüstungsaktien trugen dazu bei, dass Standardwerte insgesamt etwas glimpflicher davon kamen. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial gab um 0,41 Prozent auf 42.156,97 Punkte nach. Für den marktbreiten S&P 500 , der am Vortag kurz vor dem Handelsende seine Bestmarke nur knapp verfehlt hatte, ging es um 0,93 Prozent auf 5.708,75 Punkte nach unten.
Tatsache ist, dass der Start für die US-Anleger in den Monat Oktober und ins Schlussquartal misslang. US-Wirtschaftsdaten zur Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe und zum Arbeitsmarkt gerieten am Dienstag angesichts der eskalierenden kriegerischen Auseinandersetzung im Nahen Osten in den Hintergrund.
Bereits vor der Attacke des Iran auf Israel hatte am Nachmittag die US-Regierung vor einem «unmittelbar bevorstehenden» Raketenangriff gewarnt. Ein solcher direkter Angriff werde schwerwiegende Folgen für den Iran haben, hiess es in einer Mitteilung eines Regierungsvertreters, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. US-Präsident Joe Biden wies das US-Militär an, auf Israel gerichtete iranische Raketen abzuschiessen. Später gab Israel Entwarnung. Marktbeobachter sagten, es müsse nun abgewartet werden, ob die Situation weiter eskaliere. Wenn nicht, könnten sich die Börsen auch schnell wieder erholen.
Ölwerte profitierten von den Nachrichten aus dem Nahen Osten, weil damit die Gefahr einer Verknappung des Rohstoffs verbunden ist. ConocoPhillips schlossen 3,9 Prozent fester, Exxonmobil gewannen 2,3 Prozent und Chevron legten um 1,7 Prozent zu. Die Ölpreise zogen stark an. Auch im Rüstungssektor gab es Gewinne, nicht ungewöhnlich in Kriegszeiten. Lockheed Martin verbuchte einen Zuwachs von 3,6 Prozent.
Im Blick stand ausserdem ein Hafenstreik an der Ost- und Golfküste der USA, womit sämtliche Warenströme in den betroffenen Häfen gestoppt wurden. Analysten befürchten, dass der Ausstand zu Lieferengpässen und höheren Preisen für die Verbraucher führen und die US-Wirtschaft Milliarden US-Dollar kosten könnte. Aktien von Logistikern litten unter den Entwicklungen: Fedex und United Parcel Service gaben um 1,5 beziehungsweise 2,3 Prozent nach.
Die in den zurückliegenden Wochen schwachen Papiere von Boeing stemmten sich mit plus 1,4 Prozent gegen einen Bericht, wonach sich der Flugzeugbauer mindestens 10 Milliarden Dollar über den Verkauf neuer Aktien beschaffen möchte. Ziel sei es, die durch den laufenden Streik von 33.000 Arbeitern erschöpften Barreserven wieder aufzufüllen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Eine Kapitalerhöhung wäre nicht wirklich überraschend, sagte ein Analyst.
Der Euro gab nach. Es belastete die gestiegene Erwartung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bereits im Oktober die Leitzinsen senken könnte. Nach dem Schluss an der Wall Street kostete die Gemeinschaftswährung 1,1069 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1086 (Montag: 1,1196) US-Dollar festgesetzt, womit der Dollar 0,9020 (0,8931) Euro gekostet hatte. Die sich weiter zuspitzende Lage im Nahen Osten bewegte den Devisenmarkt kaum.
Am US-Anleihemarkt stieg der Terminkontrakt für zehnjährige Papiere (T-Note Future) um 0,38 Prozent auf 114,72 Punkte. Die Rendite von Anleihen mit dieser Laufzeit sank im Gegenzug auf 3,74 Prozent. (awp/mc/ps)