New York – Nach ihren moderaten Vortagesgewinnen haben an den US-Aktienbörsen die Kurse am Donnerstag kräftig nachgegeben. Laut Beobachtern belasteten vor allem die Hängepartie im Griechenland-Schuldenstreit sowie die Turbulenzen an den Anleihemärkten die Stimmung. Zudem brachten sinkende Öl- und Metallnotierungen die Aktien von Rohstoffkonzernen unter Druck.
Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Verlust von 0,94 Prozent auf 17’905,58 Punkte – und stand damit so tief wie seit Anfang Mai nicht mehr. Ähnlich war die Entwicklung im marktbreiten S&P-500-Index , der um 0,86 Prozent auf 2095,84 Prozent auf Punkte nachgab. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,73 Prozent auf 4487,03 Zähler.
Der Streit um die Schulden Griechenlands bleibt eine Hängepartie. Am Mittwoch hatte ein Spitzentreffen in Brüssel zwar eine Annäherung, aber noch keine Lösung gebracht. Ein ursprünglich für Freitag geplantes weiteres Zusammenkommen auf höchster Ebene findet Kreisen zufolge nun doch nicht statt. Derweil spielt Athen weiter auf Zeit. Am Abend teilte der Internationale Währungsfonds (IWF) mit, dass die griechische Regierung die im Juni vier fälligen Raten an den gebündelt zahlen darf. Spätester Zahlungstermin wäre damit Ende Juni. Eigentlich wäre an diesem Freitag eine Tranche von gut 300 Millionen Euro fällig gewesen.
Im Blick hielten die Investoren auch die Anleihemärkte: Nach den neuerlichen Turbulenzen an den Rentenmärkten entspannte sich die Lage bei US-Staatsanleihen und auch in anderen Ländern zuletzt wieder etwas – doch blieben die Anleger am Aktienmarkt weiter vorsichtig. Die Beruhigung an den Rentenmärkten sorgte auch für einen Anstieg beim US-Dollar, der in den vergangenen Tagen kräftig unter Druck geraten war. Eine steigende US-Währung verteuert jedoch die Waren der US-Exporteure, weshalb ihre Produkte im Ausland weniger gefragt sein könnten.
Nur kurzfristig hatten weitere Nachrichten des Internationalen Währungsfonds für bessere Laune bei den Investoren sorgen können. Dieser hatte für eine spätere Leitzinserhöhung in den USA plädiert. Am Ende aber konzentrierten sich die Anleger auf die von 3,1 auf 2,5 Prozent gesenkte Prognose des IWF für die weltgrösste Volkswirtschaft in diesem Jahr.
Angesichts der wirtschaftlichen Aussichten hält der IWF eine Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed erst im ersten Halbjahr 2016 für sinnvoll. Bislang rechnen die meisten Experten damit, dass die Fed in diesem Sommer oder im Herbst die Zinsen erhöht. Das billige Geld der Notenbanken lässt seit Jahren die Aktienmärkte kräftig brummen.
Daher warten die Investoren nun sehr gespannt auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung an diesem Freitag. Der ist wichtig, weil die US-Notenbank Fed ihre Entscheidung über den Zeitpunkt einer ersten Zinsanhebung unter anderem auch stark vom Arbeitsmarkt abhängig macht. Am Donnerstag waren bereits die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten veröffentlicht worden, die etwas besser als erwartet ausgefallen waren.
Weitaus weniger ereignisreich sah die Lage auf Unternehmensseite aus: Neue Verkaufsspekulationen schoben die Aktien der Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile US an: Von den anfänglich höheren Kursgewinnen blieben am Ende noch rund zweieinhalb Prozent Kursplus. Der amerikanische Satellitenfernsehanbieter Dish sei interessiert, berichtete das «Wall Street Journal».
Zudem bewegte eine Studie der US-Investmentbank JPMorgan. Sie hatte eine frische Kaufempfehlung für die Aktien von AT&T ausgesprochen, den Konkurrenten Verizon Communications aber wegen des geringeren Kurspotenzials abgestuft. AT&T kletterten um 0,69 Prozent nach oben, Verizon waren mit 2,00 Prozent Minus einer der grössten Dow-Verlierer. Einziger Gewinner im Leitindex waren die Papiere von Goldman Sachs, die moderat zulegten.
Papiere von Ölkonzernen wie ExxonMobil und Chevron Corp. verloren im Sog der gesunkenen Ölpreise jeweils knapp 1 Prozent. (awp/mc/ps)