New York – Die Wall Street hat am Mittwoch nach einem vorübergehenden Durchhänger mit moderaten Gewinnen geschlossen. Damit legte sie den Schalter nach zwei schwächeren Tagen wieder um – trotz deutlich abgerutschter Ölpreise und der Zurückhaltung der Anleger vor womöglich marktbewegenden Ereignissen am Donnerstag.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial ging 0,18 Prozent höher bei 21’173,69 Punkten über die Ziellinie. Der marktbreite S&P-500-Index gewann 0,16 Prozent auf 2433,14 Punkte und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 0,36 Prozent auf 5877,59 Zähler vor.
Zwischenzeitlich hatte der Ölpreisrutsch nach dem wöchentlichen Ölbericht des US-Energieministeriums die moderaten Gewinne komplett ausradiert. Diesem zufolge sind die Rohölbestände der Vereinigten Staaten gestiegen und nicht wie von Experten erwartet zurückgegangen.
Zudem warf auch der ereignisreiche Donnerstag bereits seine Schatten voraus. Erst einmal steht die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Fokus. Eine Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg, der zufolge die Währungshüter ihre Inflationsprognosen senken werden, löste heftige Ausschläge beim Eurokurs aus. Dies wäre ein recht starker Hinweis, dass sich die Notenbank bei der perspektivischen Straffung ihrer Geldpolitik viel Zeit lassen dürfte.
Später sollte die teils öffentliche Anhörung des gefeuerten FBI-Chefs James Comey und weiterer führender Geheimdienstler vor einem Ausschuss des US-Senats die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es geht darum, ob US-Präsident Donald Trump ihn um eine Einstellung der Ermittlungen gegen den ehemaligen Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn wegen dessen Kontakten zu Russland gebeten hatte. Comey bekräftigte zuletzt diese Vorwürfe. Das geht aus einem schriftlichen Statement hervor, das der Geheimdienstausschuss des US-Senats zur bevorstehenden Anhörung veröffentlichte.
Ebenfalls gespannt sind die Anleger auf den Ausgang der Parlamentswahlen in Grossbritannien. Schon vor dem jüngsten Terroranschlag in London war der Vorsprung der Konservativen von Regierungschefin Theresa May vor der Arbeiterpartei Labour in den Umfragen zusammengeschrumpft.
Zu den Gewinnern an der Wall Street gehörten am Mittwoch die Aktien des Elektroautobauers Tesla : Nach einem erneuten Rekordhoch gewannen sie letztlich 1,93 Prozent. Tesla setzt grosse Hoffnungen auf seinen geplanten Elektro-SUV für den Massenmarkt. Unternehmenschef Elon Musk stellt das Modell mit dem Namen «Model Y» bereits für 2019 in Aussicht.
Beim Grafikchiphersteller Nvidia reichte es nach einer ebenfalls erneuten Bestmarke am Ende für ein Plus von 1,21 Prozent. Im vergangenen Jahr waren die Aktien mit einem beeindruckenden Kursgewinn von knapp 224 Prozent bester Wert im S&P 500 gewesen.
Ebenfalls weiter zulegen konnten die Technologie-Schwergewichte Apple , Amazon und Alphabet . Beim iPhone-Hersteller reichte eine bestätigte Kaufempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs für ein Kursplus von 0,60 Prozent. Amazon legten um 0,70 Prozent zu. Zuletzt verschärfte der Online-Händler den Konkurrenzkampf mit dem Shopping-Riesen Wal-Mart durch Sonderangebote für arme US-Bürger. Die Aktien der Google-Mutter Alphabet gewannen 0,49 Prozent.
Ansonsten bewegten Analystenkommentare. Die Anteilscheine des Softdrinkherstellers Coca-Cola waren mit minus 1,02 Prozent Schlusslicht im Dow, nachdem die Bank of Montreal (BMO) sie auf «Market perform» abgestuft hatte. Gleiches galt für die im S&P 500 gelisteten Titel des Konkurrenten PepsiCo , die aber nur um 0,55 Prozent nachgaben. Zu den Favoriten im Dow gehörte indes der Krankenversicherer UnitedHealth Group mit plus 1,32 Prozent. Morgan Stanley hatte die Beobachtung der Papiere mit einer Kaufempfehlung aufgenommen.
Der Eurokurs lag nach heftigen Schwankungen zuletzt bei 1,1263 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,1217 (Dienstag: 1,1258) Dollar festgesetzt. Richtungweisende US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit sanken um 9/32 Punkte auf 101 24/32 Punkte und rentierten mit 2,18 Prozent. (awp/mc/upd/ps)