New York – Die US-Börsen haben am Donnerstag neuen Schwung erhalten. Die Anleger bewerteten weiter die Zinssignale der US-Notenbank Fed vom Vortag und aktuelle Konjunkturdaten. Zudem wirft der monatliche Arbeitsmarktbericht bereits seine Schatten voraus. Er wird am Freitag veröffentlicht. Vorher legt das Schwergewicht Apple am Donnerstag nach Börsenschluss seinen Quartalsbericht vor.
Der Dow Jones Industrial beendete den Tag mit einem Plus von 0,85 Prozent auf 38’225,66 Punkte. Der S&P 500 gewann 0,91 Prozent auf 5064,20 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg um 1,29 Prozent auf 17’541,54 Zähler.
Fed-Präsident Jerome Powell hatte am Vortag unzureichende Fortschritte bei der Eindämmung der Inflation eingeräumt, aber beruhigt, dass Zinsanhebungen unwahrscheinlich seien. Vielmehr signalisierte er, dass die Leitzinsen in diesem Jahr wahrscheinlich noch gesenkt werden, auch wenn er über die Anzahl möglicher Zinsschritte ausweichende Bemerkungen machte.
Die Konjunkturdaten fielen solide aus, was den derzeitigen Kurs der Fed zusätzlich zu rechtfertigen scheint. Der Arbeitsmarkt bleibt, gemäss den wöchentlichen Job-Zahlen, nach wie vor robust, während die Lohnstückkosten im ersten Quartal deutlicher als erwartet stiegen. Die Auftragseingänge für die Industrie im März legten im Monatsvergleich weiter und sogar etwas stärker zu als erwartet, sofern Transportgüter wie Flugzeuge herausgerechnet werden.
Vor der Vorlage von Apple-Zahlen ging der Blick erst einmal in Richtung anderer Unternehmen. Die Aktien des iPhone-Herstellers legten derweil um 2,2 Prozent zu, doch die bisherige Jahresbilanz ist mit einem Minus von rund 10 Prozent negativ. Dow-Spitzenreiter waren die Aktien von Boeing mit plus 4,3 Prozent. Sie erholten sich damit weiter von ihrem erst kürzlich erreichten Anderthalb-Jahres-Tief.
Im Nasdaq 100 zählten Qualcomm nach Quartalszahlen zu den besten Werten und legten um 9,7 Prozent zu. Der Anbieter von Prozessoren und 5G-Modems signalisierte eine Erholung des Smartphone-Marktes und übertraf mit seiner Umsatzprognose für das laufende Quartal die Erwartungen. Der Konzern setzt unter anderem auf leistungsstarke Chips für KI-Anwendungen.
Der Impfstoffhersteller Moderna gab einen geringer als befürchteten Quartalsverlust bekannt. Die Aktie setzte sich mit plus 12,7 Prozent an die Index-Spitze.
Doordash sanken am Nasdaq-100-Ende um 10,3 Prozent. Der Essenlieferdienst schlug die Anleger mit seinem Gewinnausblick auf das laufende Quartal in die Flucht. Ähnliches machte Linde , denn der Industriegashersteller und Anlagenbauer senkte seine Prognose für den bereinigten Jahresgewinn je Aktie. Das sorgte für Kursverluste von 5,2 Prozent und schickte die Aktie an das Ende des S&P 100 .
Ansonsten standen unter anderem noch Fastly , ein Anbieter von Cloud-Computing-Diensten und die Online-Handelsplattform Ebay mit Zahlen im Blick. Bei Ebay enttäuschte der Ausblick ebenfalls, was den Aktien ein Minus von 3,3 Prozent eintrug.
Für Fastly ging es um 32 Prozent abwärts, nachdem das Unternehmen seine Jahresziele gesenkt hatte. Die Bank of America reagierte prompt. Sie stufte die Aktie gleich um zwei Stufen ab, von «Buy» auf «Reduce». Das Kursziel kappte sie von 18 auf 8 Dollar. Die Jahresprognose mache Probleme deutlich, schrieb Analystin Madeline Brooks und sieht gleich mehrere kurzfristige Risiken. Sie verwies unter anderem auf eine Schwäche bei den Top-15-Kunden sowie Marktanteilsverluste und hält die Jahresziele noch nicht für ausreichend gesenkt.
Der Euro legte im US-Handelsverlauf spürbar zu und kostete zum Börsenschluss 1,0728 Dollar. Kurz nach dem Aktienmarktstart war sie noch für 1,0675 Dollar zu haben gewesen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0698 (Dienstag: 1,0718) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9348 (0,9330) Euro.
Am US-Rentenmarkt stieg der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen (T-Note-Future) zuletzt um 0,13 Prozent auf 108,25 Punkte. Die Rendite betrug 4,59 Prozent. (awp/mc/pg)