New York – Die Unsicherheit um eine mögliche Amtsenthebung des US-Präsidenten hat die Wall Street am Dienstag teils stark belastet. Nachdem der Dow Jones Industrial im frühen Handel noch von Entspannungssignalen im Handelsstreit mit China profitierte hatte, fiel der US-Leitindex am Ende um 0,53 Prozent auf 26’807,77 Punkte und knüpfte damit an seine in der Vorwoche erlittenen Verluste an. Zwischenzeitlich war das Börsenbarometer um fast 1 Prozent abgesackt.
Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Dienstag um 0,84 Prozent auf 2966,60 Punkte nach unten. Der technologielastige und damit konjunktursensible Auswahlindex Nasdaq 100 litt besonders unter der wieder gestiegenen Nervosität der Anleger und knickte um 1,39 Prozent auf 7710,04 Punkte ein. Der auch als «Angstbarometer» bezeichnete S&P 500 Volatilitätsindex Vix schnellte auf das höchste Niveau seit Anfang September.
Die Debatte unter den Demokraten über ein mögliches Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump nahm deutlich an Fahrt auf. Hintergrund sind Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit der Ukraine und dem demokratischen Präsidentschaftsbewerber Joe Biden. Die Frontfrau der Demokraten, die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, wollte sich am Dienstagnachmittag (Ortszeit) zum weiteren Vorgehen äussern, wie mehrere US-Medien berichteten. Mit Spannung wurde erwartet, ob sich Pelosi für ein solches Verfahren aussprechen und womöglich konkrete Schritte ankündigen könnte. Trump kündigte an, dass am Mittwoch Dokumente zur eigenen Entlastung publik gemacht werden sollten.
Ein sogenanntes Impeachment könnte zwar mit der Mehrheit der Demokraten im Abgeordnetenhaus angestrengt werden. Die Entscheidung über eine tatsächliche Amtsenthebung aber liegt im Senat, wo Trumps Republikaner die Mehrheit haben. Die Erfolgsaussichten eines solchen Verfahrens sind also begrenzt.
Auf Unternehmensseite standen unter anderem die Aktien von Blackberry im Fokus. Der einstige Smartphone-Pionier und jetzige Software-Anbieter hatte die Erwartungen an das zweite Quartal verfehlt und zudem die Umsatzprognose für das Gesamtjahr gesenkt. Die Anteilscheine knickten um knapp 23 Prozent ein und bewegten sich damit auf dem Niveau von Dezember 2013.
Im Dow setzten die Aktien des Einzelhandelsriesen Walmart ihre wochenlange Rally fort und gewannen 0,7 Prozent. Bei 119,86 Dollar hatten sie im Verlauf den höchsten Stand ihrer Geschichte erreicht.
Schusslicht im Nasdaq 100 waren die Aktien des Elektroautobauers Tesla, die um 7,5 Prozent absackten. Sie litten unter schwachen Quartalszahlen des chinesischen Branchenkollegen Nio, dessen Papiere mehr als ein Fünftel an Wert verloren.
Die Anteilscheine von Sprint büssten mehr als 3 Prozent ein. Die US-Aufsichtsbehörde FCC ermittelt gegen den Mobilfunker wegen des Verdachts der missbräuchlichen Annahme von Zuschüssen für einkommensschwache Amerikaner, die gar keine Dienste von Sprint genutzt haben sollen.
Der Euro profitierte unter anderem von guten Konjunkturdaten aus Deutschland sowie Frankreich und notierte zuletzt bei 1,1019 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1003 (Montag: 1,0985) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9088 (0,9103) Euro gekostet. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen zogen angesichts der Verluste an der Wall Street um 25/32 Punkte auf 99 27/32 Punkte an und rentierten mit 1,640 Prozent. (awp/mc/ps)