New York – Die Wall Street hat am Mittwoch letztlich kaum auf Signale der US-Notenbank Fed für eine weiter lockere Geldpolitik reagiert. Der vor den Fed-Aussagen schwächelnde Dow Jones Industrial zog zwar zunächst erkennbar an. Zum Börsenschluss reichte es aber nur für ein Plus von 0,17 Prozent auf 17’935,74 Punkte. Damit blieb der Leitindex nicht nur unter seinem Tageshoch, sondern auch unter seinem Eröffnungskurs.
Auch die anderen Indizes schafften lediglich moderate Gewinne: Der marktbreite S&P 500 verabschiedete sich 0,20 Prozent fester bei 2100,44 Punkten und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 legte um 0,29 Prozent auf 4468,98 Punkte zu.
Die US-Währungshüter beliessen zum Abschluss ihrer zweitägigen Sitzung den Leitzins erwartungsgemäss nah bei null Prozent. Zum Zeitpunkt der lang erwarteten Zinswende äusserten sie sich nicht. Fed-Chefin Janet Yellen spielte die Bedeutung für diesen Schritt herunter.
Es sei weniger wichtig, wann die Leitzinsen erstmals stiegen, sagte Yellen. Entscheidender sei, in welchem Tempo die Zinsen nach einer ersten Anhebung erhöht würden. Wahrscheinlich werde die Fed dieses Tempo moderat halten.
Der genaue Zeitpunkt der Zinswende sei ausserdem nicht festgelegt, betonte die Notenbankchefin. Er hänge von der konjunkturellen Entwicklung ab. Bei späteren Zinsanhebungen werde man keinem «mechanistischen Ansatz» folgen oder nach einem «Fahrplan» vorgehen, die Zinsen also nicht nach einem festen Muster anheben.
Allerdings rechnen die Fed-Mitglieder für den Leitzins Ende 2016 und Ende 2017 nun mit etwas niedrigeren Werten. Niedrige Zinsen waren in den vergangenen Jahren der wichtigste Treibstoff für die Aktienkurse, da festverzinsliche Anlagen dann kaum eine Rendite abwerfen.
Derweil hielt die weiter schwelende Griechenland-Krise viele Anleger von grösseren Engagements ab. Einen Tag vor der mit Spannung erwarteten Sitzung der Euro-Finanzminister gehen die Vermittlungsbemühungen weiter. Angesichts fehlender Spar- und Reformvorschläge aus Athen wird in Brüssel keine schnelle Lösung erwartet. Beim Treffen am Donnerstag werde eine Bestandsaufnahme der gegensätzlichen Positionen erwartet, sagte ein Eurozonen-Verantwortlicher. Am 30. Juni läuft das schon zweimal verlängerte Hilfsprogramm für Athen auf europäischer Seite aus.
Unternehmensseitig sorgen zur Wochenmitte erneut vor allem Übernahmen und Spekulationen darum für Schlagzeilen. Im Poker um die Telekom-Tochter T-Mobile US will einem Bericht zufolge nun auch Comcast mitspielen. Die Telekom sei in Verkaufsgesprächen mit dem Kabel-Konzern, schreibt das «Manager Magazin» unter Berufung auf mehrere Insider.
Damit bekäme der US-Satellitenfernsehanbieter Dish einen Konkurrenten im Bieterkampf. Auch Dish soll in Verhandlungen mit der Telekom sein. Die Aktien von T-Mobile US verteuerten sich um 2,33 Prozent, während die Comcast-Titel 1,26 Prozent gewannen. Dish verbilligten sich hingegen um 0,81 Prozent.
Beim Biotech-Unternehmen Kythera Biopharmaceuticals sorgte die angekündigte Übernahme durch den Pharmakonzern Allergan für einen Kurssprung von 22,05 Prozent auf 74,11 US-Dollar. Der Kaufpreis von rund 2,1 Milliarden Dollar bewerte Kythera mit 75 Dollar je Aktie, teilten beide Unternehmen mit. Für die Allergan-Titel ging es um 0,26 Prozent hoch.
Der jüngst verstorbene Kasino-Mogul und Grossinvestor Kirk Kerkorian erfreute indes noch nach seinem Tod die Anteilseigner von MGM Resorts International. In seinem Testament verfügte er, dass das von ihm bis zuletzt geführte Investmentunternehmen Tracinda den 16-prozentigen Anteil am Hotel- und Spielcasinobetreiber verkaufen soll. Die MGM-Titel verteuerten sich um 1,73 Prozent.
Dagegen wurden einige Unternehmensbilanzen am Markt negativ aufgenommen. Der Logistikkonzern Fedex enttäuschte mit seinen Quartalszahlen, woraus ein Kursabschlag von 2,96 Prozent resultierte. Die Papiere von Adobe verloren nach einem schwachen Ausblick des Softwareanbieters 2,54 Prozent. (awp/mc/upd/ps)