New York – Die US-Aktienmärkte sind am Freitag mit Verlusten aus dem Handel gegangen. Einige Marktexperten machten dafür vor allem die Angst vor einem möglichen Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone (‹Grexit›) verantwortlich. Andere führten die Abgaben eher auf enttäuschende US-Konjunkturdaten zurück.
Der Dow Jones Industrial erholte sich im Verlauf zweimal von deutlicheren Abgaben und einem Fall unter die Marke von 18’000 Punkten, endete aber dennoch im Minus. Letztlich verlor der Leitindex 0,64 Prozent auf 18’010,81 Punkte. Daraus resultierte ein Wochenverlust von 1,2 Prozent, aber ein Monatsgewinn von rund 1 Prozent. Der S&P-500-Index fiel am Freitag um 0,63 Prozent auf 2107,39 Punkte. Der Nasdaq-100-Index büsste 0,60 Prozent auf 4508,25 Punkte ein.
Im griechischen Schuldendrama könnte bereits in Kürze der Vorhang fallen, schrieb Marktexperte Christian Henke vom Broker IG. Die Wahrscheinlichkeit eines «Grexit» sei zuletzt deutlich gestiegen. Noch im Juni müsse Athen rund 1,5 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. Zwar stünden 7,2 Milliarden Euro an Hilfsgeldern bereit, aber nur, wenn die Regierung in den kommenden sieben Tagen konkrete Reformpläne vorlege. Mittlerweile sei jedoch die Geduld der Geldgeber ausgereizt.
Das von der Universität Michigan erhobene US-Verbrauchervertrauen hatte sich im Mai weniger stark eingetrübt als erwartet. Die Stimmung der Einkaufsmanager in der Region Chicago hingegen war im Mai gesunken, während Volkswirte mit einem Anstieg gerechnet hatten. Die US-Wirtschaft war im ersten Quartal geschrumpft. Regierungszahlen zufolge sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf das Jahr hochgerechnet um 0,7 Prozent. In einer vorherigen Schätzung war noch ein leichter Zuwachs um 0,2 Prozent ermittelt worden.
Noch alarmierender beim BIP-Bericht sei jedoch, dass die bereinigten Vorsteuergewinne der US-Unternehmen zwischen Januar und März um 5,9 Prozent abgesackt seien, schrieb Analyst Jasper Lawler von CMC Markets. Dies sei – vor allem verursacht durch den starken Dollar – der stärkste Rückgang seit dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008. Das werfe die Frage auf, ob die Unternehmen ihre Profite weiter steigern können, ohne dass die US-Notenbank eingreife und den Dollar künstlich abwerte, so Lawler.
Auf Unternehmensseite richteten sich die Blicke erneut auf die Halbleiterbranche, wo derzeit das Übernahmefieber grassiert. Der weltgrösste Chiphersteller Intel will laut «New York Post» einen zweiten Anlauf zum Kauf des kleineren Konkurrenten Altera für rund 15 Milliarden Dollar wagen. Intel soll bereit sein, bis zu 54 Dollar je Altera-Aktie zu bieten – was einem Zuschlag von rund 15 Prozent auf den Schlusskurs vom Donnerstag entspräche. Altera-Aktien gewannen 4 Prozent, Intel-Papiere legten um 1,32 Prozent zu und gehörten damit zu den attraktivsten Werten im Dow-Jones-Index.
Offenbar steht nun auch bei den US-Krankenversicherern die lang erwartete Konsolidierung an: Laut dem «Wall Street Journal» Zeitung erwägt Humana , dem Verkauf an ein anderes Unternehmen zuzustimmen. Kaufinteresse hätten unter anderem die Wettbewerber Aetna und Cigna . Humana wird momentan an der Börse mit knapp 31 Milliarden US-Dollar bewertet. Die Aktien der Assekuranz sprangen um mehr als 20 Prozent nach oben. Aetna legten um 1,36, Cigna um 3,65 Prozent zu. Branchen-Platzhirsch UnitedHealth gehörte mit einem Aufschlag von einem halben Prozent zu den besten Werten im Dow. (awp/mc/upd/ps)