New York – An der Wall Street hat die unveränderte Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) für leichte Enttäuschung gesorgt. Es gebe derzeit keinen Bedarf für eine zusätzliche Stimulierung der Wirtschaft, hatte EZB-Präsident Mario Draghi nach der Zinssitzung der Notenbank am Donnerstag gesagt. Er dämpfte damit Erwartungen der Anleger an weitere Lockerungen, die auch dem Aktienmarkt zugute gekommen wären.
Der Leitindex Dow Jones Industrial gab um 0,25 Prozent auf 18’479,91 Punkte nach. Der S&P-500-Index verlor 0,22 Prozent auf 2’181,30 Punkte.
An der Technologiebörse Nasdaq, deren Indizes zur Wochenmitte noch Bestmarken aufgestellt hatten, schwächelten die Kurse noch etwas deutlicher: Der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 0,58 Prozent auf 4’804,00 Punkte und der Nasdaq Composite sank um 0,46 Prozent auf 5’259,48 Punkte.
Ein Analyst sah in den Worten Draghis sogar eine Vorlage für die US-Notenbank, den Leitzins noch in diesem Jahr ein weiteres Mal zu erhöhen. Höhere Zinsen aber würden Aktien gegenüber Anleihen weniger attraktiv erscheinen lassen.
Einige Unternehmensnachrichten sorgten derweil bei Einzelwerten für Bewegung. Bei Hewlett-Packard Enterprises (HPE) etwa stand ein Minus von mehr als drei Prozent zu Buche. Das Unternehmen, in dem bei der Zerschlagung von Hewlett-Packard im November 2015 das Geschäft mit IT-Dienstleistungen untergebracht worden war, enttäuschte mit seinem Nettoumsatz im dritten Geschäftsquartal.
Zudem legt HPE einen Teil seines Software-Geschäfts mit einem anderen Unternehmen zusammen. Programme für Bereiche wie Big Data, Sicherheit in Unternehmen oder Informations-Management sollen gemeinsam mit dem Anbieter Micro Focus entwickelt werden. Die HPE-Aktionäre sollen 50,1 Prozent an der gemeinsamen Firma halten.
Twitter-Papiere verloren nach einem Medienbericht knapp sechs Prozent. Laut dem Fernsehsender CNBC gibt es derzeit keine Übernahmeangebote für den angeschlagenen Kurznachrichtendienst.
Die Aktien von Apple fielen um 2,62 Prozent. Am Vortag hatte der Konzern noch mit der Präsentation neuer Produkte für Aufsehen gesorgt und den Kurs damit etwas gestützt. Nun reagierten Anleger enttäuscht, weil Apple keine Verkaufszahlen für das neue iPhone 7 veröffentlichten möchte.
Zu den Gewinnern im Dow gehörten hingegen die Ölwerte. So stiegen Chevron an der Index-Spitze um 1,21 Prozent und ExxonMobil gewannen knapp 1 Prozent. Die Ölpreise hatten nach überraschend gefallenen Zahlen zu den US-Ölreserven deutlich zugelegt.
Der Euro profitierte nur kurz von den Aussagen Draghis und kostete zuletzt 1,1255 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1296 (Mittwoch: 1,1237) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8853 (0,8899) Euro. Am US-Staatsanleihenmarkt fielen richtungweisende zehnjährige Papiere um 17/32 Punkte auf 99 3/32 Punkte und rentierten mit 1,597 Prozent. Zuvor war bekannt geworden. dass die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche überraschend gefallen war. (awp/mc/pg)