New York – Die US-Aktienmärkte haben am Donnerstag mit Gewinnen auf die Bekanntgabe des Sitzungsprotokolls der US-Notenbank reagiert. Die Fed gab keinen klaren Hinweis auf den Zeitpunkt einer ersten US-Zinserhöhung. Die Währungshüter wollen vorher mehr Klarheit über die weitere Konjunkturentwicklung haben, wie es in dem veröffentlichten Protokoll zur Fed-Sitzung vom 16. und 17. September hiess. Allerdings rechnen viele Fed-Mitglieder mit einer Zinsanhebung noch in diesem Jahr, während ein Grossteil der Marktteilnehmer nicht mehr daran glaubt.
Der Dow Jones Industrial schloss 0,82 Prozent höher bei 17’050,75 Punkten. Damit legte der Leitindex erstmals in diesem Jahr fünf Handelstage hintereinander zu, das Plus summiert sich auf fast 5 Prozent. Der breit gefasste S&P 500 stieg am Donnerstag um 0,88 Prozent auf 2013,43 Punkte. Der über weite Strecken klar im Minus notierende Technologieindex Nasdaq 100 rückte letztlich um 0,39 Prozent auf 4350,15 Punkte vor.
Laut Experten der kanadischen Scotiabank unterstreicht das Protokoll, dass eine Zinswende nicht allzu bald zu erwarten ist. «Wenn es für die Fed bei dem Treffen im September Sinn gemacht hat, weitere Daten abzuwarten, dann macht es jetzt umso mehr Sinn, weiter abzuwarten», hiess es in einer ersten Reaktion der Bank.
In den USA waren die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend stark zurückgegangen. Die Zahl war in der vergangenen Woche um 13 000 auf 263 000 gefallen, während Bankvolkswirte mit einem nur knappen Rückgang auf 274 000 Anträge gerechnet hatten.
Nach Handelsschluss präsentierte Alcoa die Geschäftszahlen für das dritte Quartal und läutete damit offiziell die Berichtssaison der Unternehmen in Nordamerika ein. Der Aluminiumkonzern verfehlte beim Gewinn jedoch die Markterwartungen und könnte damit am Freitag für Ernüchterung sorgen. Weil Aluminium in vielen Branchen eingesetzt wird, gelten die Alcoa-Zahlen als eine Art Konjunkturbarometer. Alcoa-Aktien verloren nachbörslich zuletzt 4,36 Prozent.
Unter den Einzelwerten standen ansonsten noch Ebay im Fokus, die mit einem Verlust von fast 6 Prozent ganz unten im Nasdaq-100-Index rangierten. Das Online-Auktionshaus hatte im September den Absatz nur um 1,1 Prozent gesteigert und damit das schwächste Wachstum der vergangenen zwölf Monate hingelegt. Zum Vergleich: Der gesamte E-Commerce-Umsatz in den USA wächst nach Angaben der Marktforscher von ComScore derzeit um rund 15 Prozent.
Die Aktien von EMC zählten mit einem Plus von 4,70 Prozent hingegen zu den Favoriten. Laut «Wall Street Journal» und «Financial Times» lotet die Datenspeicher-Firma einen Zusammenschluss mit dem PC-Hersteller Dell aus. Noch sei unklar, ob sie eine Komplettfusion anpeilten oder nur einzelne Konzernteile kombinieren wollten, berichteten die Zeitungen in der Nacht zum Donnerstag. Dell ist nicht mehr an der Börse notiert, nachdem Gründer Michael Dell das Unternehmen mit Unterstützung von Finanzinvestoren von der Börse genommen hatte.
Händler schenkten auch einer bekräftigten Kaufempfehlung für Apple-Aktien durch die Analysten von Piper Jaffray einige Aufmerksamkeit. Geholfen hat es den Papieren des iPhone-Herstellers jedoch nicht: Sie fielen um 1,16 Prozent und waren damit Schlusslicht im Dow.
Der Eurokurs stieg nach den Fed-Minutes klar über die Marke von 1,13 US-Dollar, fiel kurz darauf aber auf sein früheres Niveau zurück. Im US-Handel kostete die Gemeinschaftswährung zuletzt 1,1273 Dollar. Richtungweisende zehnjährige US-Staatsanleihen sanken um 9/32 Punkte auf 99 4/32 Punkte und rentierten mit 2,10 Prozent. (awp/mc/upd/ps)